Bei dieser Gelegenheit auch gerne `mal wieder ein paar Informationen vom Oberlehrer, was hier an der Andenkette eigentlich passiert... keine Sorge, ich werde jetzt keine komplette Vorlesung halten... Der gesamte amerikanische Doppelkontinent grenzt im Westen an den pazifischen Ozean. Dessen unterschiedlichen, leichten, tektonischen Platten schieben sich entlang der gesamten Grenzflächen unter die schwereren kontinentalen Festlandsockel. Jetzt erinnern wir uns noch alle gerne an den Physikunterricht aus der Schule in dem es `mal hieß: "Wo ein Körper ist, kann nicht gleichzeitig ein anderer sein!" Genau so geht`s jetzt auch den abermilliarden Tonnen an Ozeankruste, die hier langsam aber sicher in den Erdmantel abtauchen. Genau diese Massenbewegung führt natürlich zu jeder Menge Unruhe und Unmut beim Festlandssockel, der sich nachvollziehbarer Weise in seinem Dauerschlaf massiv gestört fühlt. Das Festlandsgestein hat keine andere Möglichkeit als "nachzugeben". Das führt unter anderem dazu, daß durch den störenden Druck von unten - wo jetzt Massen hinwandern, die vorher nicht da waren, daß das darüber liegende Gestein angehoben und aufgefaltet wird und so die Kette der Anden entstanden ist. Gleichzeitig führt die Unruhe von "unten" aber auch dazu, daß die kleinen und großen Platten, aus den eben auch das kontinentale Gestein besteht, auch noch gegeneinander verschoben werden. Caleta Maria, der Startpunkt für unsere Exkursion, liegt nun genau auf der Grenze zweier Platten, die sich gegeneinander verschieben. Täten sie nur genau das, könnte man ja noch halbwegs damit leben. Blöd vielleicht nur, wenn der Briefkasten vor dem eigenen Haus irgendwann bis zum Nachbargrundstück wandern würde. Deshalb wird ein solcher Grundstückseigentümer natürlich seinen geliebten Briefkasten festnageln - und genau das passiert auch in der Erde selbst! So eine Verschiebung an einer Plattengrenze läuft eben nicht immer wie "geschmiert". Manchmal verhaken sich die Platten auch miteinander und wollen partout nicht loslassen. Dann sammelt sich, wie bei einem Gummiband, nach und nach immer mehr aufgestaute Energie im Untergrund an. Irgendwann werden die Scherkräfte zu groß und Gummiband oder Nägel geben nach. Dann holen die Platten alles auf "einen Schlag" nach und verrutschen gleich um einen ungesunden Betrag gegeneinander. Genau das nehmen wir dann als Erdbeben mit allen Möglichkeiten und Folgen wahr. Die Geologen messen hier also mit hochgenauen GPS-Empfängern auf etlichen Meßlinien derartige Plattenbewegungen. Stellen sie dabei fest, daß sich irgendwo die Platten "verhaken", können sie mittlerweile schon verdammt gut messen und errechnen, wo genau sich Energie aufstaut und auch abschätzen, wieviel davon gespeichert ist... und eben irgendwann mit einem Schlag entspannt wird... |
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..und dann kommen sie beide gleichzeitig - Sonne und Eis! Immer wieder zeigen sich jetzt blaue Stellen in der Wolkendecke, die die Sonne durchlassen... und dabei die Gletscher, die jetzt bis in den Fjord reichen, in einem unwirklichen Licht strahlen lassen! ..und, es kommt das erste Eis auf dem Wasser! Noch niemals in meinem Leben war ich auf dem Meer und um mich herum tauchte grellweißes Treibeis auf. Jetzt bekomme ich sie irgendwie doch noch: meine "Antarktis-Kreuzfahrt" ...
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Immer wieder muß unser Käpt`n, Juan, jetzt das Tempo unseres kleinen Bootes wegen des Eises im Wasser massiv drosseln. Mit großer Vorsicht schlängeln wir uns oftmals nur noch im Schritttempo und in unmittelbarer Nähe der Steilküsten am Treibeis vorbei. Gletschereis ist kein Beton! Es verhält sich viskos, wie unsagbar zähflüssiger Honig folgt es auf dem Land dem natürlichen Gefälle. Die im Entstehungsgebiet des Gletschers durch Schneefälle ständig wachsenden Eismassen folgen dem Gefälle und schieben das darunter liegende Eis weiter ins Meer. Immer wieder brechen dort Eisberge ab und stürzen ins Wasser - die Gletscher kalben. Während wir jetzt zum ersten Mal anlanden und die Geologen zu ihrer Meßstation klettern, hören wir immer wieder dumpfes und schweres Grollen und Donnern von den tausenden von Tonnen, die dabei ins Meer stürzen.
Darwin Gletscher
der Darwin Gletscher fließt ins Meer des Fjordes
durch die Fließbewegung des Gletschers wird die Festigkeit des massives Eises überschritten - es reißt, es bilden sich Risse und Gletscherspalten
durch die Bewegung des Gletschers wird das darunter liegende Gestein glatt geschliffen - der Abrieb wird vom Gletscher mitgeführt und ist auch die Ursache für die trübe Färbung in Gletscherseen - die Gletschermilch
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Mit unserer kleinen Errante fahren wir
im Fjord die unterschiedlichen Meßorte der Geologen an. Während die
Wissenschaftler mit der Bergung ihrer Antennen und Meßgeräte
beschäftigt sind, hat Käpt`n Juan Zeit, sich um das leibliche Wohl
seiner beiden verbliebenen Passagiere zu kümmern - Michaela und mich.
In seiner winzigen Kombüse backt er im Ofen und der Pfanne etwas, daß
sich auch nach dreimaligem Nachfragen wie "cuchorro" anhört - ein unglaublich leckerer,
knusperiger, leicht süßlicher Teigfladen. Dazu gibt`s heißen Tee aus
frischem Gletscherwasser!
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Maria... Abschied von Caleta Maria... und FeuerlandNach diesem atemberaubenden Ausflug heute, am Sonntag, dem 28. Jan. `24, nehme ich ganz langsam Abschied von Caleta Maria... und von Feuerland. Morgen früh werde ich wieder über die Berge nach Norden fahren um in einigen Tagen mit der Fähre von Porvenir nach Punta Arenas zu verschiffen und damit Feuerland, die Isla Grande de Tierra del Fuego, zu verlassen. An diesem Abend jedoch hat Manuel, der Besitzer der Caleta Maria uns alle zum Assado, Grillen, eingeladen. Gemeinsam mit Manuel, Juan, Javier, Michaela und den französischen und chilenischen Wissenschaftlern sitze ich in der kleinen Stube, während am Ende ein alter Kaminofen bullernd seine wohlige Wärme verbreitet Ich werde sofort an meine Kindheit erinnert und den Küchenofen in unserer Wohnung. Anstelle von Tannennadeln, die wir in der Weihnachtszeit immer auf die heiße Herdplatte gelegt haben, sind es hier, am Ende der Welt, Eukalyptusblätter, die ihr spezielles ätherisches Aroma verströmen.
Am nächsten Morgen, während ich mich abfahrbereit mache, scheinen die Berge und Gletscher bei Caleta Maria noch ein letztes Mal im Licht der noch tiefstehenden Sonne
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