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am Beagle Kanal

Karte Beagle Kanal Am Ende des Jahres 2023 war der Wanderer auch am äußersten Ende der Welt - Fin del Mundo. Jetzt, im Januar 2024, geht die Fahrt wieder zurück entlang des Beagle Kanals. Das nächste Ziel ist Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt. Da dieses neue Jahr zwischen strahlend blauem Himmel und Sonnenschein aber auch immer wieder schwere, dunkle Wolken und Regen über das Land ziehen läßt, habe ich keine Eile mit der Weiterfahrt. Im Schneckentempo hangel ich mich an der Küste des Beagle Kanals langsam weiter und finde mehrere Stellplätze für jeweils ein, zwei oder sogar drei Tage. Wunderschöne Naturparadiese und Juwele. In völliger Abgeschiedenheit vom Rest der Welt habe ich genug Muße, mein Tagebuch und meine ganzen Bilder aufzuarbeiten. Ich mache viele Ausflüge und Wanderungen in einer Landschaft, die genau so auch in "Herr der Ringe" aus Tolkiens Sagenwelten sein könnte! Riesige Gerippe grauweißer, abgestorbener, knorriger Bäume, dann wieder vor Grün strotzender, flechtenbehangener Riesen in einer Sumpflandschaft aus rotschwarzem Wasser. Dazu unzählige Vogelarten, kleine Herden freilebender Pferde, die manchmal im gestreckten Galopp an mir vorbei stürmen, manchmal direkt vor mir stehen und mich neugierig anschauen.
Ein nahezu unberührtes Naturparadies in wilder, rauher Schönheit und einer Weite und Stille, wie ich es aus Europa nicht kenne.

Die Karte oben zeigt den Eingang zum Beagle Kanal und das Ende der auf Straßen, Pisten und Trampelpfaden erreichbaren Welt - Fin del Mundo, das Cabo Moat. Eine Übersichtskarte mit der gesamten Tierra del Fuego, der Magellanstraße und dem Beagle Kanal ist auch auf der Seite Fin del Mundo-1 zu sehen.

Na war doch klar, daß er, der Oberlehrer, wieder etwas dazu beitragen wird: Also, der Beagle Kanal ist die zweite Wasserstraße um an der Südspitze Südamerikas von einem Ozean in den anderen zu gelangen, also eine Passage zwischen Atlantischem- und Pazifischem Ozean. Benannt übrigens nach dem britischen Forschungsschiff Beagle, mit dem Robert FitzRoy 1831 diese Passage entdeckte. Über die erste Passage, die Magellanstraße, habe ich bei Cerro Sombrero schon `was gesagt. Fehlt noch die Nummer drei, dann ist der Oberlehrer zufrieden - und diese Passage ist die Drakestraße auf offener See um das Kap Hoorn herum - also die sturmgepeitschte und berüchtige Passage, die alle Schiffe vermeiden wollen.

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Beagle Kanal - Tolkien`s Herr der Ringe

 

entlang des Beagle Kanals
entlang des Beagle Kanals - eine Landschaft wie das Auenland in "Tolkien`s Herr der Ringe"

 

Rio Varela     entlang des Beagle Kanals
über 60 km führt die Piste entlang des Beagle Kanals bis zum "Ende der Welt"
links der Rio Varela, der sich seinen eigenen Weg in den Beagle Kanal suchen darf - rechts die Kette der Anden, die sich hier aus dem Meer erhebt

 

Rio Varela
Rio Varela

abenteuerliche Brücke
immer wieder muß ich eine dieser abenteuerlichen Brücken überqueren


der Wanderer am Rio Varela
der Wanderer am Rio Varela
Sumpfland
verzaubertes Sumpfland aus Herr der Ringe
Adler
ein sehr aufmerksamer Beobachter


Tolkiens Welt
Tolkiens Welt
 

versunkene Bäume     versunkene Bäume
jeden Moment können Elfen, Trolle oder böse Zauberer aus dem Sumpf auftauchen...

 


 

im Licht der untergehenden Sonne wird dieses verzauberte Land noch unwirklicher

 

 
im Licht der untergehenden Sonne
blühende Wiese

 

 

 


verzaubertes Land
Sumpf     Baum

 

 im Licht der untergehenden Sonne

 

Die so unwirklich erscheinenden Bäume, deren Stamm so verblüffend an alte, knorrige, deutsche Eichen erinnert, sind übrigens Lenga, "Scheinbuchen", die es nur hier, an der Südspitze Südamerikas gibt. Zum Ende des kurzen Sommers werfen sie ihre kleinen, wächsernen Blätter ab um den langen Wintermonaten trotzen zu können.

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Etwas ist anders! Auch andere Overlander sind wie ich in Südamerika. Sie fahren irgendwo hin, entdecken diesen Ort für sich und fahren dann wieder weiter. Heute erst war ich in der Nähe einer dieser abenteuerlichen Brücken über die vielen Flüsse unterwegs, als ein Geräusch tatsächlich ein nahendes Fahrzeug ankündigte. Zwischen den Bäumen konnte ich einen riesigen Offroadtruck ausmachen, der mit einer Staubfahne hinter sich auf mich zurollte. Ohne jedes Zögern bog er schon vor der Brücke auf einen Seitenarm der Piste und pflügte dann direkt durch den Rio Cambáceres. Am anderen Ufer fuhr sein PS-starkes Triebwerk wie eine Turbine hoch und trieb den schweren MAN KAT4 mit seinem Wandlergetriebe die Steigung hoch und zurück auf die Piste in Richtung Fin del Mundo. Viele Stunden später, ich saß schon längst wieder neben dem Wanderer, konnte ich das gleiche dumpfe Wummern wieder vernehmen und auch den riesigen KAT4 und in seinem Gefolge die zwei gleichen Offroader wie heute Vormittag erkennen - alle jetzt wieder auf dem Rückweg in Richtung Ushuaia...

Ich bin jetzt schon seit mehr als einer Woche hier am äußersten Ende der Welt im südlichen Feuerland. Ich sitze in meiner windfesten Jacke in meinem Campingstuhl, einige zehn Meter entfernt vom Wanderer und kann einfach nicht aufhören, diese so unwirkliche Welt um mich herum anzuschauen. Auf der einen Seite scheint die Zeit hier still zu stehen weil sich nichts verändert, gleichzeitig sieht diese Landschaft in jeder Minute anders aus! Schon seit Stunden ziehen schwere, grauschwarze Wolken über den Beagle Kanal auf der chilenischen Seite. Unter sich ziehen sie lange, gebogene und ebenso schwere Fahnen aus fallendem Regen hinter sich her, während ich, hier auf der argentinischen Seite dieses Meeresarms, in der Sonne sitze. Jede Minute sehen diese Wolken anders aus, jede Minute gibt es irgendwo eine Lücke zwischen ihnen, durch die die Sonne wie mit einem Spotlight ein Stück dieser Welt hell aufleuchten läßt. Mal leuchtet dann die Oberfläche des Meeres in einem intensiven, strahlenden Blau, dann ist es das Grün und Gelb des Landes oder grellweiße Schnee- oder Gletscherfelder auf der Kette der Anden. Dann höre ich wieder den Wind neben mir rauschen - aber nicht als allgegenwärtiges Fauchen an meinen Ohren, sondern irgendwo hundert oder zweihundert Meter entfernt in einer Gruppe von Bäumen. Genauso wie das Licht durch die Wolken nur ausgesuchte Stellen des Landes überstreicht, scheint der Wind ebenso nur einen Punkt zu überstreichen und bald darauf einen anderen... dann ist wieder von irgendwoher der schrille Pfiff eines Greifvogel zu hören...

 

 frisch gefallener Schnee

 

Irgend etwas ist anders. Ich fahre immer noch nicht weiter obwohl es doch noch so unendlich viel neues zu entdecken gibt. Ich sitze trotz der hochsommerlichen Sonne immer noch gut angezogen hier, jetzt, im Januar des neuen Jahres und werde einfach nicht müde, ununterbrochen die Welt um mich herum zu sehen, zu hören, einfach mit allem wahrzunehmen.
Seit langer Zeit schon halte ich mein eBook in den Händen, aber das Display hat sich längst abgeschaltet weil ich einfach nicht weiter blättere - ich nehme nur die Welt um mich herum wahr und es hört nicht auf, wie eine verzauberte Welt aus Tolkiens Herr der Ringe in jedem Moment anders zu sein.

Ich komme aus einer Welt, in der es niemals wirklich still ist. Ein Flugzeug, tausende Meter über mir, die große Straße, nur 200 Meter entfernt, Sirenen, Abrollgeräusche der Reifen, Rufe von Kindern, das Bellen von Hunden, das Zufallen von Türen. Nie versiegen diese menschgemachten Geräusche vollkommen. Hier aber scheint die Zeit auch die Geräusche eingefroren zu haben. Der Wind kommt manchmal zum Stillstand und selbst wenn er stürmt, ist es etwas anderes. Alles scheint dieser gefrorenen Zeit zu unterliegen. Selbst die Wolken. Schaue ich zu einer hoch, steht sie unverrückbar wie ein Bild. Erst wenn ich nach einigen Augenblicken erneut zu ihr schaue, ist sie ein Stück weiter gezogen. Ihre Bewegung selbst aber habe ich nicht sehen können, nur dann, wenn ich sie und das darunter liegende Land in der kristallklaren Luft gemeinsam beobachte. Die einzige Bewegung in dieser Welt die ich immer wahrnehme, sind die Spitzen der langen, samenbeladenen Gräser. Die Bäume dagegen scheinen wieder der gefrorenen Zeit zu unterliegen. Es sind teilweise riesige Kolosse, wie uralte, knorrige Eichen sehen sie aus, nur ihre Blätter sind völlig anders als die von Eichen. Sie sind winzig klein, dick mit Wachs getränkt und bieten dem Wind und der immer wieder einbrechenden Kälte der Tierra del Fuego fast keine Angriffsfläche.

Etwas ist anders! Wann habe ich zum letzten Mal irgendwo zu Hause gesessen und die Welt um mich herum als ein einziges, verzaubertes Wunder wahrgenommen, von dem ich den Blick einfach nicht abwenden konnte?

 

 Unwetter über dem Beagle Kanal

 

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