Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Südamerika > Argentinien > Patagonien > Probleme .. die Probleme holen mich wieder einDa sind sie wieder, die Probleme aus der gleichen Kategorie wie beim Start in Südamerika ... es ist die Elektrik des Steyr. Ob es Nachwirkungen der Diebstahlschäden aus Montevideo oder davon unabhängig sind, kann ich nicht feststellen. Einzig bezeichnend ist, daß es genau dieselben Schadensbereiche betrifft. Es fing bereits zwei Tage vor Erreichen der Halbinsel Valdez mit kleinen Störungen am Drehzahlmesser an, der eine direkte Verbindung zur Lichtmaschine des Motors hat und bereits repariert werden mußte. Bald darauf fiel der B2B (Battery-to-Battery Lader = Ladebooster) als einzige Stromquelle -außer den SolPanels- für den Aufbau aus. Dann folgt der "GAU" (Größter Anzunehmender Unfall): Die Lichtmaschine liefert keinen Ladestrom mehr! Manchmal kommt er wieder, dann ist er wieder weg ... Das Problem: Wird kein Strom mehr generiert, bedienen sich alle Verbraucher, darunter der große Stromfresser, die Fahrzeugbeleuchtung, aus den Batterien und das funktioniert nur begrenzte Zeit, bis sie "platt" sind. Da in ganz Südamerika grundsätzlich beim Fahren das Licht eingeschaltet sein muß und die Policia in Argentinien, gerade bei ausländischen Fahrzeugen, hier sehr gerne und extrem teuer "zuschlägt", kann ich nicht ohne Licht fahren! Mit einer nerven- und kraftraubenden Hängepartie bin ich in Etappen von Playas Doradas über Puerto Madryn bis Puerto Pirámides auf der Halbinsel Valdez gekommen (siehe letzte Seite). Zwischendurch habe ich bei jeder Gelegenheit Hilfe und Unterstützung von Werkstätten und Mechanikern sowie Ratschläge aus "meinen" Werkstätten in Österreich und Uruguay eingeholt. Heute, Mittwoch, 7. Dezember 2022, in dem winzigen Örtchen Puerto Pirámides dann die Entscheidung, nicht mehr auf Risiko irgendwohin zu fahren, sondern mit eigenen Mitteln und -hoffentlich- der Unterstützung eines Fahrzeugelektrikers hier im Ort, die Ursache des Übels zu finden. Das gemeine eben, bei einem aufgeschlagenen Knie oder einem Loch in der Ölwanne kann man mit dem Finger drauf zeigen und entweder bekommt man`s repariert oder ... bei so einem fiesen Wurm im elektrischen Gedärm des Steyr` ist`s dagegen mit den vor Ort verfügbaren Mitteln ein Stochern im Dunkeln ... und, es geht an die Psyche. Es drückt auf`s Gemüt und dunkle Gedanken drehen sich -mein Kopf ist nun `mal rund- leider im Kreis ... Einer der großen Nachteile, wenn man leider allein unterwegs ist ... Vier lange Tage stehe ich jetzt im winzigen Hafen von Puerto Pirámides auf der Halbinsel Valdez, nur noch 70 km von den Walen entfernt, von denen ich jeden Tag auf`s neue höre, daß die Orcas noch da sind und das machen, was sie so weltberühmt gemacht hat: Sie jagen Robben und landen dabei auf dem Strand auf. Für mich aber unerreichbar... Vier lange Tage mit grübeln, überlegen, in den Motor kriechen die Lichtmaschine durchmessen, Masseverbindungen prüfen, Strategien entwickeln, Instrumentenkonsole auf Wackelkontakte prüfen, Hilfe von örtlichen Technikern, WhatsApp Kommunikation mit meinen Werkstätten in Österreich und in Uruguay, neue Überprüfungen, neue Überlegungen, neue Fehlschläge ... und irgendwann ist die Kraft aufgebraucht und die Emotionen bestimmen die Überlegungen und Entscheidungen. Hier in Argentinien, sind alle Menschen ungeheuer nett und hilfsbereit, aber diesen Teufel im Gedärm der Fahrzeugelektrik zu finden, ist bis jetzt noch nicht gelungen. Natürlich spielen auch die Kommunikationsprobleme dabei eine große Rolle. Es ist eine Sache, ein Brot zu kaufen, sich zu bedanken oder die Frage zu beantworten, wo ich herkomme, eine ganz andere ist es, über Erregerspannung an der Lichtmaschine oder 2-seitige +24 V an der Diode der Ladekontrolle zu sprechen. Nach über einer Woche Hängepartie und vier Tagen Fehlersuche und Reparaturversuchen steht die Entscheidung: Abbruch der Fahrt und der Versuch, die über 2.300
km zurück nach Uruguay zu kommen |
Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Südamerika > Argentinien > Patagonien > Planung der Rückfahrt Planung der RückfahrtDie Rückfahrt nach Uruguay muß
geplant werden. Da ist zum einen die Route, viel wichtiger aber das
oben bereits erwähnte Beleuchtungsproblem! Einer der großen Vorteile
des Steyr ist, daß die Maschine im
Gegensatz zu modernen Fahrzeugen, einmal gestartet, auch vollkommen
ohne Strom auskommt! Schon so manches Mal habe ich verdutzten
"Besuchern" in den letzten Jahren gezeigt, wie ich den Wagen starte,
dann den Zündschlüssel abziehe und einfach aus dem Fenster werfe! Zum Glück entwickelt sich bei der gesamten Fehlersuche ein mögliches
Konzept, auch ohne den großen Stromfresser der Fahrzeugbeleuchtung
auszukommen Dazu demontiere ich kleine LED-Strahler unter dem Koffer
des Wanderer, die normalerweise die
rückwärtigen Seiten ausleuchten können. Diese LEDs sind extrem
leuchtstark, haben aber nur eine Leistungsaufnahme von zusammen 40
Watt. Dagegen steht die gesamte Fahrzeugbeleuchtung mit ca. 200 Watt!
Die Strahler montiere ich wie modernes "Tagfahrlicht" direkt bei den
Hauptscheinwerfern und ändere dazu auch die entsprechende Verkabelung.
Da ich nur tagsüber fahre, sind die Rückleuchten und Umfeldbeleuchtung
nicht so wichtig, während die Bremslichter weiterhin ihren Dienst
versehen dürfen. So gerüstet, bin ich für jeden Entgegenkommenden sowie
die Policia gut und "beleuchtet" zu erkennen und belaste die
Fahrzeugbatterien nur mit einem Fünftel der ursprünglichen Leistung.
An dieser Stelle `mal eine kleine Ausführung zu den zu bewältigenden
Distanzen: rund 2.300 km liegen vor mir ... Dabei sitze ich in einem
2,5 m breiten Truck, der damit vielleicht 30 oder 40 Zentimeter
schmaler ist als die üblichen Ruta Nacionales. Der patagonische Wind
drückt und zieht ständig an den riesigen Seitenflächen des Wanderer, die dem Wind mehr als 28 Quadratmeter
Angriffsfläche bieten. Das entspricht immerhin schon der Segelfläche
eines Daysailors, einer kleinen Yacht!
Beim Fahren bedeutet das, daß ich mich bei Tempo 80 auf einer wenigen
Zentimeter breiten Ideallinie bewegen und damit ständig korrigieren
muß. Dazu kommen Tiere, die jederzeit die Fahrbahn überqueren können,
aufgeplatzter Asphalt mit Löchern von einen halben Quadratmeter und
Tiefen von 10 Zentimetern. Dann sind da noch entgegenkommende LKW`s,
die genauso breit sind wie ich. Last but not least sitze ich mit meinen
Augen in einer Höhe von über 3 Metern. Wer einmal im Schwimmbad auf
einem "Dreier" gesessen und runtergeschaut hat, bekommt eine
Vorstellung davon, wie schmal dann eine Fahrspur werden kann. |
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Uruguay??? Uruguay???Es werden genau 2.323 Kilometer, also `mal eben nur über Landstraßen von Hannover bis nach Sizilien! Bei Tagesetappen von etwas über 300 km also 7 Fahrtage und dabei bitte keinen Ärger mit der Policia... Am Nachmittag dann einen Stellplatz anfahren und die Steyr-Batterien über den Koffer nachladen. Es wurden dann 10 Tage mit genügend Ruhe an herrlichen Plätzen um die Nerven wieder zu beruhigen Die erste Etappe von Valdez bis in die Nähe von San Antonio Este bestätigte das Konzept: Ich mußte zwei Polizeikontrollen passieren und wurde jedesmal ohne Halt durchgewunken ... und konnte einen traumhaften Platz, wieder einmal direkt auf einem Strand, beziehen. Neben mir nur noch einige Fischerboote...
Bei Flut steht der Wanderer nur wenige
Meter von der Wasserlinie entfernt - ein atemberaubender Anblick und
beeindruckende Geräuschkulisse beim Wachwerden morgens im Bett oder
abends beim Einschlafen!
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Immer wieder habe ich auf der Rückfahrt Campingplätze angesteuert und immer die gleiche Erfahrung: Entweder waren sie geschlossen und verrammelt ... oder ich war der einzige Besucher .. die überall noch deutlich sichtbaren Nachwirkungen nach zwei Jahren Corona-Lockdown! Im -fast schon- Dschungel zwischen Rio Uruguay und Rio Paranacito wieder das gleiche: Ich hatte den kleinen Platz für mich ganz allein, na ja, fast, aber der Kontakt zu den beiden ansässigen Pferden war kommunikativ doch eher eingeschränkt. Dafür staunte ich am Abend nicht schlecht - in der schnell einsetzenden Dunkelheit waren im Fluß hinter dem Wanderer zwei neue Inseln erschienen! Inseln, die doch vorher nicht da waren! Oder ...? Das Staunen wurde noch größer, als ich im allerletzten Licht noch sehen konnte, daß sich die Inseln ganz langsam bewegten! Am nächsten Morgen waren sie dann wieder spurlos verschwunden ...
9 Tage und rund 2.000 Kilometer - ich hab`s geschafft, die Grenze zwischen Argentinien und Uruguay ist passiert. In Fray Bentos mache ich die letzte Übernachtung für die verbleibenden 300 km.
..wie es weitergeht, werden die nächsten Tage in der Werkstatt entscheiden ... zuerst aber Weihnachten & Silvester unter einem strahlend blauen Himmel, türkisfarbenem Meer, brennender Sonne, klarer und frischer Luft, Palmen, Leguanen und Papageien... |