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Gletscher der Magellanstraße

Tour zum Darwin Gletscher

Von Caleta Maria starte ich zusammen mit einer Forschergruppe aus Geologen auf einem kleinen Schiff eine fast acht stündige Fahrt in einen Fjord der Magellanstraße. Wir erreichen das eisgepanzerte Massiv der Cordillera de Darwin mit seinen unzähligen Gletschern, die oft bis direkt in den Fjord kalben.

Die jeweils beiden französischen und chilenischen Wissenschaftler haben im Fjord zahlreiche Meßgeräte an vorbestimmten Punkten installiert um die Plattenbewegungen der Erdoberfläche mit extremer Genauigkeit zu registrieren und aufzuzeichnen. Jetzt, zum Ende ihrer Messungen, werden die abgelegenen Punkte erneut angefahren um die Aufzeichnungen und Geräte wieder einzusammeln... und bei dieser Fahrt haben sie für den erstaunlich kundigen Deutschen, für den Prinzip und Ursachen der Plattenscherung überraschenderweise bekannt und verstanden sind und der hier mit seinem interessanten Offroad-Truck allein unterwegs ist, für den haben sie noch einen Platz auf der Errante frei.

 

Bei dieser Gelegenheit auch gerne `mal wieder ein paar Informationen vom Oberlehrer, was hier an der Andenkette eigentlich passiert... keine Sorge, ich werde jetzt keine komplette Vorlesung halten...smiley_zwinkern

Der gesamte amerikanische Doppelkontinent grenzt im Westen an den pazifischen Ozean. Dessen unterschiedlichen, leichten, tektonischen Platten schieben sich entlang der gesamten Grenzflächen unter die schwereren kontinentalen Festlandsockel. Jetzt erinnern wir uns noch alle gerne an den Physikunterricht aus der Schule in dem es `mal hieß: "Wo ein Körper ist, kann nicht gleichzeitig ein anderer sein!" Genau so geht`s jetzt auch den abermilliarden Tonnen an Ozeankruste, die hier langsam aber sicher in den Erdmantel abtauchen. Genau diese Massenbewegung führt natürlich zu jeder Menge Unruhe und Unmut beim Festlandssockel, der sich nachvollziehbarer Weise in seinem Dauerschlaf massiv gestört fühlt. Das Festlandsgestein hat keine andere Möglichkeit als "nachzugeben". Das führt unter anderem dazu, daß durch den störenden Druck von unten - wo jetzt Massen hinwandern, die vorher nicht da waren, daß das darüber liegende Gestein angehoben und aufgefaltet wird und so die Kette der Anden entstanden ist. Gleichzeitig führt die Unruhe von "unten" aber auch dazu, daß die kleinen und großen Platten, aus den eben auch das kontinentale Gestein besteht, auch noch gegeneinander verschoben werden. Caleta Maria, der Startpunkt für unsere Exkursion, liegt nun genau auf der Grenze zweier Platten, die sich gegeneinander verschieben. Täten sie nur genau das, könnte man ja noch halbwegs damit leben. Blöd vielleicht nur, wenn der Briefkasten vor dem eigenen Haus irgendwann bis zum Nachbargrundstück wandern würde. Deshalb wird ein solcher Grundstückseigentümer natürlich seinen geliebten Briefkasten festnageln - und genau das passiert auch in der Erde selbst! So eine Verschiebung an einer Plattengrenze läuft eben nicht immer wie "geschmiert". Manchmal verhaken sich die Platten auch miteinander und wollen partout nicht loslassen. Dann sammelt sich, wie bei einem Gummiband, nach und nach immer mehr aufgestaute Energie im Untergrund an. Irgendwann werden die Scherkräfte zu groß und Gummiband oder Nägel geben nach. Dann holen die Platten alles auf "einen Schlag" nach und verrutschen gleich um einen ungesunden Betrag gegeneinander. Genau das nehmen wir dann als Erdbeben mit allen Möglichkeiten und Folgen wahr.

Die Geologen messen hier also mit hochgenauen GPS-Empfängern auf etlichen Meßlinien derartige Plattenbewegungen. Stellen sie dabei fest, daß sich irgendwo die Platten "verhaken", können sie mittlerweile schon verdammt gut messen und errechnen, wo genau sich Energie aufstaut und auch abschätzen, wieviel davon gespeichert ist... und eben irgendwann mit einem Schlag entspannt wird...

So riesengroß meine Freude an diesem Sonntag Morgen, dem 28. Jan. `24, über mein Glück auch ist, so sehr trübt die nur wenige hundert Meter über uns vorbeiziehende, dunkelgraue Wolkendecke nicht nur die Stimmung, sondern eben auch die Sicht auf die Berge...

 

übersetzen auf die Errante
mit dem kleinen Schlauchboot werden Ausrüstung und
"Besatzung" auf die Errante gebracht

der Käpt`n
gegen den peitschenden Wind und Regen kämpfen wir uns
in den Darwin Fjord


Felsenkormorane
vorbei an den Felsenkormoranen geht die stürmische Fahrt
zum Fjord
eisbedeckte Gipfel
die ersten eisbedeckten Gipfel schälen sich aus den Wolken
über uns

rasende Fahrt im Fjord
kaum sind wir im Fjord, lassen Wind und Wellen schlagartig
nach und Juan dreht die Motoren voll auf


Sonne und Eis
..und dann kommen sie - Sonne und Eis

 

..und dann kommen sie beide gleichzeitig - Sonne und Eis! Immer wieder zeigen sich jetzt blaue Stellen in der Wolkendecke, die die Sonne durchlassen... und dabei die Gletscher, die jetzt bis in den Fjord reichen, in einem unwirklichen Licht strahlen lassen! ..und, es kommt das erste Eis auf dem Wasser! Noch niemals in meinem Leben war ich auf dem Meer und um mich herum tauchte grellweißes Treibeis auf. Jetzt bekomme ich sie irgendwie doch noch: meine "Antarktis-Kreuzfahrt" ...

 

Treibeis

 

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Käpt`n JuanImmer wieder muß unser Käpt`n, Juan, jetzt das Tempo unseres kleinen Bootes wegen des Eises im Wasser massiv drosseln. Mit großer Vorsicht schlängeln wir uns oftmals nur noch im Schritttempo und in unmittelbarer Nähe der Steilküsten am Treibeis vorbei.

Gletschereis ist kein Beton! Es verhält sich viskos, wie unsagbar zähflüssiger Honig folgt es auf dem Land dem natürlichen Gefälle. Die im Entstehungsgebiet des Gletschers durch Schneefälle ständig wachsenden Eismassen folgen dem Gefälle und schieben das darunter liegende Eis weiter ins Meer. Immer wieder brechen dort Eisberge ab und stürzen ins Wasser - die Gletscher kalben. Während wir jetzt zum ersten Mal anlanden und die Geologen zu ihrer Meßstation klettern, hören wir immer wieder dumpfes und schweres Grollen und Donnern von den tausenden von Tonnen, die dabei ins Meer stürzen.

 

anlanden
anlanden an der Meßstation der Geologen
am Darwin Gletscher
am Darwin Gletscher

 

Darwin Gletscher
Darwin Gletscher

 

 

Darwin Gletscher
der Darwin Gletscher fließt ins Meer des Fjordes

 

 

Gletscherspalten
durch die Fließbewegung des Gletschers wird die Festigkeit des massives Eises überschritten - es reißt, es bilden sich Risse und Gletscherspalten

 

 

Risse und Spalten im Gletscher

 

 

Abrieb
durch die Bewegung des Gletschers wird das darunter liegende Gestein glatt geschliffen - der Abrieb wird vom Gletscher mitgeführt und ist auch die Ursache
für die trübe Färbung in Gletscherseen - die Gletschermilch

 

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Mit unserer kleinen Errante fahren wir im Fjord die unterschiedlichen Meßorte der Geologen an. Während die Wissenschaftler mit der Bergung ihrer Antennen und Meßgeräte beschäftigt sind, hat Käpt`n Juan Zeit, sich um das leibliche Wohl seiner beiden verbliebenen Passagiere zu kümmern - Michaela und mich. In seiner winzigen Kombüse backt er im Ofen und der Pfanne etwas, daß sich auch nach dreimaligem Nachfragen wie "cuchorro" anhört - ein unglaublich leckerer, knusperiger, leicht süßlicher Teigfladen. Dazu gibt`s heißen Tee aus frischem Gletscherwasser!
Michaela ist Tschechin die auf Island lebt, dort in einem Museum als Touristenführerin angestellt ist, jetzt hier im Süden Chiles ein "Praktikum" in einem Hostel macht und einen argentinischen Freund in Ushuaia hat, der dort als Fassadenkletterer arbeitet... Michaela kennt die Geologen, die im Hostel für die Dauer der Feldforschung einquartiert sind und Dank ihres Kontaktes habe ich den Platz auf dem von den Wissenschaftlern gecharterten Boot überhaupt bekommen.

 

Landestelle
eine der letzten Landestellen der Wissenschaftler
zum Bergen der wissenschaftlichen Geräte

Juan - Käptn und Smutje
Juan, unser Käpt`n und Smutje in seiner kleinen Kombüse


letzte Landestelle
unsere letzte Landestelle bevor es zurück nach
Caleta Maria geht
letzter Blick auf den Darwin Gletscher
ein letzter Blick auf den Darwin Gletscher bevor es...

rasende Fahrt zurück
..in rasender Fahrt zurück Richtung Caleta Maria geht...


Gletscher im Sonnenschein
..vorbei an Gletschern, die jetzt in der Sonne liegen

Abschiedsfoto
Abschiedsfoto im Darwinfjord
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Abschied von Caleta Maria... und Feuerland

Nach diesem atemberaubenden Ausflug heute, am Sonntag, dem 28. Jan. `24, nehme ich ganz langsam Abschied von Caleta Maria... und von Feuerland. Morgen früh werde ich wieder über die Berge nach Norden fahren um in einigen Tagen mit der Fähre von Porvenir nach Punta Arenas zu verschiffen und damit Feuerland, die Isla Grande de Tierra del Fuego, zu verlassen.

An diesem Abend jedoch hat Manuel, der Besitzer der Caleta Maria uns alle zum Assado, Grillen, eingeladen. Gemeinsam mit Manuel, Juan, Javier, Michaela und den französischen und chilenischen Wissenschaftlern sitze ich in der kleinen Stube, während am Ende ein alter Kaminofen bullernd seine wohlige Wärme verbreitet Ich werde sofort an meine Kindheit erinnert und den Küchenofen in unserer Wohnung. Anstelle von Tannennadeln, die wir in der Weihnachtszeit immer auf die heiße Herdplatte gelegt haben, sind es hier, am Ende der Welt, Eukalyptusblätter, die ihr spezielles ätherisches Aroma verströmen.

 

Assado in der Caleta Maria Küchenofen

Am nächsten Morgen, während ich mich abfahrbereit mache, scheinen die Berge und Gletscher bei Caleta Maria
noch ein letztes Mal im Licht der noch tiefstehenden Sonne
Gletscher Caleta Maria
Gletscher bei Caleta Maria

Gletscher in der Morgensonne
Gletscher in der Morgensonne


Berg bei Caleta Maria
Berg bei Caleta Maria

 

Bergkette Caleta Maria
gleich 2 Pässe über diese Bergkette liegen jetzt vor mir

..es ist der Beginn einer mehrtägigen Rückfahrt, an deren Ende ich Feuerland endgültig verlasse

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