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Ankunft im Erg Chebbi

Track ins Erg Chebbi

Die letzte Etappe bis zum Erg Chebbi - Start bei Ouzina über Taouz nach Merzouga - 80 Kilometer.

Eigentlich wollte ich ein oder zwei Tage in Merzouga bleiben - einkaufen, marokkanisches Kleinstadtleben schnuppern, anschauen, fotografieren ... eigentlich, aber Merzouga ist von Norden über asphaltierte Straßen und damit für Weißware (normale, europäische Wohnmobile) zu erreichen! Die Campingplätze platzen daher aus allen Nähten - alles voll mit französischen Joghurtbechern (Synonym für WoMo`s) und vereinzelten Spaniern, Holländern und Deutschen. Nachdem man mich auch auf dem 2. Platz mitten in den Platz gestellt hätte -man will sich ja kein Geschäft entgehen lassen-, bin ich nur noch geflüchtet! Tür an Tür mit Weißware stehen und dabei als Exot beglotzt zu werden, das ist nun wirklich nicht meine Vorstellung vom Reisen mit dem Wanderer!

Entnervt bin ich dann mit meinem Dickschiff durch die Straßen von Merzouga zurück gefahren und habe bei erster Gelegenheit angehalten. In einer winzigen Gasse die so aussieht, als sei sie aus dem Mittelalter in unsere Zeit gespült worden, prangte an einer Hauswand ein Schild: CocaCola! Der schnörkelige Schriftzug stammt sicher auch noch aus den Anfangstagen dieser Zuckerlimo und war auch dementsprechend verblichen. Hier in Marokko aber ein untrügliches Zeichen für ein kleines Geschäft, in dem ich alles bekommen kann ... es wurden dann zwei prall gefüllte Leinentaschen mit Kartoffeln, Möhren, Paprika, Zitronen und Bananen, dazu zwei Brote und 10 l Trinkwasser - alles zusammen für 50 Dirham, also ~ 5 € - Lebensmittel für weit mehr als eine Woche ...

Wenige Kilometer südlich von Merzouga endet für mich dann auch wieder der Asphalt und weicht einer fürchterlichen Wellblechpiste! Das heißt natürlich, die Luft, die ich noch vor 2 Stunden mühsam in die Reifen gepumpt habe, muß wieder raus ... zum Glück, in Erwartung dessen, was da kommen wird, gleich noch ein bischen mehr abgelassen und der Optimismus gab mir recht! Schon bald darauf wurde aus dem Wellblech herrlichster Tiefsand, so weich wie frisch gemahlenes Mehl. Dann schlängelte sich die enge Piste entlang der Ostseite des Erg Chebbi. Dort, am Fuß der traumhaften Riesendünen, unerreichbar für jede Form von Weißware, habe ich unseren nächsten Stellplatz gefunden ...

 

die letzten Kilometer bis Taouz
die letzten Kilometer bis Taouz
Wasser am Wegesrand
Wasser am Wegesrand

 

Ankunft auf der Ostseite des Erg Chebbi
Ankunft auf der Ostseite des Erg Chebbi
Touristencamps
mit Touristencamps, mehr oder weniger komfortabel und belebt ...
Berbercamp
ganz anders dagegen die Seite in Richtung Algerien: Berbercamps, denen deutlich anzusehen ist, daß das Geld der Touristen hier nicht mehr ankommt!
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im Erg Chebbi

Stellplatz im Erg Chebbi
ich habe (m)einen Traum-Stellplatz im Erg Chebbi gefunden ...
Lichtjahre entfernt von der Weißware-Fraktion und dem Touristengetümmel

 

Dünen Erg Chebbi Dünen Erg Chebbi
Dünenwelt im Erg Chebbi
Dünen Erg Chebbi

 

morgentliche Gäste - Kamele
waren die ersten Kamele noch eine Attraktion die ich kaum glauben konnte, sind sie inzwischen ein gewohntes Bild wenn ich morgens die Tür vom Wanderer öffne ... Kamele
Kamel
ohne jede Scheu, eben die Nähe von Menschen gewohnt ...
Kame
.. etwas zurückhaltender dagegen dieser -ungebundene- Landsmann ...

Es ist auch sehr interessant, ein Kamel bei der "Arbeit" zu beobachten. Entweder ist es damit beschäftigt, die kleinen Blätter und Triebe von den Büschen abzuziehen - oder aber es steht einfach so rum ... aufrecht. Dann nickt der Kopf ein ganz kleines bischen in den Nacken und ein lautes, vernehmliches Geräusch, wie von einer Toilettenspülung ist zu hören. Sofort danach wandert der Inhalt dieses "Klo`s" als dicke Beule den geschwungenen Hals aufwärts bis zum Kopf. Danach klappt der Unterkiefer herunter und zeigt die ellenlangen, nicht gerade ästhetischen Vorderzähne mit denen die Büsche abgegrast werden, der Kiefer klappt nach links, schließt sich und wandert dann mit deutlichem Schaben bis zur Mitte. Anschließend klappt der Kiefer wieder nach unten und bewegt sich dann zur anderen Seite, nach rechts, um sich dort wieder zu schließen und die Mahlbewegung bis zur Mitte fortzusetzen. Anschließend wiederholt sich die Prozedur etliche Male, endet mit einem Schlucken und dann kommt wieder die Klospülung ...

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Erg Chebbi - Omar

Natürlich bekommt Omar ein eigenes, kleines Kapitel! Irgendwann steht er also am Wanderer, Omar, ein Berber. Nach der -wieder einmal- sehr freundlichen Begrüßung, erzählt er mir mit gebrochenem Deutsch von sich, seinem Leben und seinem "Garten" und kurz danach zeigt er ihn mir schon: Ein kleiner Brunnen, gerade mal 100 Meter neben mir mitten zwischen den Dünen, daneben mehrere kleine Olivenpflänzchen die er sorgsam gießt und rundherum mit Zweigen und Ästen gegen Tzäggä (ich brauchte eine Zeit bis ich das zu Ziege übersetzen konnte), Kamele und andere freßgierige Nachbarn abgesichert hat ...

 

Omar
Omar
Brunnen in der Wüste
... und sein eigener, kleiner Brunnen in der Wüste
junger Olivensetzling
.. und sein Garten mit kleinen Olivenbäumchen! Man muß schon sehr, sehr genau hinschauen um die kleinen, grünen Blättchen zwischem dem Dornengestrüppt sehen zu können

 

Als wir wieder am Wanderer sind, geht das Gespräch nett, unverfänglich weiter und dann kommt endlich die erste Katze aus dem Sack - im wahrsten Sinne des Wortes: Er beginnt seinen Rucksack auszupacken und dort, sorgfältig eingehüllt in Zeitungspapier, holt er ein Kunstwerk nach dem anderen heraus: Kleine Dromedare, Schalen, Tajines, Hände, Füße - alles sehr klein und kunstvoll aus schwarzen und weißen Steinen herausgearbeitet, teilweise mit Einschlüssen von Muscheln und Pflanzen. Auch dazu gibt`s eine Geschichte: Irgendwo, wenn ich ihn richtig verstehe, auf algerischer Seite, lebt seine Familie, 3 Stunden Fußweg von hier entfernt. Dort gibt es kleine Schächte, in denen "er" die Mineralien findet und angeblich selbst bearbeitet. Jetzt, wo die Katze -oder die Figuren- aus dem Sack sind, mache ich ihm schnell deutlich, daß ich kein Interesse habe und nichts kaufen will. Trotzdem packt er Stückchen um Stückchen weiter aus und ich versuche immer drängender, ihn zu stoppen. Irgendwann begreift oder akzeptiert er, daß er kein Geschäft mit mir wird machen können und wortlos und mit unendlicher Geduld wird alles wieder verpackt und sorgsam im Rucksack verstaut.

Dann kommt die nächste Katze: Ob ich etwas zu tauschen hätte? Dann hätte auch er ein Geschenk für mich - seinen schönen Turban ... Wieder nichts und nach einer nächsten kunstvollen Pause ein neues Kätzchen: Mein Motorrad! Er würde mir dafür ein Dromedar geben ... Wieder nichts ... Die Pausen werden immer länger und irgendwann fragt er mich nach Beil & Schaufel - und beginnt alles für ein Lagerfeuer vorzubereiten, sammelt Brennholz und erzählt mir, das sei sein TV: Feuer, Sterne, Milchstraße, Orion. Als er danach nach einem Bier fragt, kann ich nicht mehr ablehnen und hole ihm eine Dose aus meinem Vorrat - nur vertue ich mich dabei und er bekommt kein Bier, sondern ein Alster, an dem er angewidert schlürft, nach zwei oder drei Minuten dann aufsteht, murmelnd zum nächsten Strauch geht und dort die Dose ausschüttet ...

Wir sitzen am Feuer und ich biete ihm Brot & Paprika - er lehnt beides ab und während ich mein Abendessen zu mir nehme, genießen wir beide schweigend das Feuer. Es ist mittlerweile völlig dunkel -der Mond ist noch nicht aufgegangen- und dann kommt die nächste Katze, sehr sorgfältig vorbereitet. Erst erzählt er mir von seinem Camp in den Dünen, nur 10 Minuten von hier und ich solle doch morgen zum Tee oder Kaffee kommen ... Ich antworte mit einem mehrfachen "Vielleicht" und einige Zeit später die nächste Vorbereitung: Ob wir in Deutschland die gleiche Uhrzeit wie in Marokko hätten. Hm, ich sage ihm, daß ich es ehrlich nicht wisse und hier eigentlich noch nie eine Zeit gebraucht hätte. Mein Leben würde sich nach dem Stand der Sonne, des Mondes und der Sterne richten ... und dann kommt sie endlich: die letzte Katze im Sack: Er wäre morgen früh um 7 Uhr mit einem Dromedar bei mir und würde mich zum Sonnenaufgang auf die große Düne und später wieder zurück bringen. Ahhh, so sieht sie also aus, die Katze! .. und, was soll sie kosten? 500 Dh oder 50 €! Aha! Ich kenne zwar nicht die sonstigen Touristenpreise aber gemessen am "normalen" Preisniveau in Marokko erscheint mir das doch verdammt hoch und zuviel zu sein. Da ich mittlerweile aber auch längst kein Interesse an Verhandlungen mehr habe, lehne ich also auch dieses Angebot eindeutig ab! Und jetzt, ganz plötzlich, ist der Besuch nach einer einzigen, weiteren Minute beendet! Ohne große Erklärungen. Er steht auf, wünscht mir eine gute Nacht und verschwindet in der Dunkelheit.

Ich sitze noch lange am glimmenden Feuer und habe viel nachzudenken über diesen lehrreichen Nachmittag und Abend.
Der Himmel ist fast so schwarz wie "damals", im Erg Chegaga, bis es dann soweit ist. Über den Bergen auf der algerischen Seite, die von mir aus aussehen wie ein Hochplateau, daß von einer Seite des Horizonts bis zur anderen reicht, wächst ein fahler Lichtschimmer und wird immer heller. Dann geht der Mond auf! Ich kann mich nicht erinnern, jemals in meinem Leben so etwas gesehen zu haben. Fast immer fehlten die klare Luft, dieser endlose Horizont, die Stille dieser Welt ... völlig lautlos steigt er riesengroß und leicht rötlich eingefärbt und nicht wahrzunehmender Langsamkeit und doch stetig, immer weiter nach oben, wird dabei immer strahlender und greller und bald verblassen fast alle anderen Sterne in seinem fahlen Licht.

Ein neuer Tag und ein neuer Besuch von Omar - diesmal jedoch keine neuen Angebote, dafür ein selbstgebackenes Brot sowie Gebäck und Kuchen aus dem nächsten Ort. Wow! Klar, daß ich ihm verspreche, ihn am nächsten Tag auch in seinem Camp zu besuchen ...

 

Omars Camp
Omar`s Camp
Omar
Omar, alleiniger und uneingeschränkter Herrscher (nicht Eigentümer) über insges. sieben Zelte - die Zelte weit im Hintergrund gehören zu einem anderen Camp
Wohnzelt
im Vordergrund ein Ofen zum Erhitzen von Wasser - die Touristen müssen ja immerhin warm duschen können, dahinter ein wunderschön eingerichtetes Wohnzelt für die Gäste, die manchmal, viel zu selten für Omar, hier für wenige Tage wohnen

 

Omars Restaurant
voilà, Omar`s Restaurant
Teezeremonie
Tee nach traditioneller Art - Grüner Tee mit Minze und jeder Menge Zucker!
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