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Halbinsel Valdez

Karte Valdez

Erster Dezember! Der Verstand kann`s begreifen, das Gefühl sagt aber, daß das unmöglich stimmen kann! Während wir unter dem strahlend blauen Himmel im türkisblauen Meer schwimmen, fällt in Deutschland Schnee und alle bereiten sich hektisch auf Weihnachten vor...
Die Welt steht auf dem Kopf! Oder bin ich es, der "falsch herum hängt" (siehe auch Sonne & Mond)?

Die 323 Kilometer von Saco Viejo bei San Antonio bis zum Zugang zur Halbinsel Valdez haben Axel & ich im Konvoi bei mittlerweile etwas gemäßigteren Temperaturen von nur noch knapp über 30° gemeinsam hinter uns gebracht und stehen jetzt -noch außerhalb des Nationalparks- am Playa Gariba. Unser Nachtquartier beziehen wir dann an der Rangerstation von Punta Flecha, während der weiter zunehmende Wind und die drohenden Wolken im Himmel nichts Gutes verheißen. Bis auf das ständige Fauchen von Windböen und die donnernde Brandung nur wenige Meter neben uns, bleibt uns aber weiteres Unheil erspart.

Streckenkarte Valdez bis Camarones: siehe nächste Seite

 

Stellplatz am Playa Gariba
Stellplatz am Playa Gariba
Playa Gariba
Playa Gariba
Punta Flecha
Stellplatz Rangerstation Punta Flecha

 

drohende Wolkenbänke
am Abend ziehen drohende Wolkenbänke über uns auf

 

drohende Wolkenbänke Am nächsten Morgen fahren wir auf die weit in den atlantischen Ozean hineinragende Halbinsel Valdez. Die gesamte Fläche bildet einen riesigen, zusammenhängenden Nationalpark und steht aufgrund der besonderen Tierwelt vollständig unter Naturschutz. Es beginnt schon während der Fahrt mit kleineren Gruppen von Guanakos, die man allerdings erst sieht, wenn sie die Straße überqueren. Die Augen gehören damit nur noch zur Hälfte der Straße - die andere Hälfte ist mit ununterbrochenem Scannen der Büsche neben der Straße beschäftigt!

Wir besuchen das Gebiet von Punta Pirámide mit seinen Vogel- und Robbenkolonien. Am Nachmittag folgen dann nur noch die wenigen Kilometer bis zum einzigen Ort auf der Halbinsel - Puerto Pìrámides. Das Örtchen ist auch die einzige Stelle, in der innerhalb des Nationalparks gecampt / übernachtet werden darf. Die Ranger sind dabei schon sehr sorgfältig. Gegen Sonnenuntergang fahren sie von ihren Stationen die einzelnen Pisten ab und würden wirklich jeden "versteckten" Wagen entdecken. Kein großes Kunststück, da Valdez so flach wie eine Kuchenplatte ist und nicht ein einziger Baum Platz und Schatten bieten könnte. Da die Hochsaison erst mit Weihnachten beginnt, können wir einen Stellplatz direkt im winzigen "Hafen" belegen. Hafen? Na, ja, ein flacher Sandstrand auf den die Ausflugsboote mit Traktoren mit langen Auslegern gezogen werden - und einer Kaimauer mit Parkplatz.

Diesmal ist mir Poseidon aber alles andere als gut gesonnen! Am Abend wird aus dem ewigen patagonischen Wind ein richtiger Sturm. Als dann die Flut aufläuft, schlagen die Wellen gegen die Kaimauer und peitschen riesige, salzige Gischtwogen über die Krone - und damit direkt auf den Wanderer! Am nächsten Morgen traue ich meinen Augen kaum: Meine Heckfenster sind blind! Sogar meine Dachluke! Alles ist mit einer Salzkruste überzogen! Genauso wie die gesamte rechte Seite, meine Treppe ... einfach alles!

 

Abfahrt von Punta Flecha
Abfahrt von Punta Flecha über die üblichen Wellblechpisten
Guanakos entlang der Piste
Guanakos entlang der Piste
Ankunft in Puerto Pirámides
Ankunft in Puerto Pirámides
Seelöwenkolonien bei Punta Pirámide
Seelöwenkolonien bei Punta Pirámide
Stellplatz im Hafen von Puerto Pirámides
Stellplatz im Hafen von Puerto Pirámides
der Wind entwickelt sich immer mehr zu einem Sturm
der Wind entwickelt sich immer mehr zu einem Sturm
Ausflugschiffe im Hafen von Puerto Pirámides
Ausflugschiffe im Hafen von Puerto Pirámides

 

drohende Wolkenbänke Sonntag, 3. Dezember, gemeinsamen fahren wir die ca. 70 km lange Pistenstrecke bis Punta Norte, an der Nordostspitze von Valdez - dem Ort für die Begegnung mit Orcas! Nach 1,5 Stunden Fahrt kommen wir lange vor Tidenhöchststand in Punta Norte an. Es ist wunderschön, die Seelöwen sind in beeindruckender Anzahl da, die Sonne scheint und das türkise und tiefblaue Meer zeigt sich von seiner schönsten Seite - nur die Jäger der Seals, die Orcas fehlen! Nichts, den ganzen Tag nicht ... Gestern waren gem. der Infotafel an der Rangerstation noch 5 der beeindruckenden Tiere hier ... 1522 Uhr, Höchststand der Flut - keine Orcas... dafür inzwischen ein schneidend kalter Wind. Poseidon scheint irgendwie stinkig zu sein!

 

die einen schlafen den Schlaf der Gerechten
die einen schlafen den Schlaf der Gerechten...
die nächsten sind `ne Runde schwimmen
die nächsten sind `ne Runde schwimmen...
wieder andere wuseln neugierig umher
wieder andere wuseln neugierig umher...
jugendliche Streithähne
während sich die Jugendlichen ständig käbbeln müssen
alle! Na ja, eben das Testosteron...
alle! Na ja, eben das Testosteron...
ja, der ist eben noch nicht soweit
der Kleine ist eben noch nicht soweit

 

Dann unsere Verabschiedung - die Wege von Axel und mir trennen sich an dieser Stelle. Während er den Kontinent, der hier nur noch weniger als 1.000 Kilometer breit ist, durchqueren und entlang der Anden nach Süden fahren will, werde ich weiter entlang der Küste in Richtung der Tierra del Fuego fahren. Die letzten Worte: "Wir sehen uns Weihnachten in Ushuaia"

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Punta Ninfas

Nach einer letzten Nacht in Puerto Pírámides starte ich am nächsten Morgen die "nur" ca. 170 km lange Strecke zu meinem nächsten Ziel: Punta Ninfas, südlich der Halbinsel Valdez. "Nur"... dafür aber heftigste Kilometer!
Beide Navigationsprogramme im Wanderer haben unterschiedliche Wege kalkuliert - die Qual der Wahl! Ich entscheide mich aufgrund der zu erwartenden 70 km Schotterpiste vor dem Ziel für den direkten Weg, den MapsMe vorschlägt und dafür auf der Karte auch überzeugende "Argumente" darstellt... Spätere & bittere Erkenntnis: Bei unterschiedlichen Routen höre ich niemals wieder auf MapsMe, sondern nur noch auf OSMAnd (siehe auch Navigation)!Als die Häuser von Puerto Madryn langsam aufhören, wird die Straße unvermittelt zu einer Schotterpiste ... und der Schotter noch überraschender zu einem schmalen Erdweg mit steilen Anstiegen, engen Kurven, Dornenbüschen und von Sturzbächen ausgewaschenen, tiefen Furchen ... während MapsMe auf dem Navi steif und fest behauptet, daß es hier, genau hier lang geht! ..und ich Trottel lasse mich darauf ein, obwohl OSMAnd genau hier eine andere Route vorgegeben hat.
Es wird immer wilder. An einer Engstelle ist es dann soweit - das Hinterrad rutscht an der Kante ab und der Wanderer hängt mit 35° Neigung in einem Sandloch, während das Vorderrad festhängt und den Motor abwürgt! Panik! Jeden Moment kann er umstürzen ... und dann? Selbst wenn er nicht auf die Seite fällt, wie komme ich hier nur raus? 1.000 häßliche Gedanken schießen durch den Kopf während ich vorsichtig aussteige und mit jeder Faser spüre, ob sich der Truck jetzt weiter neigt... Er bleibt zum Glück stehen und meine jetzt fehlenden, nicht einmal 100 kg, bringen ihn zum Glück nicht aus dem Gleichgewicht.
Dennoch: Ich muß hier raus! Sofort! Bevor noch etwas ... Die größte Idiotie aber, daß ich kein einziges Bild mache!
Alle Achs-Sperren, den Kriechgang und die Geländeuntersetzung einschalten und zentimeterweise vorwärts... er rutscht! Nicht tiefer, aber noch schräger, so daß mir bald das Herz stehen bleibt! Wieder aussteigen, wieder überlegen und immer noch kein einziges Foto ... Dann mit dem Rückwärtsgang und er tut`s! Der Steyr schaufelt sich raus aus der Senke! 10.000 Steine fallen mir vom Herzen! Als ich dann 5 Meter von dem Loch und auf sicherem Grund stehe, steige ich wieder aus und sehe jetzt mein "Loch" und erst jetzt mache ich auch ein, EIN einziges Bild vom Loch-des-Grauens.

 

mein Loch
mein Loch des Grauens!
Im Hintergrund noch die Häuser und die Bucht vor Puerto Madryn

 

Wie ist das mit Piloten die abgestürzt und unverletzt geblieben sind? Sie müssen sofort wieder in einen Flieger steigen ... sonst tuen sie es nie wieder! Also habe ich keine Ruhe und fahre sofort weiter...
..um nach nur weiteren 200 m vor mir eine böse Steigung und darin auch noch enge Kehren zu sehen! Jetzt reicht`s! DAS mache ich nicht! Egal was das Navi sagt! Ein Beinahe-Absturz genügt für heute ... drehen, ja, tatsächlich drehen und zurück ... immer weiter, bis tatsächlich eine Piste nach links abgeht an deren Ende Häuser zu sehen sind ... also los und nach 15 weiteren Minuten bin ich auf einer mit einer Nummer ausgezeichneten, regulären Piste. Grauenhaftes Wellblech, aber egal ... irgendwann der tatsächliche, beschilderte Abzweig nach Punta Ninfas: 68 km Piste! Manchmal mörderisch, manchmal Tempo 40 - 50, noch 2 Stunden lang...

Die Belohnung für diese Schinderei ist dafür aber auch entsprechend groß! Ich habe einen traumhaften Platz an der äußersten Spitze der weit ins Meer reichenden Landzunge bei Punta Ninfas gefunden. Direkt neben dem Wanderer bricht die Klippe nahezu senkrecht um 100 Meter zum Meer ab und tief unten liegen unzählige Seelöwen und genießen die Sonne.

 

endlose Kilometer auf dröhnender Wellblechpiste
endlose Kilometer auf dröhnender Wellblechpiste
 
mein Stellplatz bei Punta Ninfas
mein Stellplatz bei Punta Ninfas
 
 
völlig allein in spektakulärer Landschaft
völlig allein in spektakulärer Landschaft
Blick aus dem Wanderer
der Blick aus dem Wanderer ist einfach atemberaubend
 
Aussicht aus der ersten Reihe
die Aussicht aus der ersten Reihe reicht bis zur
Halbinsel Valdez im Norden
 
 
Seelöwen tief unter mir
..und tief unter mir die Seelöwen, deren
Grunzen und Brüllen bis zu mir heraufschallt

 

 

Schon früh am nächsten Morgen stürze -hoffentlich nicht- ich mich ins nächste Abenteuer: Bei meinem Rundgang gestern Nachmittag habe ich nur 200 Meter von meinem Stellplatz entfernt ein ziemlich verrottetes und nicht wirklich vertrauenerweckendes Seil an der Klippe gefunden... und mache mich über die sehr bedenklich zusammen geknoteten Seile an den Abstieg von der fast 100 Meter hohen (das Navi sagt, ich sei 96 m hoch) Klippe. Teilweise auf allen Vieren, teilweise kletternd, teilweise rutschend schaffe ich es ohne Absturz bis auf den Strand und komme auf dem Bauch liegend bis auf 3 m an die Seelöwen heran. Das ist noch außerhalb ihres Sicherheitsbereiches, wo sie mich nur manchmal neugierig beäugen. Erst bei noch geringerem Abstand werden sie unruhig und wenden sich dann in Richtung Meer ab.

Doch dann bleibe ich wohl zu lange am Haarem eines der vielen Zentner schweren Paschas. Er beäugt mich eine ganze Weile und robbt immer wieder 3 oder 4 Hübe vorwärts in meine Richtung. Langsam genug, daß ich nichts befürchten muß. Außerdem liegt noch eine Brandungsschwelle aus Kies mit bestimmt eineinhalb Meter Höhe zwischen uns. Bei seiner Schwerfälligkeit sicher keine Gefahr ... nur ich habe die Instinkte und Pfiffigkeit des monströsen Bullen unterschätzt! Jedesmal nach einer angemessenen Pause robbt er wieder 1 m näher - immer noch keine Gefahr, aber ich will ihn nicht provozieren und ziehe mich zurück, gehe weiter am Strand entlang. Nur läßt sich der Bulle von meinem Abgang nicht zum Umkehren bewegen! Er robbt beständig weiter, erklimmt die Brandungsschwelle und macht sich dann mitten auf meiner Strandpromenade breit! SCH... das ist doch mein Rückweg! Wie soll ich denn jetzt an dem Koloß vorbei wenn ich wieder zurück will? Puh, der Typ ist wohl pfiffiger als ich ... hat mir doch glatt den Weg abgeschnitten! Ich versuch`s mit `ner neuen Taktik: Entferne mich weiter von ihm und bringe mich schließlich hinter einem Felsen außer Sicht - mit Erfolg! Noch 10 Minuten äugt er immer wieder in meine Richtung, muß aber auch ständig seinen Haarem beobachten, der jetzt ohne ihn als Aufpasser gegen übermütige Konkurrenten ist.
Endlich gibt er nach, robbt wieder über die Schwelle zu seinem Hofstaat - geschafft, mein Rückweg ist gesichert! Ich habe aber auch dazu gelernt: Wann immer ich mich hinlege um die Tiere nicht zu irritieren, beobachte ich dabei ständig meine Seiten! .. nicht, daß wieder so ein Bulle auf dumme Ideen kommt!
Den einige Stunden später extrem herausfordernden Rückweg über die Seile möchte ich lieber nicht weiter ausführen...

pix
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Puh, jetzt habe ich ein großes Problem!
An diesem Tag habe ich -selbst nach dem Löschen ähnlicher Aufnahmen- immer noch 105 Bilder im Verzeichnis... eines schöner als das andere... aber ich kann sie doch nicht alle hier zeigen! Für mich sind es beeindruckende Erinnerungen an dieses außergewöhnliche Erlebnis, in freier, unberührter Natur, diesen Tieren so nahe gewesen zu sein! ..aber, wie ist es für euch? "Na ja, `nen paar Seelöwen... kann man doch auch im Zoo sehen!"
Deshalb eine kleine Auswahl bei der hoffentlich niemand sagen muß: "Hm, `n Seelöwe, sieht der nicht genauso aus wie der von vorhin?"

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Morgenstimmung
ich kann`s nicht lassen...
So eine Aussicht, wenn "man" morgens wach wird...
Seelöwenstrand
.. und dahin muß ich jetzt runter...
Seelöwenstrand
sehr steile, sehr tiefe 100 m unter mir
das geknotete Seil
das mehrfach geknotete Seil in den Abgrund...
Blick nach oben
fast geschafft! Beim Blick nach oben kann man genau senkrecht über dem Seilende, oben an der Klippe, den Seilanfang gerade noch erkennen
Seelöwe am Strand
der Lohn der Mühe...
entspannter Blick wer ist der Neue da am Strand
wer ist denn der Neue da am Strand?
Winterfell
puh, jetzt muß nur noch das Winterfell runter
Gerangel unter Heranwachsenden
unter den männlichen Heranwachsenden herrscht
ständiges Gerangel - jeder will eben `mal
der Pascha werden
die Kerle sind eben alle bekloppt
die Kerle sind eben alle bekloppt! Testosteron...
Gerangel
stimmt!
die Mädchen halten sich da ganz raus
die Mädchen halten sich da ganz raus
oder alle pennen gemeinsam am Strand
oder alle pennen gemeinsam am Strand
oder eben nicht
oder eben nicht
 

Man möge mir verzeihen - es ist das erste Mal im Leben, daß ich mit einem Video-Programm Filmschnipsel zusammengefügt habe...
Die Überblendung ist noch "hart" und unschön - ich arbeite dran...

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Abschied von Punta Ninfas
Abschied von Punta Ninfas

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