Gesundheit

Mit dem eigenen Haus auf 4 Rädern vom heimischen Kontinent bis nach Südamerika umzusiedeln, ist alles andere als eine Kleinigkeit! Es gibt hunderte von Dingen, die beachtet, berücksichtigt und erledigt werden müssen - gerade beim Thema Gesundheit!

Wir alle sind durch den Pauschaltourismus in den letzten Jahren in mehrfacher Hinsicht verwöhnt und leider auch vom wirklichen Reisen in ferne Länder entfremdet worden! Wir buchen mit ein paar Mausklicks und werden dabei vom Veranstalter -natürlich aus Haftungsgründen- auf alle wichtigen Dinge hingewiesen, sogar meist mit praktischen "Bedienungsanleitungen", wie die diversen Kleinigkeiten abgehakt werden können. Dann steigen wir fast an der eigenen Haustür in den Flieger, sitzen dort ein paar Stunden bei Vollpension ab und steigen irgendwo auf der Welt aus - allerdings ohne das geringste Gefühl für die wirklich zurückgelegte Entfernung und erst recht nicht für die anderen Regeln oder sogar mögliche Risken in der Ferne!
Wenn dann auch noch der gesamte Urlaub im pauschalen Umfeld von Hotelanlage und wohlorganisierten Tagesausflügen abläuft, lernt der verzückte Reisende nicht einmal, was Poison Oak in Nordamerika ist, geschweige denn, welche unangenehmen Viecher abseits der ausgetrampelten Touristenpfade nur darauf warten, daß sich ein naiver Europäer hierhin verirrt. Skorpione und Schlangen sind nicht mehr gruselige Darsteller in tollen Naturdokus, sondern unmittelbare Realität!

Erst wenn man mit Rucksack oder einem eigenen Fahrzeug für Wochen und Monate in der Ferne unterwegs ist, begreift man, hoffentlich ohne zuviel Lehrgeld gezahlt zu haben, daß diese Art des Reisens einen gewaltigen Unterschied zum heimischen Leben und zum Pauschalurlaub darstellt:

Die Komfortzone aus wohlstrukturiertem und organisierten Umfeld, aus verläßlicher Infrastruktur mit Notrufnummer und Rettungswagen existiert nicht mehr! Der Rundumschutz aus Kranken-, Unfall-, Rechtsschutz- und Vollkaskoversicherung existiert nicht mehr! Kein Veranstalter haftet für "Unpäßlichkeiten" ...
Die erste und wichtigste Lektion ist also zu begreifen und zu akzeptieren, daß man bis in allerletzte Konsequenz für sich verantwortlich ist! Niemand, kein anderer Mensch und keine Institution ist mehr in 24-h-Bereitschaft dafür zuständig, einem in einer Notsituation zu helfen!

Das betrifft auch und in besonderem Maß das gesamte Thema der Gesundheitsvorsorge. Corona-Leugner und Impfskeptiker sollten spätestens jetzt diese Seite verlassen und lieber weiter auf Malle oder in der DomRep ihren Pauschalurlaub genießen.

Auch wenn man alle Risiken kennt, werden sie dadurch nicht kleiner, aber die Gefahr, ihnen zum Opfer zu fallen, sinkt!

Ich maße mir nicht an, alle Risiken zu kennen die vor mir liegen - erst recht werde ich sie nicht alle vermeiden oder verhindern können und wollen! Wenn ich in der Atacama in über 5.000 m Höhe bei einer Wanderung, zig Kilometer vom nächsten Menschen und einige Kilometer vom Wanderer entfernt, unglücklich stürze und mir etwas breche, sind meine Chancen, da wieder heil heraus zu kommen, nicht gerade berauschend ... aber das gehört zu den Risiken, denen ich mir bewußt bin und die ich durch eigene Entscheidung eingehe. Was ich aber sicher nicht will, mir einen kleinen, unbedeutenden Kratzer an einem Dornenbusch zu holen und anschließend an Tetanus zu erkranken ... oder irgendwo im Pantanal von dem einen Moskito mit Gelbfieber unter hunderten anderen, die nur unangenehm oder lästig waren, gestochen zu werden ...

Von allem, was passieren kann (nicht zwangsläufig auch muß!), sind zumindest etliche gesundheitliche Risken durch Vorsorge und/oder Vorsicht zu vermeiden oder deutlich zu vermindern! Für eine erste Übersicht kann ich folgende Seite (länderspezifisch) mit allgemeinen Informationen empfehlen: https://www.derreisefuehrer.com/guides/sudamerika/uruguay/health/
Deutlich umfangreicher und fachlich hochkompetent sind die Seiten des Hamburger Tropeninstituts in der folgenden Tabelle. Selbstverständlich kann ich für diese Aufstellung keinerlei Gewähr übernehmen! Ich habe sie selbst aus den unterschiedlichen Informationen zusammengestellt um für mich selbst eine aussagekräftige Übersicht zu erhalten:. Aufgeführt sind auch lediglich die drei Länder, die ich in den ersten Monaten der Großen Fahrt zuerst durchfahren werde: Uruguay, Argentinien und Chile. Einzelheiten unter: https://tropeninstitut.de/ihr-reiseziel/infos-fuer-350-reiseziele

Der Abschluß einer eigenen Auslandskrankenversicherung für eine Langzeitreise ist zwingend erforderlich! Allein dieses Thema ist so umfangreich, daß ich hier eine eigene Abhandlung schreiben könnte ... Eine gute Übersicht über die vorhandenen Anbieter und die Leistungsumfänge zeigt https://panamericanainfo.com/auslandskrankenversicherungen/

Je nach eigenem Bedarf und persönlicher Situation lassen sich geeignete Versicherungen finden und abschließen. Dabei ist darauf zu achten, daß die Versicherung auch Covid-bedingte Erkrankungen abdeckt, da die meisten südamerikanischen Länder dies als eine Voraussetzung zu Einreise kontrollieren.

Ein ganz ungeliebtes Thema sind dabei für mich aber die weitergehenden Ansprüche der gesetzlichen, deutschen Krankenversicherung.
Ohne jetzt jedes Wort auf die "rechtliche Goldwaage" zu legen: Verlasse ich den Geltungsbereich der EU, sind die gesetzlichen Versicherungen im Bedarfsfall zu keinerlei Leistung mehr verpflichtet! Wer jetzt meint, im Gegenzug muß auch der Versicherte keine Leistung -also die monatlichen Zahlungen an die KV- mehr erbringen, der irrt gewaltig! Man zahlt als guter Deutscher also artig seine gerade abgeschlossene separate Auslands-KV und zusätzlich die normale KV. Doch auch hier gibt`s wieder zig Ausnahmen, Sonderfälle, Bedingungen u.v.m. die ich weder vollständig verstehe und erst recht nicht an dieser Stelle aufzudröseln in der Lage bin. An dieser Stelle muß sich also jeder eigenständig durch den deutschen Vorschrifts- und Gesetzesdschungel kämpfen!

Mit Stand August 2022 habe ich folgenden Kenntnisstand

• als Berufstätiger lohnt sich in jedem Fall ein Gespräch mit der eigenen KV. Über das Stichwort "Anwartschaft" ist es bei manchen KV möglich, die Zahlungen für die gesetzliche KV für die Dauer des Auslandsaufenthaltes auszusetzen oder auf einen geringfügigen Betrag zu reduzieren
• für Rentner scheint das eherne preußische Gesetz zu gelten: Wer in Deutschland seine Rente bezieht, hat davon auch in Deutschland seine Krankenversicherung zu zahlen! Der gleiche Gesetzgeber sagt aber auch: Verläßt der Versicherte den Geltungsbereich der EU, hat seine Krankenversicherung für den Auslandsaufenthalt keinerlei Leistung mehr zu erbringen! Um weiterhin abgesichert zu sein, muß der Versicherte eine separate (Langzeit-) AuslandsReiseKrankenversicherung abschließen. Diese beiden Festlegungen hat meines Wissens der Gesetzgeber vorgeschrieben. Was er anscheinend nicht geregelt hat, ist die Aussetzung der gesetzlichen KV während des Auslandsaufenthaltes für den Versicherten. Der Gesetzgeber entlastet einerseits also die Krankenkasse von der Erbringung von Leistungen - andererseits entlastet er den Versicherten aber anscheinend nicht explizit von seiner Leistungspflicht, d.h., obwohl die KK keine Leistung mehr erbringt, muß der Versicherte seine Leistung, die Beitragszahlung, weiterhin erbringen ... UND zusätzlich muß er die AuslandsKV bezahlen!
  Meine Krankenversicherung, die Knappschaft, stellt sich in dieser rechtlichen Grauzone stur, verweigert also (mit (r)Recht) die Erbringung von Leistungen, verlangt aber von mir (bis jetzt ohne Benennung einer rechtlichen Grundlage) weiterhin die Erbringung meiner Leistungen, also der Beitragszahlung
• entscheidend für dieses ganze Chaos ist die Beibehaltung des ständigen Wohnsitzes in Deutschland! Wird dieser aufgegeben, eröffnet sich wieder eine völlig neue Welt an eigenen Vorschriften und Regelungen
• als ersten Einstieg in diese Thematik kann ich diese Übersicht empfehlen: https://www.ruv.de/ratgeber/altersvorsorge/gesetzliche-rente/rente-im-ausland

Stand September 2022

• die Knappschaft beharrt auf folgender Aussage: "..  teilen wir Ihnen mit, dass aufgrund eines vorübergehenden Auslandsaufenthalts in einem Nichtvertragsstaat, eine Möglichkeit der Aussetzung zur Verpflichtung der Beitragszahlung zur Kranken- und Pflegeversicherung der Rentner sowie ein Ruhen der Prämienzahlung im Mehrleistungsbereich leider nicht möglich ist .."
  Eine gesetzliche Grundlage wird weiterhin nicht genannt
• Eigene Recherchen von mir bei und mit der Verbraucherzentrale NRW sowie der Deutschen Rentenversicherung bestätigen jedoch, daß eine Aussetzung der Beiträge möglich ist.
  Weiterhin wird von der DVKA (Deutsche Verbindungsstelle Krankenversicherung - Ausland) in Bonn bestätigt, daß aufgrund einer Entscheidung aus den letzten Jahren in diesem Fall nicht einmal eine Umstellung auf Anwartschaft erforderlich ist, sondern bereits aufgrund des Sachverhaltes einer Doppelbelastung von meiner zuständigen KV, der Knappschaft, eine Aussetzung der Beitragszahlungen zu erfolgen hat

• Ende September:

  Ein ellenlanger Brief der Knappschaft, völlig unleserlich für einen normalen Menschen, da er anscheinend von der Rechtsabteilung formuliert wurde und über und über mit Paragrafen und Juristendeutsch gespickt ist, hat zusammen mit dem unmittelbar bevorstehendem Abflug nach Uruguay vorerst die weitere Auseinandersetzung beendet. Der Versuch, diese Doppelbelastung abzuwenden, scheint vorerst gescheitert zu sein