Am nächsten Morgen fahren wir auf die weit in den atlantischen Ozean hineinragende Halbinsel Valdez. Die gesamte Fläche bildet einen riesigen, zusammenhängenden Nationalpark und steht aufgrund der besonderen Tierwelt vollständig unter Naturschutz. Es beginnt schon während der Fahrt mit kleineren Gruppen von Guanakos, die man allerdings erst sieht, wenn sie die Straße überqueren. Die Augen gehören damit nur noch zur Hälfte der Straße - die andere Hälfte ist mit ununterbrochenem Scannen der Büsche neben der Straße beschäftigt! Wir besuchen das Gebiet von Punta Pirámide mit seinen Vogel- und Robbenkolonien. Am Nachmittag folgen dann nur noch die wenigen Kilometer bis zum einzigen Ort auf der Halbinsel - Puerto Pìrámides. Das Örtchen ist auch die einzige Stelle, in der innerhalb des Nationalparks gecampt / übernachtet werden darf. Die Ranger sind dabei schon sehr sorgfältig. Gegen Sonnenuntergang fahren sie von ihren Stationen die einzelnen Pisten ab und würden wirklich jeden "versteckten" Wagen entdecken. Kein großes Kunststück, da Valdez so flach wie eine Kuchenplatte ist und nicht ein einziger Baum Platz und Schatten bieten könnte. Da die Hochsaison erst mit Weihnachten beginnt, können wir einen Stellplatz direkt im winzigen "Hafen" belegen. Hafen? Na, ja, ein flacher Sandstrand auf den die Ausflugsboote mit Traktoren mit langen Auslegern gezogen werden - und einer Kaimauer mit Parkplatz. Diesmal ist mir Poseidon aber alles andere als gut gesonnen! Am Abend wird aus dem ewigen patagonischen Wind ein richtiger Sturm. Als dann die Flut aufläuft, schlagen die Wellen gegen die Kaimauer und peitschen riesige, salzige Gischtwogen über die Krone - und damit direkt auf den Wanderer! Am nächsten Morgen traue ich meinen Augen kaum: Meine Heckfenster sind blind! Sogar meine Dachluke! Alles ist mit einer Salzkruste überzogen! Genauso wie die gesamte rechte Seite, meine Treppe ... einfach alles!
Sonntag, 3. Dezember, gemeinsamen fahren wir die ca. 70 km lange Pistenstrecke bis Punta Norte, an der Nordostspitze von Valdez - dem Ort für die Begegnung mit Orcas! Nach 1,5 Stunden Fahrt kommen wir lange vor Tidenhöchststand in Punta Norte an. Es ist wunderschön, die Seelöwen sind in beeindruckender Anzahl da, die Sonne scheint und das türkise und tiefblaue Meer zeigt sich von seiner schönsten Seite - nur die Jäger der Seals, die Orcas fehlen! Nichts, den ganzen Tag nicht ... Gestern waren gem. der Infotafel an der Rangerstation noch 5 der beeindruckenden Tiere hier ... 1522 Uhr, Höchststand der Flut - keine Orcas... dafür inzwischen ein schneidend kalter Wind. Poseidon scheint irgendwie stinkig zu sein!
Dann unsere Verabschiedung - die Wege von Axel und mir trennen sich an dieser Stelle. Während er den Kontinent, der hier nur noch weniger als 1.000 Kilometer breit ist, durchqueren und entlang der Anden nach Süden fahren will, werde ich weiter entlang der Küste in Richtung der Tierra del Fuego fahren. Die letzten Worte: "Wir sehen uns Weihnachten in Ushuaia" |
Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Südamerika > Inhaltsverzeichnis > Patagonien > Halbinsel Valdez > Punta Ninfas Punta NinfasNach einer letzten Nacht in Puerto Pírámides starte ich am nächsten
Morgen die "nur" ca. 170 km lange Strecke zu meinem nächsten Ziel:
Punta Ninfas, südlich der Halbinsel Valdez. "Nur"... dafür aber
heftigste Kilometer!
Wie ist das mit Piloten die abgestürzt und unverletzt geblieben
sind? Sie müssen sofort wieder in einen Flieger steigen ... sonst tuen
sie es nie wieder! Also habe ich keine Ruhe und fahre sofort
weiter... Die Belohnung für diese Schinderei ist dafür aber auch entsprechend groß! Ich habe einen traumhaften Platz an der äußersten Spitze der weit ins Meer reichenden Landzunge bei Punta Ninfas gefunden. Direkt neben dem Wanderer bricht die Klippe nahezu senkrecht um 100 Meter zum Meer ab und tief unten liegen unzählige Seelöwen und genießen die Sonne.
Schon früh am nächsten Morgen stürze -hoffentlich nicht- ich mich ins nächste Abenteuer: Bei meinem Rundgang gestern Nachmittag habe ich nur 200 Meter von meinem Stellplatz entfernt ein ziemlich verrottetes und nicht wirklich vertrauenerweckendes Seil an der Klippe gefunden... und mache mich über die sehr bedenklich zusammen geknoteten Seile an den Abstieg von der fast 100 Meter hohen (das Navi sagt, ich sei 96 m hoch) Klippe. Teilweise auf allen Vieren, teilweise kletternd, teilweise rutschend schaffe ich es ohne Absturz bis auf den Strand und komme auf dem Bauch liegend bis auf 3 m an die Seelöwen heran. Das ist noch außerhalb ihres Sicherheitsbereiches, wo sie mich nur manchmal neugierig beäugen. Erst bei noch geringerem Abstand werden sie unruhig und wenden sich dann in Richtung Meer ab. Doch dann bleibe ich wohl zu lange am Haarem eines der vielen
Zentner schweren Paschas. Er beäugt mich eine ganze Weile und robbt
immer wieder 3 oder 4 Hübe vorwärts in meine Richtung. Langsam genug,
daß ich nichts befürchten muß. Außerdem liegt noch eine
Brandungsschwelle aus Kies mit bestimmt eineinhalb Meter Höhe zwischen
uns. Bei seiner Schwerfälligkeit sicher keine Gefahr ... nur ich habe
die Instinkte und Pfiffigkeit des monströsen Bullen unterschätzt!
Jedesmal nach einer angemessenen Pause robbt er wieder 1 m näher -
immer noch keine Gefahr, aber ich will ihn nicht provozieren und ziehe
mich zurück, gehe weiter am Strand entlang. Nur läßt sich der Bulle von
meinem Abgang nicht zum Umkehren bewegen! Er robbt beständig weiter,
erklimmt die Brandungsschwelle und macht sich dann mitten auf meiner
Strandpromenade breit! SCH... das ist doch mein Rückweg! Wie soll ich
denn jetzt an dem Koloß vorbei wenn ich wieder zurück will? Puh, der
Typ ist wohl pfiffiger als ich ... hat mir doch glatt den Weg
abgeschnitten! Ich versuch`s mit `ner neuen Taktik: Entferne mich
weiter von ihm und bringe mich schließlich hinter einem Felsen außer
Sicht - mit Erfolg! Noch 10 Minuten äugt er immer wieder in meine
Richtung, muß aber auch ständig seinen Haarem beobachten, der jetzt
ohne ihn als Aufpasser gegen übermütige Konkurrenten ist. |
Puh, jetzt
habe ich ein großes Problem!
An diesem Tag habe ich -selbst nach dem Löschen ähnlicher Aufnahmen- immer noch 105 Bilder im Verzeichnis... eines schöner als das andere... aber ich kann sie doch nicht alle hier zeigen! Für mich sind es beeindruckende Erinnerungen an dieses außergewöhnliche Erlebnis, in freier, unberührter Natur, diesen Tieren so nahe gewesen zu sein! ..aber, wie ist es für euch? "Na ja, `nen paar Seelöwen... kann man doch auch im Zoo sehen!" Deshalb eine kleine Auswahl bei der hoffentlich niemand sagen muß: "Hm, `n Seelöwe, sieht der nicht genauso aus wie der von vorhin?" alle Bilder können -wie gehabt- mit einem Mausklick vergrößert und wieder geschlossen werden
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