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Uruguay - die ersten Kilometer PanAmericana

Nach so vielen Jahren mit dem Bau des Wanderer, nach 2 langen Jahren Zwangspause durch Corona, nach monatelangen Vorbereitungen der Großen Fahrt auf der PanAmericana, ist der Traum jetzt Wirklichkeit geworden! Wir, der Wanderer, die Yam (250er Enduro Yamaha) & ich sind in Südamerika, in Uruguay, angekommen. Leider ist aus dem Traum erst einmal ein deprimierender Alptraum geworden! Ein mißglückter Diebstahlversuch der Yam führte zu schweren Schäden an den elektrischen Anlagen von Steyr & Aufbau und bedeutete einen zweieinhalb wöchigen Zwangsaufenthalt in der Werkstatt - siehe letzte Seite.

Karte PanAmericanHwy,44Zuerst noch ein Wort zur PanAmericana: SIE ist natürlich noch ein paar Kilometer entfernt. Offiziell endet sie in Buenos Aires, also rund 300 km entfernt (siehe Wikipedia). Mein Ziel ist aber nicht NUR DIE PanAmericana, sondern mein eigenes, persönliches Abenteuer PanAmericana ... auf, entlang und abseits dieser Traumstraße ... von der Tierra del Fuego, Feuerland im äußersten Süden dieses Kontinents immer weiter nach Norden um irgendwann einmal in Alaska, dem Beginn dieser Route, am Ende des nördlichen Doppelkontinents anzukommen ...

Lupe
Quelle (Copyrighted free use):
https://de.wikipedia.org/wiki/Panamericana#/media/Datei:PanAmericanHwy.png

 

Am Dienstag, dem 18. Oktober 2022, konnte ich endlich die Werkstatt mit eigener Kraft verlassen und die nächsten Kilometer des Abenteuer`s PanAmericana bewußt und ohne "Überlebensmodus" genießen. Wie schon auf meinen Einkaufsfahrten mit der Yam, zeigte sich Uruguay, ja, was eigentlich? Lieblich, nett, ausgeglichen, total grün mit blühenden Blumen auf den Wiesen ... Momente in denen ich das Gefühl habe, irgendwo durch ein sanft geschwungenes Südfrankreich zu fahren, wären da nicht auch überall die dezenten Hinweise, am anderen Ende der Welt zu sein! Die Häuser ... sehen einfach völlig "anders" aus, die Autos sind eine Mischung aus "europäisch" und SUV/Pickup-Nordamerikanisch, die vielen Eukalyptusbäume und dann wieder Palmen ... Pferde, Rinder und Schafe auf riesigen, weitläufigen Koppeln zeigen dagegen wieder keinerlei Ähnlichkeit mit der "Enge in Europa"... und dann sind da die riesigen Baumnester aus Zweigen, die von überraschend kleineren Vögeln gebaut werden, grünen Papageien, den Mönchssittichen.

Route TerraVentura - ParaizoSuizoNach etwas über 40 km -davon 10 km auf einer unbefestigten Piste- erreiche ich eine kleine, schweizerische Enklave direkt an der Küste, das Pueblo Suizo und das Ziel, welches ich eigentlich sofort nach meiner Ankunft in Uruguay ansteuern wollte, den Campingplatz von Heinz & Sylvia, das Paraizo Suizo.

Erst hier habe ich die innere Ruhe und Zeit, tatsächlich "anzukommen", zu begreifen, wieviel Arbeit, Schweiß, Planung und Vorbereitung erforderlich waren, um jetzt tatsächlich hier zu sein! Mit jeder Faser zu fühlen, was alles erforderlich und wie lang dieser Weg war. Oft alles andere als geradlinig, manchmal mit großen Zweifeln, dann auch wieder mit Erfolgserlebnissen und riesigen Meilensteinen.
Damit ich bei all den überwältigenden Gefühlen nicht die Bodenhaftung verliere -was mit dem Kopf nach unten hängend (siehe weiter unten ...)- gar nicht so selbstverständlich ist, helfen die endlosen Spaziergänge am völlig menschenleeren Sandstrand. Dabei wird mir immer bewußter, wo ich jetzt bin - auf der anderen Seite der Erde, in einem mediterranen Uruguay. Dieses kleinste spanischsprachige Land in Südamerika ist nur halb so groß wie Deutschland und wird "eigezwängt" von seinen größenordnungsmäßig riesigen Nachbarn Brasilien und Argentinien im Norden und Westen sowie vom Südatlantik im Süden und Osten. Dabei liegt es immerhin -übertragen auf die Nordhalbkugel der Erde- auf dem gleichen Breitengrad wie Zypern!

.. und jetzt sind da noch die mehrfachen Andeutungen, das "hier", auf der anderen Seite der Erde, irgend etwas grundlegend anders ist ... mehr im nächsten Kapitel...

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Sonne und Mond sind falsch herum

Nachdem ich auf der letzten Seite bei der Ankunft in Uruguay schon mit dem beliebten Kürzel SA für Südamerika aufgeräumt und es korrigiert habe, muß ich noch etwas anderes loswerden, das ich bisher noch auf keiner der vielen Reiseseiten zu Südamerika gefunden habe: Sonne und Mond sind falsch herum! Keine Fälschungen, die irgendwelche Verschwörer über den Himmel ziehen, aber sie laufen tatsächlich "falsch" über den Himmel und genau das muß ich eben auch `mal loswerden ... und ein wenig erläutern, weil`s tatsächlich nicht jeder weiß und es so manchen Reisenden anscheinend nicht einmal aufgefallen ist ...

Es fängt schon damit an, daß ich (und alle anderen um mich herum) mit dem Kopf nach unten hänge und doch eigentlich von der Erde in den Himmel fallen müßte!

auf der Suedhalbkugelder ErdeSeit sich das Mittelalter aus der Finsternis erhob gehört zum Allgemeinwissen von uns Menschen, daß die Erde keine Scheibe, sondern eine ziemlich große Kugel ist. Wir alle haben diese Erkenntnis schon seit dem frühen Kindergarten geschluckt, akzeptiert und denken nicht weiter darüber nach ... bis auf die seltenen Male wo uns bewußt wird, wenn wir unser geliebtes Zuhause verlassen und wirklich `mal auf die "untere" Halbkugel der Erde reisen, daß wir doch dann, hm, mit dem Kopf nach "unten" hängen! Spätestens jetzt ist dann eine Begründung gefragt, warum wir in dieser ungewohnten Stellung dann nicht einfach nach "unten" fallen? .. in den Himmel hinein und dann weiter ins Universum? Wenn unsere kleinen Kinderchen dann so dreist sind und wirklich "diese Frage" stellen, dann kramen wir aus unseren Schulwissen noch schnell das Wort "Erdanziehung" heraus und sind meist froh, wenn Klein-Erna nicht weiter fragt. Gerettet! .. und, das ist es auch! Die Masse der Erde "erzeugt" eine Anziehungskraft*), die immer und überall auf, in und über der Erde wirkt und immer in Richtung zum Massenzentrum, dem Erdmittelpunkt zeigt. Genau das ist der Grund, warum wir mit unseren Füßen immer senkrecht auf der Erdoberfläche stehen, oben & unten eindeutig identifizieren können und nirgendwo einfach nach oben fallen!

*) den guten Albert Einstein mit der Krümmung der Raumzeit durch Massen lassen wir der Einfachheit hier `mal außen vor ...

 

Diese Tatsache, daß "man" im Vergleich zu unserer gewohnten Welt nach Überquerung des Äquators, geometrisch aber immer mehr mit dem Kopf nach "unten hängt", ist auch der Grund für zwei Phänomäne, die manchem vielleicht wie ein Stolperer oder ein Jucken auf der Großhirnrinde vorkommen, seltsamerweise aber von niemandem -mir bekannten- beschrieben werden: Sonne und Mond sind irgendwie falsch!

Fangen wir `mal mit der Sonne an: Wir, alteingesessene Bewohner der Nordhalbkugel der Erde, haben seit unserer Kindheit eine Selbstverständlichkeit fest verdrahtet und gespeichert: Wo immer wir auch gerade sind, bei Oma im Garten, auf `ner Tour mit dem neuen E-Bike im Wald oder am Strand in Malle - wenn wir uns nur ein winziges bischen der Sonne zuwenden, dann wissen wir mit absoluter Gewißheit, daß die Sonne immer auf unserer linken Seite (im Osten) aufgeht, vor unserem Gesicht -je nach Jahreszeit mehr oder weniger hoch am Himmel- über das Firmament in Richtung der rechten Körperseite zieht, um dann ganz rechts, im Westen, am Horizont unter zu gehen.

Sonne_und_Mond

 

.. und, jetzt küt`s: Sind wir auf der Südhalbkugel der Erde, hängen im Vergleich zu unserem gewohnten Leben also mit`m Kopf nach unten, dann geht die Sonne plötzlich rechts von uns auf! Das nennen die Einheimischen da unten ebenfalls Osten, nur ist das auf der falschen Seite, rechts von uns! Tagsüber kriecht die Sonne genauso über den Himmel, bewegt sich dabei aber von rechts nach links und verschwindet zum Sonnenuntergang tatsächlich auch auf der linken Seite - im Westen wie man`s hier ebenfalls nennt ... nur ist damit auch der Westen auf der falschen Seite ...

.. jetzt noch zum Mond. Als Mitteleuropäer kennen wir ebenfalls seit unserer Kindheit das "Mondgesicht" oder "den Mann im Mond", die so oder so ähnlich interpretiert werden. Da wir auf der Südhalbkugel aber "anders herum" in Richtung des Mondes schauen, ist damit auch das Mondgesicht falsch herum! Erde und Mond haben ihre Beziehung zueinander nämlich in der Zwischenzeit in keiner Weise geändert - wir, durch unseren "Kopfstand" aber schon!

Mondgesicht

Bin ich wirklich der einzige Nerd, dem so etwas auffällt?

Wer den GlobalWanderer schon etwas kennt weiß, daß ich immer gerne den Oberlehrer spiele und die eine oder andere Kuriosität, die nichts und niemand zum Leben wirklich braucht, hier zum besten gebe. Daher zum Mond gleich noch zwei interessante Fakten:

  1. was mir auch schon an den ersten Abenden auffällt, ist die Mondsichel - sie nimmt gerade von Tag zu Tag mehr zu... nur ebenfalls in der "falschen" Richtung! Wir auf der Nordhalbkugel kennen vielleicht die Eselsbrücke: Sieht die Mondsichel aus wie eine (→Klammer auf, nimmt der Mond ab. Sieht sie aus wie eine ) → Klammer zu, nimmt der Mond zu.
    Hier jedoch, auf der Südhalbkugel der Erde, ist die Mondsichel in den Mondphasen ebenfalls um 180° gedreht - der jetzt bei mir zunehmende Mond wird also zur rechten Seite immer größer!
  2. Noch verrückter wird es, wenn ich irgendwann in den nächsten Monaten in Äquatornähe komme. Hier wird der abnehmende Mond eine Art Schüssel und der zunehmende ein Dach bilden... und umgekehrt smiley_zwinkern

Doch all dieses profane Wissen ändert nichts am überwältigenden Zauber der Wirklichkeit! Jetzt, in den ersten Oktobertagen in Uruguay, steht der Mond fast senkrecht über mir. Schaue ich abends mit einem kleinen Fernglas zu ihm hoch, ist er keine kleine Scheibe, sondern hängt als riesige, körperliche Kugel direkt über mir. Die Krater, vor allem an seinen Rändern, zeigen eine Struktur und Tiefe, wie ich sie noch niemals zuvor gesehen habe!
.. und dann ist da noch eine weitere Premiere: Auf halben Weg vom Mond zum östlichen Horizont strahlt ein extrem heller "Stern"! Mit dem Fernglas wird aus dem Punkt eines "Sterns" tatsächlich eine kleine, leuchtende Scheibe mit einem blassen Ring darum! Zum allerersten Mal in meinem Leben sehe ich den Saturn und seine Ringe mit eigenen Augen! Es ist ... ergreifend!

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MyMaps, klein Die Routenkarte ist immer auf der Startseite verfügbar

Paraiso Suizo

Uruguay entdecken? Hm, entdecken? Seit Monaten, nein Jahren, lese ich Bücher und Reiseberichte, schaue TV-Dokumentationen und schreibe meine POIs (Points of Interest) artig in meine Geo-Datenbank. Rufe ich dann zum Navigieren meine Karten auf, erscheint für ganz Südamerika ein buntes Gewirr mit unzähligen Einträgen. In ganz Südamerika? Nein, da gibt es wie bei Asterix & Obelix ein kleines, unbeugsames Fleckchen welches sich dadurch auszeichnet, daß dort kein einziges Fähnchen auf etwas besonders spektakuläres hinweist - Uruguay! Eingeklemmt zwischen den beiden Länder-Riesen Argentinien und Brasilien sowie dem Atlantik. Keine türkisfarbenen Seen in tiefen Schluchten, keine Wüsten, kein tropischer Urwald, keine spektakulären Wasserfälle, keine himmelhohen Berge ... besondere Sehenswürdigkeiten?

Ach, by the way, wenn`s um`s Entdecken geht, habe ich beim Thema Navigation im Wanderer auch noch etwas dazu zu sagen ...

Dafür hat Uruguay anderes zu bieten! Sicherheit - es ist eines der sichersten und stabilsten Länder in ganz Südamerika mit entspannten und freundlichen Menschen die es einem leicht machen, das PanAmericana Abenteuer nicht sofort mit extremen Herausforderungen zu beginnen, sondern erst einmal "anzukommen". Na ja, gerade dieses "Ankommen" war bei mir durch die Schäden beim Schiffstransport und in Folge noch einem Unfall (siehe Ankunft) alles andere als erfreulich und einfach - und auch und gerade dabei konnte ich froh sein, hier in Uruguay eine gute Werkstatt-Unterstützung bekommen zu haben.

Jetzt endlich bin ich angekommen - im wahrlich paradisischen Paraiso Suizo. Morgens geweckt werden von der Fülle aus exotischen Vogelstimmen, abends einschlafen mit dem funkelnden Sternenhimmel der Südhalbkugel direkt über mir und dem Rauschen des nur 300 Meter entfernten Ozeans. Dazwischen, tagsüber, Leguane auf dem Platz, kleine, grüne Papageien, dann Kolibris, die von Blüte zu Blüte schwirren und nicht größer sind als mein Daumen und jeden Tag lange Spaziergänge an den endlosen, menschenleeren und völlig müllfreien Stränden. Weiterfahren? Ins Abenteuer? Das hier ist das Abenteuer - das Leben! Zeit spielt überhaupt keine Rolle ... mañana ... pasado mañana ... Zeit alles aufzunehmen, zu begreifen, wirklich wahrzunehmen, zu fühlen, zu erleben, zu leben ...

 

Hier einige Eindrücke dieser so unspektakulären aber und wunderschönen Tage ...

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