In einem der spektakulärsten und
bekanntesten Nationalparks Südamerikas - dem Torres del Paine unternehme ich mit meinem
Motorrad auch Fahrten zu den Namensgebern des Parks, den Torres, den berühmten Türmen der Cordillera del Paine. 80 Kilometer
über die von unzähligen Touristenbussen völlig verstaubte Piste (siehe
auch letzte Seite) gehen
meine Touren auf die östliche Seite des Parks (4)-(5)-(6). Nur von
dieser Seite sind die Torres, die Türme, so wie man sie schon so oft in
Naturdokus oder Reiseprospekten gesehen hat, frei zu sehen. |
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Wieder einmal wird mir das Privileg bewußt, nicht innerhalb von wenigen Wochen mit einem Mietwagen so viele Highlights wie nur möglich abfahren zu müssen... oder Pauschaltourist zu sein, in einem Bus mit vielen anderen Leidensgenossen von einem Mirador zum nächsten lookout und von dort zum folgenden viewpoint chauffiert zu werden, dann jeweils ein paar Minuten Zeit für die Fotoorgie und die Selfies zu haben um dann wieder in den Bus gequetscht zu werden. Ich habe das kostbarste Gut, welches wir Menschen besitzen: Zeit! Niemand von uns weiß, wieviel wir davon noch haben aber mir wird in diesen Monaten die ich schon wieder unterwegs bin, immer wieder bewußt, wie richtig es war und ist, "es" jetzt zu tun, es jetzt zu leben und nicht erst, wenn die Hypothek endlich abgezahlt ist oder der Sohn das Studium abgeschlossen hat oder die Tochter den Nachwuchs wenigstens im Kindergarten untergebracht hat. Ich habe solche "Aufschübe" schon so oft im Leben gehört und mußte leider auch sehr oft erleben, wie für Freunde oder Arbeitskollegen irgendwann der Punkt kam, an dem es zu spät war! Wo es aus irgendwelchen Gründen nicht mehr ging... Wo es keine Möglichkeit mehr gab, einen Traum zu leben und nicht das Leben nur zu träumen... |
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Über kleine Wege, die auf keiner Karte ausgewiesen sind und die ich einfach nach "Richtung" fahre, komme ich bis kurz vor das Refugion del Torres, einer winzigen "Hotelstadt", einem überfüllten Campingplatz mit einem Preis von mehr als 40 US$/Nacht und Parkplätzen, auf denen man vor Staub die Nebelscheinwerfer einschalten muß um noch einen freien Platz zu finden und last but not least ein "Basislager" für den beschwerlichen Aufstieg zum Fuß der Türme. Näher werde ich ihnen, den Torres nicht kommen! Zum einen gruselt`s mich vor den Touristenmassen die ich von der Piste sehen kann und dann ist da noch das Ding mit dem Altkanzler und seiner "Gnade der späten Geburt" (siehe letzte Seite), die sich hier als Fluch erweist... Um mir die Tränen in den Augen zu sparen, will ich mit meinen längst nicht mehr jugendlichen Knien gar nicht in Versuchung kommen und über den Aufstieg grübeln. Ich lege mich in sicherer Entfernung vom Geschehen ins Gras und versuche einfach, diese Welt und diese Momente in mich aufzunehmen...
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Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Südamerika > Inhaltsverzeichnis > Anden > Torres del Paine > Puerto Natales Puerto NatalesPuh, soll ich "das" jetzt wirklich hierhin schreiben? Nach einigen Diskussionen mit mir selbst fiel dann die Entscheidung: Ja! Es ist mein Tagebuch und wenn ich gestern noch auf einer Parkbank gesessen und gesehen habe, wie eine junge Frau aus der Eisdiele kam, mit ihrem Handy auf das Eis "zeigte" und es, das Handy, anschließend am langen Arm vor sich hertrug und dabei filmte/postete, wie sie das Eis schleckt, dann sei mir auch "so etwas" erlaubt... Also, ich mußte den Besuch im Nationalpark abbrechen! Auch nach dem üblichen, männlichen "Aussitzen" nach dem Motto "..ist von allein gekommen, wird schon allein wieder weggehen.." konnte ich die Einsicht, gesundheitliche Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen, nicht länger aufschieben. Ich habe den Torres del Paine also verlassen, bin nach Puerto Natales gefahren und im dortigen Krankenhaus in die Notaufnahme. Zweieinhalb Stunden später lag ich auf einem Tisch und mußte unter örtlicher Narkose operiert werden. Nach allem, was ich selber wahrnehme und dem, was ich von den Ärzten mithilfe meiner Übersetzer-App verstanden habe, geht`s mir gut, aber... Das Aber ist eine weiterhin offene Wunde auf dem Rücken, die in der nächsten Zeit täglich behandelt werden muß. Ich sitze also auf unabsehbare Zeit in Puerto Natales fest und daher ist das hier auf unbestimmte Zeit der letzte "Post" auf Global-Wanderer, auch deshalb, weil dieses kleine Städtchen zwar nett ist, aber nicht wirklich viel zu bieten hat... na ja, jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe und schon eine ganze Woche hier bin, kann ich zumindest sagen, daß das Wetter hier ein wenig beständiger zu sein scheint als im gesamten Rest von Patagonien! Bis auf gelegentliche, kurze Auflockerungen ist es nämlich permanent grau-in-grau mit reichlichem Regen...
alle Bilder können -wie gehabt- mit einem Mausklick vergrößert und wieder geschlossen werden
..so, irgendwann wird es hier irgendwie weitergehen... |