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Rio Colorado
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Dienstag, 23. April `24, eigentlich wollte ich heute
Morgen noch eine fast 360 Kilometer lange Schleife in der Kette
der Anden bis zur Laguna Varvarco
auf bis auf über 2.000 Metern Höhe beginnen... eigentlich, aber
drei verschiedene Wetterseiten im Internet waren sich einig,
daß das Wetter ab Donnerstag wieder drastisch schlechter würde,
mit Temperaturen von deutlich unter 0°, anfangs mit Regen, dann
Schneefällen... eigentlich, aber irgendwo überstimmt dann der
halbwegs gesunde Verstand die Abenteuerlust und macht mir klar,
daß dieses Abenteuer ein wenig zu risikoreich ist, ich
möglicherweise im Schnee das schlechte Wetter aussitzen muß und
dann vielleicht sogar zeitliche Probleme mit meinem inzwischen
gebuchten Rückflug nach Deutschland bekommen würde! Schweren
Herzens gebe ich den Plan also auf und starte von Chos Malal
wieder in Richtung Osten, entlang des Rio
Colorado. Damit liegen zwar ebenfalls wieder viele
Pistenkilometer vor mir, die aber auf der "sicheren Seite",
immer weiter entfernt von den Anden und weiter in Richtung
Atlantik und Uruguay.
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am Ortsausgang von Chós Malal sehe ich die
schneebedeckte Andenkette direkt vor mir. Genau dort hinein
hätte mich die Route zur Laguna Varvarco geführt während ich
jetzt nach "rechts", nach Osten in Richtung des Atlantiks
abbiege... |
schon viele Kilometer entfernt von der
Cordillera de los Andes blutet mir beim Anblick des strahlend
blauen Himmels über den Bergen und Vulkanen doch noch ziemlich
das Herz über die nun auf`s nächste Jahr verschobene
Tour
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Nach etlichen Stunden Wellblech suche ich einen Stellplatz für die
Nacht. Nach drei vergeblichen Versuchen von der Piste direkt an den
Colorado zu kommen, führt mich die Beharrlichkeit beim 4. Versuch in
ein ausgetrocknetes Flußbett, welches wahrscheinlich nur im Frühjahr,
zur Schneeschmelze, Wasser führt. Nach weiteren zehn Minuten Fahrt
durch das teilweise mehr als 50 Meter breite Flußbett kann ich dann
"Yeah" und "Bingo" schreien! Das Bett wird zu einer völlig
flachen Sandfläche und endet direkt am Rio Colorado - ich kann meine
Freude kaum zügeln! Ein perfekter Platz! So perfekt, daß ich nach
Aufgabe des "Varvarco-Plans" sogar noch
den nächsten Tag unter vollständig blauem Himmel und in absoluter
Abgeschiedenheit und Stille hier verbringe. Diese und viele ähnliche
"Ruhetage" an solch paradiesischen Orten haben sicher auch dazu
beigetragen, daß ich selbst nach fast 8 Monaten, inzwischen fast 11.000
Kilometern auf diesem Törn und unzähligen Eindrücken und Erlebnissen
nicht "überfrachtet" bin und immer noch ehrfürchtig und andächtig
staunen und genießen kann.
Ganz nebenbei bekomme ich auch die Bestätigung, richtig entschieden
zu haben: Von meinem Stellplatz kann ich weit entfernt am westlichen
Horizont immer noch die Cordillera de los Andes sehen. Die gesamte
Kette ist weiß mit Schnee bedeckt und bereits am nächsten Tag,
Mittwoch, legte sich eine völlig geschlossene Wolkendecke über die
Berge. Wäre ich in diese Wetterfront geraten, wäre die harmloseste
aller Konsequenzen, daß ich die Laguna Varvarco nur unter tiefen,
dunklen Wolken und in Regen oder Schnee gesehen hätte.
der Wanderer
im ausgetrockneten Flußbett am Rio Colorado
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mein Stellplatz im ausgetrockneten Flußbett
am Rio Colorado
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Es ist halb 8 und vor dem Abendessen wollte ich noch einmal aus dem
Wanderer zum Fluß gehen um die tolle
Abenddämmerung zu erleben...Als ich aber die Tür öffne und den ersten
Schritt auf die Treppe mache, erschrecke ich erst einmal zutiefst! Ich
stehe im hellen Scheinwerferlicht! ..und bin wohl doch nicht mehr
allein! Aus dem Flußbett strahlt ein Scheinwerfer auf mich... dann die
Erkenntnis und erleichtertes Lachen über meinen Schreck: Das strahlende
Licht ist kein auf mich gerichteter Autoscheinwerfer, es ist der gerade
aufgegangene Vollmond über dem Flußbett! Was für ein Erlebnis und was
für ein Bild! Klar habe ich auch noch zur Kamera gegriffen und
versucht... nur ist die Technik in so einem Fall hoffnungslos
überfordert. Die blöde Kamera fängt einfach alles an Licht ein, was sie
kriegen kann und tüncht dann den Wanderer
in warmes Rot-Gelb von den Wolkenreflektionen, verpaßt dem klaren
Himmel etwas Restblau und überstrahlt den Mond dabei völlig. Nicht
einmal ansatzweise ist die wirklich verzauberte Stimmung zu erahnen...
deshalb zeige ich`s hier lieber nicht...
Was bleibt, ist die Erinnerung an diesen Moment, das leise Plätschern
des Colorado vor meinen Füßen, die glutroten Wolken nach dem
Sonnenuntergang, der fahle Scheinwerfer des Mondes hinter mir, die
ansonsten völlige, allumfassende Bewegungslosigkeit und Stille um mich
herum... und am Horizont die Silhouette eines weiteren, riesigen
Vulkans...
Morgendämmerung am Rio Colorado vor der
Abfahrt nach zwei wunderschönen, entspannenden Tagen
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