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> Feuerland
> Karukinka und Darwin > Rio Grande Rio GrandeSamstag, 20. Januar `24, schon früh am Morgen habe ich bei strahlendem Sonnenschein und einem grauenhaften Wind im Norden Feuerlands, Argentinien wieder verlassen und bin jetzt auf der westlichen, der chilenische Seite. Wenige Kilometer nach der Grenze verlasse ich die ausgebaute Straße und lenke den Wanderer auf eine Piste direkt nach Süden, parallel zur argentinischen Grenze und parallel zu der Strecke, die ich mich gestern noch gegen den fürchterlichen Wind gekämpft habe. Was mich hier erwarten wird, konnte ich trotz etlicher Fragen an Tante Google nicht wirklich in Erfahrung bringen... Selbst die englischsprachige Wikipedia Seite sagt zu Karukinka nicht viel mehr, daß dieses größte Schutzgebiet Feuerland`s 2004 von Goldman Sachs an die Wildlife Conservation Society gespendet wurde und seit dieser Zeit von dieser gemeinnützigen Organisation verwaltet wird. Die Fahrt geht durch eine einsame, nur mit kleinen Büschen und Gras bewachsenen Hügellandschaft, die trotz ihrer Kahlheit lieblich ist. Nicht ganz unschuldig daran sind die teils winzigen Wasserläufe, die sich in tiefem Blau und unzähligen Windungen durch diese Landschaft mäandrieren. Dazu kommen ebenso viele Guanako Herden und alle halbe Stunde irgendwo abseits der Piste eine Estancia. Je weiter ich nach Süden und damit an den Rand der Anden komme, irgendwann auch wieder die erste Bäume, flechtenbehangene, unwirkliche Lengas, die einzigen Bäume, die soweit im äußersten Süden des Planeten bei den extremen klimatischen Bedingungen überleben können. Nach 8 Stunden Fahrt mit zwei Grenzen, 190 Kilometern, davon 120 über Pisten, erreiche ich mein erstes Etappenziel, Rio Grande am Rio Grande - nicht das argentinische Rio Grande an der Küste, sondern eben das chilenische auf Feuerland, eine winzige, abgelegene Ansammlung gerade einer handvoll Häuser. |
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> Karukinka und Darwin > Lago Blanco
Lago BlancoSonntag, 21. Jan. `24, nach einer völlig ruhigen und nahezu windstillen Nacht, liegt heute die nächste Etappe vor mir. Bei leider tief verhangenem Himmel ist das Ziel, der Lago Blanco, nur 35 Kilometer entfernt. Allerdings prognostiziert selbst das Navi, welches seine Vorhersagen fast ausschließlich auf Basis "normaler" Straßenkilometer berechnet und damit immer viel zu kurz für den Wanderer kalkuliert, für diese Strecke eine Dauer von 2h16'! ..und das will was heißen! Über die weitgehend gut ausgebaute Piste erreiche ich das, was schon
der Name verspricht, die kleine Ansiedlung Pampa Guanaco - mitten in der "Pampa", also
umgeben von -bis auf den durchgehenden Grasbewuchs und wenigen, kleinen
Büschen- weitgehend kahlen, eintönigen, flachen Hügel. Dann aber traue
ich meinen Augen nicht, als ich gleich zwei Antennenmasten sehe! Völlig
ungläubig schalte ich mein Handy ein - und habe volles Netz! Der blanke
Wahnsinn! Hier? Hier!!! ..das erste Gerücht also schon `mal widerlegt!
Schon 500 Meter später ändert sich die Landschaft
vollkommen. Aus den vorher langgestreckten, kahlen Kuppen werden
schlagartig knackig steile und dicht bewachsene Hügel. Als ich dann zum
Lago Banco abbiegen muß, schrumpft die neue Piste auf gerade `mal die
Breite vom Wanderer! Zweige, Äste,
Wurzeln und Steine ragen zudem in jeder Höhe in die "Fahrrinne" und so
wird das Fahren zu einem Spießrutenlauf. Als sich dann irgendwann der
dichte Urwald plötzlich lichtet und den Blick auf den See frei gibt,
sehe ich mein nächstes Naturwunder: Ein tiefblauer See, im inzwischen
strahlenden Sonnenschein, mit grellweißen, vom Wind zerrissenen
Wellenkämmen, die ein bewegtes Relief auf der Oberfläche bilden - damit
auch die Erklärung für den Namen den Sees: blanco - weiß!
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Sie sind hier: Global-Wanderer > Reisen > Südamerika > Inhaltsverzeichnis > Feuerland > Selk’nam auf den Spuren der Selk’nam WOW, das ist heftig! Gut angezogen ziehe ich
mit der Kamera los um diese traumhafte Welt in digitalen Bits ein wenig
einfangen zu können... als der Wind auf einmal heftiger wird! Am Anfang
ist es zum Wundern und Schmunzeln, dann aber wird er innerhalb von nur
einer oder zwei Minuten zu einem richtig heftigem Sturm! ... und eine
weitere Minute danach zu einem ausgewachsenen Orkan! Beim strahlend
blauem Himmel! Obwohl ich noch zwischen den Bäumen stehe, kann ich kaum
einen Schritt machen, ohne das mich der Wind hin und her reißt! Ich
versuche es eine Weile, weil es so unglaublich schön ist, muß dann aber
flüchten! An weitere Bilder ist nicht zu denken, da ich die Kamera
nicht einen Moment zum Auswählen und zum Schuß eines Fotos ruhig halten
kann - absoluter Wahnsinn! JETZT weiß ich, warum der Lago Blanco, der Weiße See ist! Der Wind reißt seine
tiefblaue Oberfläche regelrecht auf und türmt Wellen im Abstand von nur
zwei, drei oder vier Metern Abstand auf, deren Kämme regelrecht
zerrissen und zerstäubt werden und dabei in der Sonne grellweiß
leuchten.
Montag, 22. Jan. `24, schon bald nachdem die Sonne genügend hoch an
den Himmel gestiegen ist, kommt auch der Wind wieder! Nicht so gewaltig
wie gestern, aber so, daß ich aus dem Staunen kaum heraus komme. Gut
gewappnet, will ich heute auf Entdeckungstour auf einem winzigen
Trampelpfad gehen, den ich gestern noch am Seeufer entdeckt habe. Schon
nach wenigen Metern befinde ich mich in einem richtigen Urwald aus
dicht mit langen Flechten bewachsenen Lengas, einer unbeschreiblichen
Zahl von abgestorbenen, grauweißen Ästen und Bäumen, die in diesem
speziellen Klima Feuerlands wahrscheinlich viele Jahrzehnte benötigen,
bis sie tatsächlich verwittert sind. Manche dieser verzauberten Gerippe
machen den Eindruck, schon seit Jahrhunderten hier zu liegen und immer
mehr kommt mir der Gedanke, daß dieser winzige Pfad vielleicht schon
vor Jahrhunderten, wenn nicht sogar schon vor Jahrtausenden durch die
Selk’nam (siehe Dez23-Tierra_del_Fuego-1)
entstanden ist. In wilden Kurven schlängelt er sich über Stock und
Stein, über unzählige kleine Wasserläufe, mal im Wald, dann, wenn die
Hänge zu steil werden und das Ufer es erlaubt, nur wenige Meter vom
Ufer entfernt. In den über fünf Stunden meiner Wanderung habe ich nicht einen einzigen Menschen gesehen - dafür wieder märchenhafte Bilder wie aus Tolkien`s Erzählungen, Guanakos, Pferde und unzählige Adler (oder sind es gar Condore gewesen?), Füchse, riesige Libellen, winzige, daumennagelgroße Schmetterlinge und, und, und... Nachtrag 06. Feb. 2024: Ich habe einem Parkranger das Foto gezeigt und die Antwort ist eindeutig: Es ist ein Condor!
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