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Es ist auch sehr interessant, ein Kamel bei der "Arbeit" zu beobachten. Entweder ist es damit beschäftigt, die kleinen Blätter und Triebe von den Büschen abzuziehen - oder aber es steht einfach so rum ... aufrecht. Dann nickt der Kopf ein ganz kleines bischen in den Nacken und ein lautes, vernehmliches Geräusch, wie von einer Toilettenspülung ist zu hören. Sofort danach wandert der Inhalt dieses "Klo`s" als dicke Beule den geschwungenen Hals aufwärts bis zum Kopf. Danach klappt der Unterkiefer herunter und zeigt die ellenlangen, nicht gerade ästhetischen Vorderzähne mit denen die Büsche abgegrast werden, der Kiefer klappt nach links, schließt sich und wandert dann mit deutlichem Schaben bis zur Mitte. Anschließend klappt der Kiefer wieder nach unten und bewegt sich dann zur anderen Seite, nach rechts, um sich dort wieder zu schließen und die Mahlbewegung bis zur Mitte fortzusetzen. Anschließend wiederholt sich die Prozedur etliche Male, endet mit einem Schlucken und dann kommt wieder die Klospülung ... |
Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Marokko > Erg Chebbi - Omar Erg Chebbi - OmarNatürlich bekommt Omar ein eigenes, kleines Kapitel! Irgendwann steht er also am Wanderer, Omar, ein Berber. Nach der -wieder einmal- sehr freundlichen Begrüßung, erzählt er mir mit gebrochenem Deutsch von sich, seinem Leben und seinem "Garten" und kurz danach zeigt er ihn mir schon: Ein kleiner Brunnen, gerade mal 100 Meter neben mir mitten zwischen den Dünen, daneben mehrere kleine Olivenpflänzchen die er sorgsam gießt und rundherum mit Zweigen und Ästen gegen Tzäggä (ich brauchte eine Zeit bis ich das zu Ziege übersetzen konnte), Kamele und andere freßgierige Nachbarn abgesichert hat ...
Als wir wieder am Wanderer sind, geht das Gespräch nett, unverfänglich weiter und dann kommt endlich die erste Katze aus dem Sack - im wahrsten Sinne des Wortes: Er beginnt seinen Rucksack auszupacken und dort, sorgfältig eingehüllt in Zeitungspapier, holt er ein Kunstwerk nach dem anderen heraus: Kleine Dromedare, Schalen, Tajines, Hände, Füße - alles sehr klein und kunstvoll aus schwarzen und weißen Steinen herausgearbeitet, teilweise mit Einschlüssen von Muscheln und Pflanzen. Auch dazu gibt`s eine Geschichte: Irgendwo, wenn ich ihn richtig verstehe, auf algerischer Seite, lebt seine Familie, 3 Stunden Fußweg von hier entfernt. Dort gibt es kleine Schächte, in denen "er" die Mineralien findet und angeblich selbst bearbeitet. Jetzt, wo die Katze -oder die Figuren- aus dem Sack sind, mache ich ihm schnell deutlich, daß ich kein Interesse habe und nichts kaufen will. Trotzdem packt er Stückchen um Stückchen weiter aus und ich versuche immer drängender, ihn zu stoppen. Irgendwann begreift oder akzeptiert er, daß er kein Geschäft mit mir wird machen können und wortlos und mit unendlicher Geduld wird alles wieder verpackt und sorgsam im Rucksack verstaut. Dann kommt die nächste Katze: Ob ich etwas zu tauschen hätte? Dann hätte auch er ein Geschenk für mich - seinen schönen Turban ... Wieder nichts und nach einer nächsten kunstvollen Pause ein neues Kätzchen: Mein Motorrad! Er würde mir dafür ein Dromedar geben ... Wieder nichts ... Die Pausen werden immer länger und irgendwann fragt er mich nach Beil & Schaufel - und beginnt alles für ein Lagerfeuer vorzubereiten, sammelt Brennholz und erzählt mir, das sei sein TV: Feuer, Sterne, Milchstraße, Orion. Als er danach nach einem Bier fragt, kann ich nicht mehr ablehnen und hole ihm eine Dose aus meinem Vorrat - nur vertue ich mich dabei und er bekommt kein Bier, sondern ein Alster, an dem er angewidert schlürft, nach zwei oder drei Minuten dann aufsteht, murmelnd zum nächsten Strauch geht und dort die Dose ausschüttet ... Wir sitzen am Feuer und ich biete ihm Brot & Paprika - er lehnt beides ab und während ich mein Abendessen zu mir nehme, genießen wir beide schweigend das Feuer. Es ist mittlerweile völlig dunkel -der Mond ist noch nicht aufgegangen- und dann kommt die nächste Katze, sehr sorgfältig vorbereitet. Erst erzählt er mir von seinem Camp in den Dünen, nur 10 Minuten von hier und ich solle doch morgen zum Tee oder Kaffee kommen ... Ich antworte mit einem mehrfachen "Vielleicht" und einige Zeit später die nächste Vorbereitung: Ob wir in Deutschland die gleiche Uhrzeit wie in Marokko hätten. Hm, ich sage ihm, daß ich es ehrlich nicht wisse und hier eigentlich noch nie eine Zeit gebraucht hätte. Mein Leben würde sich nach dem Stand der Sonne, des Mondes und der Sterne richten ... und dann kommt sie endlich: die letzte Katze im Sack: Er wäre morgen früh um 7 Uhr mit einem Dromedar bei mir und würde mich zum Sonnenaufgang auf die große Düne und später wieder zurück bringen. Ahhh, so sieht sie also aus, die Katze! .. und, was soll sie kosten? 500 Dh oder 50 €! Aha! Ich kenne zwar nicht die sonstigen Touristenpreise aber gemessen am "normalen" Preisniveau in Marokko erscheint mir das doch verdammt hoch und zuviel zu sein. Da ich mittlerweile aber auch längst kein Interesse an Verhandlungen mehr habe, lehne ich also auch dieses Angebot eindeutig ab! Und jetzt, ganz plötzlich, ist der Besuch nach einer einzigen, weiteren Minute beendet! Ohne große Erklärungen. Er steht auf, wünscht mir eine gute Nacht und verschwindet in der Dunkelheit. Ich sitze noch lange am glimmenden Feuer und habe viel
nachzudenken über diesen lehrreichen Nachmittag und Abend. Ein neuer Tag und ein neuer Besuch von Omar - diesmal jedoch keine neuen Angebote, dafür ein selbstgebackenes Brot sowie Gebäck und Kuchen aus dem nächsten Ort. Wow! Klar, daß ich ihm verspreche, ihn am nächsten Tag auch in seinem Camp zu besuchen ...
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