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Roy Mirador Fitz RoyMontag, 04. März `24, die Ranger in der Touristeninformation sagen bereits seit zwei Tagen, daß es heute passieren wird! Extrem seltene Windstille ist angesagt und damit werden auch keine Wolkenmassen vom Pazifik gegen den Fitz Roy gedrückt... beste Voraussetzungen für einen ungetrübten Blick auf das Massiv. Bereits am frühen Morgen starre ich aus dem Fenster des Wanderer und warte auf die inzwischen erst spät aufgehende Sonne - der Herbst rückt mit Riesenschritten näher... und dann ist es soweit: Der Horizont beginnt im Osten zu strahlen und der Fitz Roy, der mit seinem hohen Gipfel schon viel früher die Sonne zu sehen bekommt, erglüht im ersten, roten Licht - ohne eine einzige Wolke und in völliger Klarheit. Reihenweise schieße ich Bilder von diesem Naturschauspiel!
und dann bereite ich mich auf die nächste Riesenwanderung vor. Diesmal geht es (siehe Karte oben) den lila eingefärbten Trail zum Fitz Roy Viewpoint und die Laguna Capri. Da der Trailhead (tut mir leid, aber ich kenne kein deutsches Wort, das den "Beginn des Wanderweges" so kurz und prägnant bezeichnet) auf der anderen Seite von El Chalten beginnt, hätte ich zusätzlich mehr als zwei Kilometer Hinweg - und nach der Wanderung, noch viel anstrengenderen, Rückweg über Asphalt zu laufen. Daher sitze ich bereits um 9 Uhr auf meinem Mountainbike (hm, "Bergfahrrad"?) und strampel bei noch bitterer Kälte durch El Chalten. Die Wettervorhersage ist wohl allgemein mit Begeisterung aufgenommen
worden und so muß ich zwar nicht im Konvoi mit Hundertschaften
aufsteigen, das ständige Geschnatter in der Hälfte der Weltsprachen ist
jedoch sehr oft unüberhörbar. Öffnet sich der dichte Wald dann manchmal
und gibt den Blick auf das riesige Stromtal des Rio Fitz Roy frei,
sammeln sich hier aber die Massen und überbieten sich dabei, das
wunderschöne Panorama in Handybildern festzuhalten. Ich gehe jedoch
zügig weiter, da die noch tiefstehende Sonne im Tal mehr den grauen,
feuchtigkeitsgeladenen Dunst anstrahlt als farbige Kontraste zu
erzeugen. Ich bin mir sicher, wenn ich zeitig, vor der Massenrückkehr
erneut hier vorbeikomme, daß ich dann allein sein werde und viel
bessere Bilder aufnehmen kann... Wenn ich dennoch die folgenden Bilder
vom Tal des Rio Fitz Roy aus dramaturgischen Gründen schon jetzt zeige,
möge man Verständnis für diese Regieentscheidung aufbringen...
Schon von weitem kann ich im noch tiefen Wald an der unüberhörbaren Lautstärke erkennen, daß ich mein erstes Etappenziel, den Aussichtspunkt Mirador Fitz Roy, vor mir habe. Als sich der Weg dann auf ein riesiges, freies Felsplateau öffnet, liegt ein wahnsinniges Gewimmel und regelrechter akustischer Terror vor mir. Die Massen übertreffen sich wieder dabei, den höchsten Platz für ihre Selfis zu ergattern und verkünden ihren Gesinnungsgenossen laustark ihre Freude über die gelungenen Bilder mit dem berühmten Berg im Hintergrund. Ich versuche gar nicht erst einen dieser Aussichtsplätze zu erreichen, sondern suche mir schon nach kürzester Zeit einen Pfad in den unter den Felsen liegenden, sehr lichten und flachen Wald... und werde fündig! Völlig ungestört kann ich nur 100 Meter tiefer allein in der Sonne sitzen, meine eigenen Fotos von dem beeindruckenden Massiv vor mir machen, die unglaublichen Eindrücke in mich aufnehmen, meine mitgebrachten Kekse futtern und heißen Tee schlürfen. Apropos Kekse: Während ich in der Abgeschiedenheit vor mich hinträumte, entstand in meinem Kopf ein kleines, literarisches Kleinod, das ich natürlich an dieser Stelle zum Besten geben muß: "Eine Gruppe von Keksen rottete sich zusammen und zog marodierend über die Felsen. Dabei beschimpften und belästigten sie wahllos andere Kekse an und verletzten sie teilweise bei vereinzelten Rempeleien sogar. Umstehende Keksen mußten den Ausschreitungen hilflos zusehen. Als die Gruppe aus Raudies endlich weiter zog, ließ sie überall verstreute Krümel zurück". Wer jetzt bei diesem künstlerischen Ansatz Hintergedanken hegt und gar von unerfülltem Wunschdenken redet, fehlt sicher jeglicher Zugang zu anspruchsvollem, kreativen Schaffen!
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Capri Laguna CapriLange Zeit später mache ich mich wieder auf den Weg und den Abstieg zur Laguna Capri. Der Wald ist hier völlig anders, offen, sehr hell und sonnig und ständig öffnen sich neue Blicke auf die riesigen Berge vor mir. An der Laguna mache ich noch eine letzte Pause direkt am Ufer des kristallklaren Wassers bevor ich den langen Rückweg nach El Chalten antrete. Als ich später wieder am Trailhead ankomme, bin heilfroh, daß jetzt nicht noch zwei weitere Kilometer Asphalt vor meinen müden Knochen liegen, sondern ich auf mein Bike steigen und den Weg zum Wanderer im Sattel sitzend zurücklegen kann.
Nach vier
Tagen in El Chaltén und am Fitz Roy geht die Fahrt mit dem Wanderer weiter. |