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Palmenoase am Ayers Rock

Der 4. Tag beginnt wie die letzten Tage, nur eines ist anders: Der Gedanke, irgendwann auch weiter zu fahren. Das Schöne aber, ich habe nichts zu entscheiden und freue mich innerlich, daß ich es irgendwann einfach wissen werde, wenn die Zeit zum Aufbruch gekommen ist. Das Unterbewußtsein oder aber der Bauch führen weiter ihr Eigenleben und einige Stunden später ist urplötzlich der Gedanke da: Ich fahre! Jetzt! Ich muß ja die Einsamkeit gar nicht verlassen, will ich ja auch gar nicht, aber vielleicht finde ich noch ein schöneres Plätzchen ...

Eine weitere Stunde später bin ich wieder unterwegs - Generalrichtung Norden und Lac Iriqui, durch eine Lücke des "Grenzwall`s zu Algerien und weiter. Dann sehe ich ihn, den "Ayers Rock", einen riesigen Felsen, der mich von seiner Form auffallend an das australische Orginal, den Uluru, erinnert ... ganz klar, für mich heißt er Ayers Rock! Als ich ihn umrunde, sehe ich ihn, meinen nächsten Stellplatz: Eine einzige Palme in einem Oued, die erste Palme seit 4 Tagen. 2 oder 3 km quer durch die Wüste, dann habe ich ihn gefunden, den perfekten Platz, die wunderschöne Palme und einige Kilometer südlich von mir der Ayers Rock! Zum allerersten Mal seit Tagen höre ich etwas anderes als manchmal den Wind - das exotische Trällern eines Vogels! Auch an den folgenden Tagen höre ich fremartig klingende Vogelstimmen - ob sie arabisch sprechen? Berber? Französisch? Es ist einfach wunderschön! Wenn nicht, ja wenn nicht noch etwas anderes wäre, ebenso wie in Australien: die Fliegen! Ich sehe sie nicht, ich höre sie nicht aber in genau der Sekunde in der ich den Wanderer verlasse, sind sie da, als ob sie auf mich gewartet hätten ... Ruhe vor ihnen habe ich nur ab Sonnenuntergang und bis kurz nach Sonnenaufgang ...

Wie schon der Sandalenträger vor 2.000 Jahren bin ich in die Wüste gegangen, d.h., ich eben gefahren, um allein zu sein. Auch ich bekam, was man in der Wüste bekommt: Erleuchtung in Form einer grellen und unbarmherzigen Sonne am Tag und unfaßbare Dunkelheit in der Nacht. Bis auf meine Begegnungen mit Militär-Kontrollpunkten und -Streifen habe ich in den ganzen Tagen keinen einzigen Menschen zu Gesicht bekommen. Die einzigen Begegnungen waren mit Kamelen und 2 Wüstenantilopen ... ja, und den Fliegen! Was hat sich die Große Grüne Moorunkel nur dabei gedacht als sie diese erschaffen hat? Ich werde es wahrscheinlich nie erfahren ... Ob es die Fliegen vor 2.000 Jahren auch schon gegeben hat?

die Fahrt geht weiter nach Norden
die Fahrt geht weiter nach Norden
Grenzwall zu Algerien
zum 2. Mal passiere ich den Grenzwall zu Algerien
Kamelmutter mit Nachwuchs
eine Kamelmutter mit Nachwuchs am Grenzwall

 

meine Palmenoase
meine Palmenoase
Ayers Rock
mein marokkanischer Ayers Rock
Abendstimmung
Abendstimmung
Abendstimmung
Abendstimmung

 

In der Dunkelheit, an meiner Palme, zu sitzen, ist genauso überwältigend wie am allerersten Tag - ich kann mich an diesem Bild einfach nicht sattsehen!!! Vorgestern war der Mond seit langer Zeit zum ersten Mal wieder als schmale Sichel auf 1/3 der Höhe der Venus sichtbar ... gestern waren es 2/3 und heute hat er die Venus erreicht, und, obwohl immer noch eine Sichel, taucht er mittlerweile alles in fahles Licht! ... es ist schon erstaunlich, wie sich die Wahrnehmung und die Interessen hier in der Einsamkeit der Wüste ändern. Ich registriere, wie sich die Erscheinung und Position des Mondes von Tag zu Tag ändert, ich sitze am Lagerfeuer unter offenem Sternenhimmel und kann das Wunder über mir weder begreifen noch den Blick davon lassen.

 

Abendstimmung

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Rückfahrt in die Zivilisation

Irgendwann hörte ich ein Geräusch, das einfach nicht hierher gehörte! Schon die Tasache an sich, daß es ein Geräusch gab, ließ mich aufmerksam werden - ein gleichmäßiges Rauschen, welches langsam lauter wurde. Ein Flugzeug? Seit ich soweit unten im Süd-Osten Marokkos war, habe ich noch nicht ein einziges Mal einen Kondenzstreifen am Himmel gesehen ... und jetzt? Das Rauschen wurde immer lauter und gleichermaßen die Erkenntnis: Schnell drehende Reifen die genau auf mich zuhalten - und dann kamen sie über die letzte Kuppe: Wieder ein Militärjeep, 4 Soldaten. 2 stiegen aus, legten sich ihre Koppel um und kamen auf mich zu. Wie üblich folgte eine sehr freundliche Begrüßung und dann die Fragen, wer ich sei, woher ich komme und was ich hier mache. Zum Glück konnten wir uns diesmal hervorragend und vollständig auf Englisch unterhalten. Nach der -ebenfalls üblichen- Paßkontrolle hörte ich nur noch "pas de problem" und wieder verabschiedete man sich auf sehr höfliche und nette Art, wünschte mir noch eine schöne Zeit - und dann war ich wieder allein. Wow! Kein weiterer Kommentar ...

Nach 3 Tagen an meiner Oase breche ich wieder auf, weiter in Richtung Norden. Ziel ist der Lac Iriqui und anschließend weiter über M`Hamid bis Zagora - eine Fahrt von 3,5 Tagen ... Dabei folge ich keiner vorgegebenen Route mehr, sondern navigiere nur noch nach Richtungen und mehr oder weniger vorhandenen Pisten - die unterschiedlicher wieder kaum sein können. Gute Fahrtabschnitte wechseln sich ab mit erbarmungsloser Wüste, üblen Geröllpisten, dann wieder Tiefstsand- und Dünenfahrten.

Whiteout am Lac Iriqui
Whiteout auf einer unbarmherzig aufgeheizten Oberfläche am Lac Iriqui

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Tiefstsandpassagen
dann wieder lange und kurvige Tiefstsandpassagen ..

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Dünengebiete
oder riesige Dünengebiete

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in den Dünen
in den Dünen ...

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Dünenfahrt mit dem Wanderer
Herausforderung Dünenfahrt mit dem Wanderer
fruchtbare Gebiete am Rand der Dünenfelder
domestizierte Kamele in den fruchtbaren Gebieten am Rand der Dünenfelder

 

Überraschungsbesuch am frühen Morgen

An einem Morgen, irgendwo im Nichts zwischen dem Iriqui und M`Hamid, öffne ich die Tür des Wanderer und bin genauso überrascht wie mein Besucher! Nur wenige Meter entfernt zog er gemächlich seinen Weg durch die Wüste ...

 

kleine Karawane auf dem Weg nach M`Hamid
kleine Karawane auf dem Weg nach M`Hamid
blühendes Wunder mitten in der Wüste
blühendes Wunder mitten in der Wüste

 

letzte Gebirgsdurchfahrt vor Zagora
letzte Gebirgsdurchfahrt vor Zagora
pix unerwarteter Gegenverkehr
.. und dabei völlig unerwarteter Gegenverkehr

 

danach folgten noch eine weitere Übernachtung in einem Oued, einem ausgetrockneten Flußbett und am letzten Tag noch 3 Stunden über verschiedenste Geröllpisten - dann war die Erlösung in Sicht: Die breite und gut ausgebaute Straße zwischen M`Hamid und Zagora. Wenige Meter vor Beginn der Straße noch einen Zwischenstopp um die Reifen wieder auf "Straßendruck" zu bringen (auf Schotter, erst recht aber für den weichen Tiefstsand, müssen die Reifendrücke entsprechend teilweise erheblich reduziert werden) - und dann kommt ein Wunder, daß ich nach diesen ungezählten Pistenkilometern kaum fassen kann: Fester, sauberer, glatter Asphalt! Das Fahrzeug gleitet ruhig wie auf einer Sänfte und Tempo 50 kommt mir fast wie Lichtgeschwindigkeit vor. Es dauert Minuten bis ich mich endlich wieder an die Raserei gewöhnt habe und mit Tempo 80 mache ich dann in der letzten halben Stunde bis Zagora mehr Kilometer als an manchen Tagen in der Wüste!

Lohn & Luxus am Abend ist diese traumhafte Tajine auf dem herrlichen Campingplatz Oasis Palmira

Tajine auf Oasis Palmira

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