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Rückfahrt - vom Pazifik zum Atlantik, 3. Teil

Route Salto_del_Agrio-ChosMalal

 

Nach dem traumhaften Wasserfall des Rio Agrio nahe des Lago Caviahue geht die Fahrt des Wanderer über El Cholar durch eine beeindruckende Bergwelt weiter nach Chos Malal.

Irgendwo in den Bergen nach El Cholar finde ich wieder einen ruhigen und abgelegenen Stellplatz für die Nacht. Am nächsten Morgen werde ich aber wieder von miesem Herbstwetter und Dauerregen begrüßt.
Auf der Piste nach Chos Malal geht die Fahrt über schier endlose Serpentinen durch beeindruckende Berglandschaften - die ich leider nur im Dunst der tiefhängenden Regenwolken sehen kann. Dazu kommt, daß fast die gesamte Konzentration bei der aufgeweichten, regennassen, rutschigen Piste bleiben muß... die Alternativen sind entweder die Felswände zu meiner rechten oder die Abgründe zu meiner linken Seite...

 

Fahrt in den Wolken
über meinem Übernachtungs-Stellplatz zwischen El Cholar und Chós Malal ziehen am späten Nachmittag drohende Wolkenbänke auf

 

drohende Wolkenbänke
.. und am nächsten Tag, bei der Weiterfahrt nach Chos Malal, fahre ich zwar durch eine traumhafte Landschaft,
aber im Dunst und Schleier der Wolken und des Regens

 

drohende Wolkenbänke
eine Kulisse wie der "Horseshoe Canyon" in den USA - leider im Regen und Nebel der auf gleicher Höhe hängenden Wolken

 

Route Salto_del_Agrio-ChosMalal

Erst in Chos Malal wird der Himmel wieder zunehmend blauer. Seit langer Zeit genieße ich `mal wieder die Vorzüge eines richtigen Campingplatzes mit Infrastruktur rund herum und, vor allem, einer herrlich heißen Dusche - dafür allerdings auch die Nachteile wie der ständig wahrnehmbare Autoverkehr des Ortes, der Gestank nach Auspuffgasen und das Geschnäbbel von bis in die Nacht grillenden Campingnachbarn...

 

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Rio Colorado

Route Chos Malal - Lihué Calel

 

Dienstag, 23. April `24, eigentlich wollte ich heute Morgen noch eine fast 360 Kilometer lange Schleife in der Kette der Anden bis zur Laguna Varvarco auf bis auf über 2.000 Metern Höhe beginnen... eigentlich, aber drei verschiedene Wetterseiten im Internet waren sich einig, daß das Wetter ab Donnerstag wieder drastisch schlechter würde, mit Temperaturen von deutlich unter 0°, anfangs mit Regen, dann Schneefällen... eigentlich, aber irgendwo überstimmt dann der halbwegs gesunde Verstand die Abenteuerlust und macht mir klar, daß dieses Abenteuer ein wenig zu risikoreich ist, ich möglicherweise im Schnee das schlechte Wetter aussitzen muß und dann vielleicht sogar zeitliche Probleme mit meinem inzwischen gebuchten Rückflug nach Deutschland bekommen würde! Schweren Herzens gebe ich den Plan also auf und starte von Chos Malal wieder in Richtung Osten, entlang des Rio Colorado. Damit liegen zwar ebenfalls wieder viele Pistenkilometer vor mir, die aber auf der "sicheren Seite", immer weiter entfernt von den Anden und weiter in Richtung Atlantik und Uruguay.

 

schneebedeckte Andenkette
am Ortsausgang von Chós Malal sehe ich die schneebedeckte Andenkette direkt vor mir. Genau dort hinein hätte mich die Route zur Laguna Varvarco geführt während ich jetzt nach "rechts", nach Osten in Richtung des Atlantiks abbiege...
Andenkette
schon viele Kilometer entfernt von der Cordillera de los Andes blutet mir beim Anblick des strahlend blauen Himmels über den Bergen und Vulkanen doch noch ziemlich das Herz über die nun auf`s nächste Jahr verschobene Tour

 

Andenkette auf der RN40

 

Nach etlichen Stunden Wellblech suche ich einen Stellplatz für die Nacht. Nach drei vergeblichen Versuchen von der Piste direkt an den Colorado zu kommen, führt mich die Beharrlichkeit beim 4. Versuch in ein ausgetrocknetes Flußbett, welches wahrscheinlich nur im Frühjahr, zur Schneeschmelze, Wasser führt. Nach weiteren zehn Minuten Fahrt durch das teilweise mehr als 50 Meter breite Flußbett kann ich dann "Yeah" und "Bingo" schreien! Das Bett wird zu einer völlig flachen Sandfläche und endet direkt am Rio Colorado - ich kann meine Freude kaum zügeln! Ein perfekter Platz! So perfekt, daß ich nach Aufgabe des "Varvarco-Plans" sogar noch den nächsten Tag unter vollständig blauem Himmel und in absoluter Abgeschiedenheit und Stille hier verbringe. Diese und viele ähnliche "Ruhetage" an solch paradiesischen Orten haben sicher auch dazu beigetragen, daß ich selbst nach fast 8 Monaten, inzwischen fast 11.000 Kilometern auf diesem Törn und unzähligen Eindrücken und Erlebnissen nicht "überfrachtet" bin und immer noch ehrfürchtig und andächtig staunen und genießen kann.

Ganz nebenbei bekomme ich auch die Bestätigung, richtig entschieden zu haben: Von meinem Stellplatz kann ich weit entfernt am westlichen Horizont immer noch die Cordillera de los Andes sehen. Die gesamte Kette ist weiß mit Schnee bedeckt und bereits am nächsten Tag, Mittwoch, legte sich eine völlig geschlossene Wolkendecke über die Berge. Wäre ich in diese Wetterfront geraten, wäre die harmloseste aller Konsequenzen, daß ich die Laguna Varvarco nur unter tiefen, dunklen Wolken und in Regen oder Schnee gesehen hätte.

 

Wanderer am Rio Colorado
der Wanderer im ausgetrockneten Flußbett am Rio Colorado

 

am Rio Colorado

 

mein Stellplatz am Rio Colorado

 


mein Stellplatz im ausgetrockneten Flußbett am Rio Colorado

 

Es ist halb 8 und vor dem Abendessen wollte ich noch einmal aus dem Wanderer zum Fluß gehen um die tolle Abenddämmerung zu erleben...Als ich aber die Tür öffne und den ersten Schritt auf die Treppe mache, erschrecke ich erst einmal zutiefst! Ich stehe im hellen Scheinwerferlicht! ..und bin wohl doch nicht mehr allein! Aus dem Flußbett strahlt ein Scheinwerfer auf mich... dann die Erkenntnis und erleichtertes Lachen über meinen Schreck: Das strahlende Licht ist kein auf mich gerichteter Autoscheinwerfer, es ist der gerade aufgegangene Vollmond über dem Flußbett! Was für ein Erlebnis und was für ein Bild! Klar habe ich auch noch zur Kamera gegriffen und versucht... nur ist die Technik in so einem Fall hoffnungslos überfordert. Die blöde Kamera fängt einfach alles an Licht ein, was sie kriegen kann und tüncht dann den Wanderer in warmes Rot-Gelb von den Wolkenreflektionen, verpaßt dem klaren Himmel etwas Restblau und überstrahlt den Mond dabei völlig. Nicht einmal ansatzweise ist die wirklich verzauberte Stimmung zu erahnen... deshalb zeige ich`s hier lieber nicht...
Was bleibt, ist die Erinnerung an diesen Moment, das leise Plätschern des Colorado vor meinen Füßen, die glutroten Wolken nach dem Sonnenuntergang, der fahle Scheinwerfer des Mondes hinter mir, die ansonsten völlige, allumfassende Bewegungslosigkeit und Stille um mich herum... und am Horizont die Silhouette eines weiteren, riesigen Vulkans...

 

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Morgendämmerung am Rio Colorado
Morgendämmerung am Rio Colorado vor der Abfahrt nach zwei wunderschönen, entspannenden Tagen
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