Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Marokko > Rückfahrt aus Marokko .. und dann ging alles ganz schnell ...Rückfahrt aus Marokko.. und dann ging alles ganz schnell ... Es ist Freitag, der 15. Mai 2020, als am späten Nachmittag von der Deutschen Botschaft in Rhabat eine eMail eintrifft, daß die holländische und die englische Regierung jeweils eine Fähre in der kommenden Woche organisiert haben und Deutschland sich angeschlossen hätte. Stunden später, Abends um 2140 Uhr kommt dann die zweite Mail in der mir bestätigt wird, daß ich auf der Liste der GNV Fähre am 19.05. von Tanger Med nach Genua eingetragen bin. Noch wichtiger aber ist eine Anlage, in der die marokkanischen Behörden um Ausstellung einer speziellen "Laissez-Passer", einer Genehmigung zur Durchfahrt an die Küste, gebeten werden. Die seit Tagen und Wochen bestehende Achterbahn an Gefühlen zwischen Hoffnung und Enttäuschung hat von einem Moment auf den nächsten ihre Fahrt verdoppelt, verdreifacht, ver-weiß-was ... Noch am Abend sende ich die Laissez-Passer an ein (geschlossenes) Hotel in der Nähe des Campingplatzes ... und dann ist an Schlaf nicht mehr zu denken! Es ist noch so unendlich viel zu erledigen ... und dann diese schreckliche Ungewißheit: Wird es diesmal klappen oder kommt nur die nächste Enttäuschung? Samstag, 16. Mai 2020Am frühen Samstag Morgen sitze ich bereits auf meinem Mountainbike und radel weiter auf die Todra-Schlucht zu, bis zum Hotel. Natürlich ist alles weiterhin vergittert und verriegelt, dennoch klopfe ich mit dem gußeisernen Ring immer wieder an die massive Tür ... bis, ja bis das verschlafene Gesicht von Hakim am Fenster erscheint. Ja, es ist Ramadan und das Leben der Marokkaner blüht zu dieser Zeit erst nach Sonnenaufgang auf und reicht bis tief in die Nacht. Die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Marokkaner zeigt sich aber auch hier: Hakim hatte meine Mail noch gestern Abend gelesen und die Laissez-Passer für mich ausgedruckt! Jetzt die nächste Hürde: Mit dem Motorrad geht`s nach Tinghir, der zuständigen Kreishauptstadt und dann beginnt ein Marathon, der über viele, viele Stunden läuft: Vorsprechen im Bürgermeisteramt ... warten ... Fahrt zur Kreisverwaltung ... warten ... wieder zum Bürgermeisteramt ... warten (die Sonne brennt inzwischen unerbittlich und in meiner Motorradbekleidung bin ich eher suboptimal angezogen) ... und dann endlich Bearbeitung des Antrages. Überraschend schnell, innerhalb von nur 10 Minuten, entsteht die begehrte Reisegenehmigung! Aber Stopp! Das ist nur ein Blatt Papier! Jetzt fehlt noch die wichtige Unterschrift des Paschas von Tinghir, dem Bürgermeister ... und die muß dann noch abgestempelt werden ... wieder warten, in der glühenden Sonne, wieder eine ganze Stunde und dann geht es auf einmal wieder sehr schnell: Der Pascha hat unterschrieben, der Stempel ist drauf ... und die Genehmigung hat ein Bote und der ist damit unterwegs zur Bezirksregierung ... auch dort müssen noch Unterschrift und Stempel drauf! Also wieder zur Regierung fahren ... und wieder warten - die Sonne brennt immer noch ... Es ist schon später Nachmittag und ich mag`s kaum glauben, aber in meinen Händen halte ich die so wichtige Reisegenehmigung von Tinghir zur Küste, nach Tanger Med. Zurück auf Atlas wird sie sofort an die Frontscheibe des Fahrerhauses geklemmt und dann mache ich mich reisefertig. Essen muß vorbereitet werden, alle weiteren wichtigen Dokumente, Pässe, Bescheinigungen, Geld und viele andere Dinge müssen heraus- und bereit gelegt werden. Bezahlen des Campingplatzes, verstauen und verzurren aller Teile im Wanderer, duschen, etwas essen - Ruhe ... aber wieder kaum Schlaf! |
Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Marokko > Sonntag, 17. Mai 2020 Sonntag, 17. Mai 2020Völlig übermüdet und gerädert reißt mich mein Handy-Wecker aus dem
Halbschlaf. Kaffee kochen, die allerletzten Teile wegräumen, alle
Schränke verschließen, Einstiegsleiter abbauen und verstauen, alle
Klappen abschließen und dann ist es soweit: Der Steyr wird gestartet und nach einer halben
Sekunde läuft der Motor. Sogar Miezekatze hört mich und wir können uns
verabschieden - wie mag es ihr gehen, wenn ich in einigen Minuten,
vielleicht für immer, einfach weg sein werde ...? Zum allerersten Mal fahre ich mit dem Wanderer durch die enge und holprige Todra
Schlucht mit ihren senkrecht aufragenden Wänden. Kein Mensch ist zu
sehen, kein anderes Fahrzeug und so geht es weiter, immer höher hinauf
in die Berge des Hohen Atlas. Nach 50 km dann die erste Polizeisperre,
wie alle Begegnungen in den letzten Monaten mit Polizei oder Militär
auch diesmal höflich, fast freundschaftlich, dennoch gründlich: Meine
Reisegenehmigung wird fotografiert und mit einem Telefonat überprüft.
Nach 10 Minuten dann die Erleichterung: Au revoir et bon route - Tschüss
und Gute Fahrt! mein Übernachtungsplatz
auf einer Autobahnraststätte Nach mehr als 8-stündiger Marathonfahrt und 250 Kilometern erreiche ich dann die Autobahn. Ein graues, in der Sonne flirrendes Aspaltband, das mir vollkommen allein gehört. Jetzt gibt es keine Menschen mehr entlang der Straße, keine Ortsdurchfahrten, keine anderen Autos. Es ist so unwirklich, daß ich wieder völlig verunsichert bin. Es ist fast unheimlich! Nach nur wenigen weiteren Kilometern erreiche ich die erste Autobahnraststätte: Ebenso menschenleer, alles verschlossen und die einzigen Geräusche sind der Wind und ein unglaubliches Vogelkonzert. 294 Kilometer und 9 Stunden Fahrt liegen hinter mir - ein Abend, völlig allein auf einem einsamen Rastplatz erwarten mich.
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Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Marokko > Montag, 18. Mai 2020 Montag, 18. Mai 20200710 Uhr, Start vom Rastplatz während sich die Vögel zum Abschied noch einmal mit ihrem Gezwitscher alle Mühe geben. Rund 550 Kilometer erwarten mich heute. Da ab hier nur noch Autobahn vor mir liegt, werde ich die Strecke dank der gestrigen Marathonfahrt gut schaffen können. Wieder erwartet mich eine völlig leere Bahn und wieder muß ich an den über 30 Jahre alten neuseeländischen Science-Fiction Film Quiet Earth denken, in dem der Hauptdarsteller nach einem fehlgeschlagenen Experiment in einer entvölkerten Welt erwacht, in der er anscheinend der einzige verbliebene Mensch ist. Die Schilder "Gardez vos Distances", achten Sie auf Ihren Abstand, muten fast zynisch an! Andere Autos gibt es nicht - ich bin das einzige Fahrzeug auf der völlig leeren Autobahn! Das ändert sich allerdings immer mehr, je näher ich Casablanca
komme. Jetzt nimmt der Verkehr tatsächlich immer mehr zu und bereits
aus einer Distanz von 50 km kann ich die dunkle, graue Dunstschicht am
Horizont sehen! Der Himmel, den ich jetzt fast 4 Monate in einer für
europäische Verhältnisse nicht vorstellbaren Klarheit und tiefblauen
Farbe gesehen habe, wird jetzt immer milchiger - blau zwar weiterhin,
aber längst nicht mehr rein. Immer wieder wandert mein Blick auf mein Handy auf dem ich sehnlichst auf einen Anruf warte. Nach Rücksprache mit der Botschaft stehe ich definitiv auf der Fährliste, nur heißt es, daß die GNV, die italienische Fährgesellschaft, mich über Handy anrufen wird um das Ticket zu bestätigen. Die Stunden vergehen ohne das das Handy klingelt und die Unsicherheit kriecht ganz langsam aber beständig immer weiter ins Bewußtsein! Ich bin unterwegs nach Tanger Med - aber ohne bestätigtes Ticket ... nur, ein Zurück auf meinen sicheren Platz an der Todra Schlucht gibt es jetzt nicht mehr ... Nach Moullay Bousselham, mitten in einem der größten Obst- und Gemüseanbaugebiete Marokkos, wieder eine Besonderheit, die zu Hause in Deutschland jedem Beamten Schnappatmung bescheren würde: Verkäufer stehen mit ausgebreiteten Säcken und Körben mit Kartoffeln, Möhren oder Erdbeeren direkt auf dem Randstreifen der Autobahn und preisen ihre Waren an... Nach fast 550 Kilometern stehe ich zusammen mit einem weiteren deutschen Dickschiff, sogar einem Steyr, vor dem geschlossenen und von Polizei bewachten Hafentor von Tanger Med: Nein, eine Fähre wird morgen nicht fahren ... das die Übersetzung aus einem Gemisch aus englisch und französisch ... und wieder fahren müßten wir! Hier können wir nicht stehen bleiben ... Unsicherheit und Ratlosigkeit sind jetzt wieder formatfüllende Empfindungen im Kopf ... Kilometerstand auf dem Tacho des Steyr: 119.999, 1800 Uhr, ich stehe auf einem Parkplatz in Ksar Sgir, einem kleinen Nest direkt an der Küste mit Aussicht auf die riesigen Entladekräne von Tanger Med, genau da, wo ich vor 4 Monaten angefangen und meine erste Nacht verbracht habe ... genau da,
wo ich vor 4 Monaten angefangen und meine erste Nacht verbracht habe
... Am Abend dann konnte ich noch einmal die deutsche Botschaft erreichen: Ja, Sie stehen definitiv auf der Lise ... Ich gebe Ihnen aber auch noch eine Nummer der GNV-Vertretung in Tanger Med, da man Sie ja immer noch nicht angerufen hat ... Sprechen Sie mit Madame Halimar Mansour, die hatte mir schon bestätigt, daß Sie auch auf der GNV-Liste stehen ... also noch ein Telefonat, diesmal mit Madame Halimar Mansour in kaum verständlichem englisch: ja, Sie stehen auf der Liste ... aber Sie kommen trotzdem nicht mit! Die Fähre ist voll! Sie können nur morgen rechtzeitig dort sein, vielleicht können Sie ja noch ein Ticket ... Wahrscheinlich wieder eine geplatzte Hoffnung! Es wird keine angenehme Nacht ... |
Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Marokko > Dienstag, 19. Mai 2020 Dienstag, 19. Mai 2020Nach einer weiteren Nacht mit sehr wenigem und unruhigem Schlaf starte ich bereits um kurz nach 0500 Uhr den Wanderer - Start von Ksar Sgir nach Tanger Med ... und kann mich nur einreihen in eine hunderte von Metern lange Schlange aus Wohnmobilen die auf dem Autobahnzubringer, weit vor der Einfahrt zum Hafen stehen. Wieder vergehen viele Stunden mit Warten während der Bauch herzlich wenig Lust hat die Gelegenheit zu nutzen, etwas nahrhaftes aufzunehmen. Immer wieder gehe ich 20 oder 30 Meter nach vorn oder hinten um mit anderen Wartenden, die ich kenne, über die Lage zu sprechen. Die Sonne kriecht immer höher, es wird immer heißer und die Nerven
liegen mittlerweile völlig blank. Telefonisch ist nichts und niemand zu
erreichen - weder die Botschaft, noch die GNV. Die Sonne kriecht noch höher als endlich eine Gruppe von Marokkanern mit Handys & Papierkram an der endlosen Kolonne vorbei wandert. Nach und nach erhält ein Fahrzeug nach dem anderen ein großes, dunkelrotes Stück Papier mit der Aufschrift "GENUA" für die Windschutzscheibe ... Ich nicht! In "diesem" Handy bin ich nicht verzeichnet ... Alle Fassungslosigkeit, Verzweiflung, Argumentation, Versuche Mme. Halimar Mansour oder die Botschaft zu erreichen, laufen ins Leere. Die Kolonne mit den roten Zetteln zieht an mir vorbei ... Auch das allerletzte "Ja, aber ..." im eigenen Kopf verhallt wirkungslos. Eine weitere kleine Ewigkeit später setzt sich die Karawane aus
Wohnmobilen und einigen wenigen Offroad-Trucks in Bewegung - mit mir -
bis zum Kreisverkehr am Eingang zum Hafen. Die "roten Zettel" werden in
den Hafen gelassen, die ohne ihn werden wieder in die Gegenrichtung
geleitet ... und sammeln sich dort. Vielleicht noch 10 oder 15 weitere,
deutsche Fahrzeuge. Es folgen weitere Stunden mit dem Versuch von
Telefonaten, mit Diskussionen am GNV-Schalter während ich/wir
gleichzeitig mitbekommen, daß eine nicht unbedeutende Zahl von
Fahrzeugen mit italienischen Nummernschildern in den Hafen einfahren
... obwohl die Plätze geblockt wurden ... Es ist schon Nachmittag, als ich in einem kleinen Konvoi aus 4 Fahrzeugen von Tanger Med nach Asilah aufbreche. Wieder 80 km zurück, an die Atlantikküste, zusammen mit Kimmy & Lee aus Cornwall in England und Percy & Vivian aus Schleswig-Holstein in Deutschland. Diesen Vieren gilt auch mein ausdrücklicher Dank für ihre Präsenz und Unterstützung in den letzten Stunden. Das alles war und ist in einer Gruppe deutlich leichter zu managen und zu ertragen als als Einzelkämpfer ...
der
abendliche Sonnenuntergang am Atlantik entschädigt für den Stress der
gesamten letzten Tage |
Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Marokko > Donnerstag, 21. Mai 2020 Donnerstag, 21. Mai 2020Der gestrige Tag, mit einer Pause von der Achterbahnfahrt, hat Wunder gewirkt. Lange Spaziergänge am Strand des Atlantik und schwimmen in den erfrischenden Wellen hat auch den allerletzten Staub aus Wüste, vielen hunderten von Kilometern Fahrerei und die Spuren der Ereignisse aus der Dunkelkammer des Hirns herausgespült. Um 0700 Uhr setzt sich dann wieder ein ganzer Konvoi aus etlichen Fahrzeugen in Bewegung - wieder 80 km nach Tanger Med und diesmal ist es so einfach, daß ich es kaum glauben kann! Ohne Schlange auf dem Autobahnzubringer können wir direkt in den Hafen einfahren. Es folgen zwar wieder etliche Stunden Anstehen für die Bestätigung und die Ausstellung des Tickets, aber trotz der erschreckend langen Schlange vor den Schaltern und der riesigen Menge an wartenden Fahrzeuge wird auch diese Hürde diesmal genommen. Dann geht`s tatsächlich von der Parkposition mit Stopp & Go weiter, zuerst durch die marokkanischen Paß- und Fahrzeugkontrollen, dann in die Schlange für den riesigen Scanner: Ein Röntgengerät fährt auf einer speziellen Spur jeweils an einer Gruppe von Fahrzeugen vorbei. Es heißt, daß hier auch die allerletzten Besucher, die sich in oder sogar unter Fahrzeugen versteckt haben, entdeckt werden ... und dann ist der Wanderer auch durch diese Kontrolle und ich rolle tatsächlich auf die Fähre zu. Nach einer letzten Überprüfung der Papiere und einer Corona-Fiebermessung stehe ich dann im riesigen Bauch der Fähre. Es ist nach all den Wochen so unwirklich, daß der Verstand es kaum glauben mag! Als die Fähre dann am Nachmittag mit erheblicher Verspätung tatsächlich ablegt und Kurs auf Malaga in Spanien nimmt, fällt wirklich ein zentnerschweres Gewicht herunter und verschwindet lautlos im tiefblauen Hafenwasser.
Es ist schon 1930 Uhr als wir in Malaga anlegen. Dann folgt wieder stundenlanges Warten und Stopp & Go in der schier endlosen Schlange vor den spanischen Kontrollen. Genau um Mitternacht rolle ich mit der Durchreisegenehmigung durch Spanien im Gepäck aus dem Hafen. Die letzten 10 Kilometer durch das nächtlich Malaga sind noch unwirklicher und als ich endlich auf dem Stellplatz etwas außerhalb der Stadt in unserer Gruppe stehe, fällt auch der letzte Stress endlich ab. Spanien! Europa! Geschafft! |
Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Marokko > Freitag, 22. Mai 2020 Freitag, 22. Mai 2020Abschied von den Freunden der
letzten Tage - zu unterschiedlich sind jetzt die Reiseziele und
Tagesetappen. Für mich stehen heute mehr als 600 Kilometer auf dem
Plan. Für einen PKW kein Problem, für einen 10 t schweren LKW aber eine
Monsterfahrt von mehr als 10 Stunden ... Ganz anders als in Marokko werde ich in Spanien bereits langsam an europäische Zustände angepaßt und gewöhnt. War die Autobahn bis Almeria noch relativ leer, wird sie, je näher ich Valencia komme, zu dem bekannten Gedränge auf europäischen Straßen. Dann aber ist es geschafft: Nach 648 gefahrenen Kilometern erreiche ich ein ganzes Stück nach dieser Großstadt einen Autobahnparkplatz, der mich ein bischen an marokkanische Verhältnisse erinnert. Auch hier sind alle Einrichtungen, bis auf die Zapfsäulen geschlossen, aber mehr als 200 Meter von der Autovia und durch viele Bäume getrennt finde ich eine einsame Parkbucht zwischen blühenden Bäumen, die einem Stellplatz für Wohnmobile in nichts nachsteht. Die zweite Nacht auf europäischem Boden ist gesichert! |
Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Marokko > Samstag, 23. Mai 2020 Samstag, 23. Mai 2020Nach einer erholsamen Nacht steht heute die nächste Riesenetappe an: Ich will Spanien hinter mir lassen und einen Stellplatz bei Perpignon, in Frankreich erreichen, den mir ein Freund für diese Heimfahrt empfohlen hat. Wieder folgen endlose Kilometer durch unterschiedlichste Landschaften. Die vielen Stunden hinter dem Lenkrad verstreichen in quälender Langsamkeit aber gleichzeitig ertrage ich sie in einer Art meditativem Flow. 54 km vor der französischen Grenze nähere ich mich langsam der Barriere der Pyrenäen. Riesige Wolkenbänke stauen sich an den Gipfeln und wälzen sich wie gigantische Wellen über die Grate. Der Himmel wird immer mehr zu einem dunkel Grau und jetzt kommt auch der Mistral dazu! Heftigste Winde krachen gegen den Wanderer und versuchen ihn ununterbrochen aus der Spur zu drängen. Nachdem die Spanier einige Kilometer vor der Grenze ein letztes Mal in die Mautkasse gegriffen haben, wird die Autobahn zu einer martialischen Holperstrecke. Dann ist es geschafft. Ich rolle über den letzten Paß und schlagartig wird die Fahrbahn unter mir zu einer Wohltat! Ich schwebe förmlich über den Boden - Frankreich ... kein einziger Flic, keinerlei Kontrolle - nichts! Nach 524 Kilometern ist es
geschafft - ich stehe auf einem abgelegenen und ruhigen Parkplatz in
Toreilles Plage - fast direkt am Meer. Die Schilder sagen zwar
ausdrücklich, daß WoMos hier nicht stehen und erst recht nicht
übernachten dürfen, aber die Situation durch die Corona Einschränkungen
spricht für sich und ein Wagen der Gendarmerie fährt später im
Schritttempo an mir vorbei ohne das ich kontrolliert oder verjagt
werde. |
Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Marokko > Sonntag, 24. Mai 2020 Sonntag, 24. Mai 2020Ich werde bei einem
traumhaften Sonnenaufgang über dem Mittelmeer geweckt. Nach einem
kleinen Frühstück steht die nächste Etappe an - langsam werden sie
kürzer - heute sollen es sogar unter 500 Kilometer sein, damit aber
immer noch Lichtjahre mehr als eine Erholungsfahrt. Weitere Stunden später muß ich mich mitten durch den stinkenden Industrie-Moloch von Lyon quälen, doch das Ende der heutigen Etappe rückt immer näher. Nach insgesamt 474 Kilometern stehe ich im traumhaft schönen Parc des Oiseaux bei Villars des Dombes. Den restlichen, sonnigen Nachmittag und selbst später in der Nacht, sind die wunderschönen und exotischen Vogelrufe aus dem Park zu hören. |
Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Marokko > Montag, 25. Mai 2020 Montag, 25. Mai 2020Als ich am Morgen wach werde und die internen Regler die Wahrnehmung wieder hochfahren, höre ich als erstes und einziges wieder die beeindruckenden Vogelstimmen - aber die letzten Etappen liegen noch vor mir und aufgrund der Corona-Beschränkungen mag ich auch an "Kurzurlaub" in Frankreich genauso wenig denken wie schon in Spanien... Als ich dann bei Lörrach die deutsche Grenze erreiche, wird die Autobahn von 3 auf 1 Spur zusammen gezogen. Überall stehen Einsatzfahrzeuge der Polizei und aufgebaute Zelte - nur die Polizei selbst ist nicht sichtbar! Im Schritttempo rolle ich über die letzte Grenze und bin nach 4 Monaten wieder in Deutschland ... genau dort, wo ich das Land auch verlassen habe! Nur zwei Dinge sind anders: Vor 4 Monaten war es am frühen Morgen eisekalt und die Autobahn war noch relativ leer und verschlafen. Jetzt scheint die Sonne von einem blauem, aber europäisch blassen Himmel und - die Autobahn ist schlagartig voll! Selbst in Frankreich war der Verkehr sehr begrenzt, hier aber das Bild, das ich schon seit Jahren kenne: Endlose LKW-Schlangen, kein einziger freier Platz mehr auf den überfüllten und stinkenden Parkplätzen, ja, ich bin wieder zu Hause! Das einzig beruhigende aber: Die mittelalterliche Wegelagerei mit ihren Mautstationen liegt hinter mir. 1800 Uhr, nach einer weiteren Gewaltetappe mit insgesamt 604 km, komme ich an, bei Peter, einem Freund in der Pfalz an der Weinstraße und bald darauf steht der Wanderer auf dem Hof eines wunderschönen Bio-Cafe`s, der seine Tore für Gäste erst wieder am nächsten Wochenende öffnen wird.
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Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Marokko > Mittwoch, 27. Mai 2020 Mittwoch, 27. Mai 2020Nach einem Tag Fahrpause gestern und heute einem letzten, gemeinsamen Frühstück auf der Sonnenterrasse steht die allerletzte Etappe bis nach Hause an. Nach der Überquerung des Hohen Atlas liegt die kilometermäßig kürzeste Etappe mit "gerade `mal" 354 Kilometern vor mir - ich bin zu Hause! Nach fast 4 Monaten, tollen Abenteuern, unglaublich vielen Eindrücken und einer Strecke von 7.000 Kilometern - fast 2 Wochen nach dem Erhalt der eMail, die diese Rückfahrt einleitete. Bereits am nächsten Tag war ein Redakteur der Marler Zeitung bei mir um die letzten Informationen über das glückliche Ende, der Heimreise aus Marokko, aufzunehmen. Die Zeitung hatte bereits in zwei vorangegangenen Artikeln über mich berichtet ... Groupies und Autogrammwünsche gab`s dennoch nicht ... Groupies und Autogrammwünsche gab`s dennoch nicht |