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Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Südamerika > Routenkarte > Inhaltsverzeichnis > top > Lago Panguipulli Lago PanguipulliSonntag, 26. März 2023, der endgültige Abschied von der Pazifikküste und Forrahue. Die Fahrt des Wanderer führt über Osorno auf die Ruta Cinco, die PanAmericana, die leider keine Ähnlichkeit mehr mit DER Straße hat, die Hans Domnick Ende der 1960-er Jahre in seinen damals atemberaubenden Dokumentarfilmen Panamericana – Traumstraße der Welt beschrieben hat. Die PanAmericana ist -zumindest in diesem Bereich- von einer deutschen Autobahn kaum zu unterscheiden und so ist es keine lange Fahrt in den Norden bis Los Lagos. Irgendwo auf dieser Strecke ist es dann soweit: Ich habe die 10.000 km Marke in meinem Abenteuer PanAmericana überschritten! Bei Los Lagos verlasse ich die Ruta 5 wieder und es geht weiter über perfekt ausgebaute Landstraßen und eine wunderschöne Mittelgebirgs-Landschaft am Rand der Anden Kordilliere bis nach Panguipulli am gleichnamigen See, dem Lago Panguipulli. Leider verläuft die Suche nach einem geeigneten Stellplatz für die nächsten Tage nicht so glatt und entspannt. Gleich mehrere iOverlander (offene Datenbank im Internet, u.a. mit umfangreichen Hinweisen auf Stellplätze) sind inzwischen von den "modernen Zeiten" überholt und "kaputt-zivilisiert", so auch ein Platz an einer Badebucht direkt am See. Bekannte von mir haben dort vor 1 Jahr noch mehrere Tage frei stehen können - mittlerweile ist dieser Geheimtipp aber über eine gut ausgebaute Straße zugänglich und dementsprechend frequentiert ... also keine wirkliche Option. Auch das Anfahren offizieller Campingplätze im unmittelbaren Ortsbereich endet an winzigen Einfahrten, die mit dem Wanderer absolut unpassierbar wären! Also wieder raus aus Panguipulli und weiter in Richtung Chauquen an der Halbinsel Puyumen und dort hilft dann der Zufall: Ein kleines Schild an der Straße und eine ebenso kleine Einfahrt verweisen auf den Campingplatz Llanka Lafquén, nur wenige Kilometer außerhalb von Panguipulli und direkt am Hang oberhalb des Lago gelegen. Die indigenen Mapuches (https://de.wikipedia.org/wiki/Mapuche) Jaime und Ester betreiben diesen wunderschön gelegenen und mit viel Sorgfalt und Liebe angelegten Platz und sind mehr als hilfsbereit, dem Dickschiff Wanderer den Zugang zum Platz zwischen engen Bäumen und tiefhängenden Kabeln zu ermöglichen.
Als ich am nächsten Morgen wach werde, ist es noch stockdunkle Nacht ... stockdunkel? Nein! Ich sehe aus meinem Bett ein Panorama, das ich weder mit Worten, noch mit Bildern auch nur ansatzweise wirklich beschreiben kann! Jeder, der im Flieger schon einmal nachts gestartet oder gelandet ist, hat schon das unglaubliche Lichtermeer einer Stadt unter sich gesehen. Im Flieger ist es jedoch nur eine Sache von wenigen Sekunden, bis man zu hoch oder zu tief über dem Zauber fliegt. Ich dagegen schwebe wie auf einem fliegenden Teppich hoch über Panguipulli und das Bild hört und hört einfach nicht auf. Es ist wie ein Traum, der kaum beeindruckender sein kann ... .. und dann kriecht ganz langsam die Sonne hinter der Cordillera de los Andes nach oben und taucht die Andenkette in jeder Minute in ein neues Licht. Der Blick bleibt immer wieder auf dem Villarrica hängen, über dessen Krater ständig neue Rauchfahnen ausgestoßen werden.
Ich sitze auf einer kleinen, mit hellem Kies angelegten Terrasse des Platzes etwas unterhalb des Wanderer`s am Hang - und lese in einem Buch. Immer und immer wieder wende ich den Kopf nach rechts und sehe den Vulkan Villarica so nah, als könnte ich ihn mit der Hand erreichen. Er ist noch etwas über 30 km Luftlinie von mir entfernt, wirkt aber in seiner ganzen Erscheinung so gewaltig, als könne ich ihn wirklich zu Fuß erreichen. Das Bild zeigt ihn in ungefähr der Größe und Perspektive, wie ich ihn sehe - nur mit Unterschieden, die ich wieder in Worte fassen kann. So, wie ich ihn immer und immer wieder anschaue, besitzt er nicht diesen rechteckigen Rahmen der das wahre Bild so brutal abschneidet und begrenzt. Auch wenn ich fast nur "ihn" fokussiere, so sehe ich dennoch die Kette der Anden, die sich immer weiter nach rechts und links hinzieht. .. und ich nehme den blauen Himmel über mir wahr, sehe den Lago Panguipulli tief unter mir, sehe und höre die Papageien, die in Schwärmen durch mein Gesichtsfeld fliegen, sehe die Bandurias unter mir auf einer Wildwiese nach Nahrung suchen, höre das Rascheln der Blätter im Wind und nur ganz selten irgend etwas Mensch-gemachtes aus dem Ort, ebenfalls tief und weit unter mir. |