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Arroyo Lincoln

Arroyo Lincoln

 

Nach den entspannenden und beeindruckenden Tagen an den Lago`s Posadas und Pueyrredón geht die Fahrt mit dem Wanderer heute, am Mittwoch, dem 20. Nov. `24 wieder weiter. Kurz nach dem Ort Lago Posadas (wie der See) biege ich erneut auf die RP41 ab, diesmal in Richtung Norden - Fernziel ist der riesige Lago Carrera.

Der Weg dorthin ist aber ebenfalls Ziel, denn die Ruta 41 gilt in Overlander-Kreisen als "Scenic Route", also als sehenswerte Panoramastrecke!

Noch bevor ich die Ruta 41 erreiche, fahre ich auf dem Rückweg vom Lago Pueyrredón an einem unscheinbaren, winzigen Holzschild mit der Aufschrift "Arco de Piedra" vorbei. Meinen bescheidenen Spanischkenntnissen zufolge, müßte das "Steinbogen" heißen, also einen natürlichen Felsbogen ankündigen. Kurzerhand bin ich dem Hinweis gefolgt und wieder in Richtung Küste abgebogen. In wilden Kurven, Anstiegen und Abfahrten schlängelt sich die winzige Piste durch eine fantastische Felslandschaft, minutenlang, immer länger, bis ich schon glaube, den Bogen, Arco, falsch interpretiert zu haben und es wird wohl nur ein "Pistenbogen" durch diese Felslandschaft sein... bis er plötzlich da war, vor mir, im See...

Arco de Piedra
 
Wanderer vor dem Arco de Piedra
 
Piste zum Arco de Piedra
Piste zum Arco de Piedra

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Ruta 41 - Scenic Route

Die wenigen Kommentare im iOverlander, daß die RP41 eine wirklich schöne Scenic Route sei, sind für mich mehr als zutreffend! Die Farben der Felsen um mich herum wechseln nach jeder Kurve auf der Piste - mal sind sie Grau, dann leuchten sie in allen Abstufungen von Rot und Orange, dann ziehen sich gelbe, weiße und vor allem türkisfarbene Bänder durch den Stein. Ich bin zwar kein Geologe oder Mineraloge, vermute aber dennoch entsprechend hohe Kupfergehalte in den ganzen Bergen um den Parque Patagonia. Nun, bei der Vorliebe von uns Deutschen für die ach so umweltbewußten E-Autos als Retter des Klimas, wird der Bedarf an Kupfer in den nächsten Jahren stetig weiter ansteigen und damit auch die Preise für dieses Metall. Nun, wie immer und überall auf der Welt, wird irgendwann eine Schmerzgrenze überschritten und dann werden auch diese Berge hier dem Dynamit zum Opfer fallen, damit wir in Deutschland ein sauberes Gewissen und noch saubere Autos haben... ach ja, und ganz nebenbei haben wir dabei auch die Welt gerettet ...

 

Salzpfanne an der RP41
weiß strahlende Salzpfanne an der RP41


Wanderer

 

Manchmal, ganz still und leise, schleicht sich auch ein bischen Schaudern ein vor dem, was ich hier mache. Kein Mensch auf der Welt weiß, wo ich jetzt bin. Falls mir wirklich etwas passieren sollte... Die nächste, einzige und winzige Ortschaft ist etliche zig Kilometer entfernt, Telefon oder Internet - Fehlanzeige. Ja, machmal kommen solche Gedanken schon... besonders dann, wenn ich stundenlang auf einer derart abgelegenen Piste unterwegs bin, nirgendwo eine Estancia sehe, kein einziges, anderes Auto und erst recht keinen anderen Menschen... ja, dann denke ich schon daran.

Immer wieder falle ich auch auf den selben Fake herrein! Was mir die Navis als wunderschöne, kleine und blaue Seen auf dem Display verkünden, zeigt sich dann als ausgetrocknete Salzpfanne oder verkrustete, ausgetrocknete Erde..

 

Felslandschaft an der RP41
Felslandschaft an der RP41


mit dem Wanderer auf der RP41
der Wanderer im absoluten Nichts  
RP41 - Piste

 

 

weitere Salzpfanne

 

Da ich erst sehr spät vom Isthmus Pueyrredón losgefahren bin und auch noch den Umweg über den Arco de Piedra gemacht habe, schaffe ich es heute nicht mehr, die noch ausstehenden, über 70 Pistenkilometer sowie den Aufstieg zum Paso El Portezuelo, zu fahren. Als irgendwann eine weitere, natürlich weder beschriftete, noch den Navis bekannte, winzige Piste von der RP41 abzweigt, versuche ich hier mein Glück - und finde einen Stellplatz im Nirgendwo... NoWhere

 

Stellplatz im absoluten Nichts
Stellplatz im absoluten Nichts
finde den Wanderer
speziell für Michael smiley_zwinkern: finde den Wanderer...

 

Skelett
immer wieder komme ich auch an solchen Überresten vorbei...

Trotz des fürchterlichen Windes mache ich eine Wanderung zu den Felsentürmen westlich von mir. In der Hoffnung, von einem Kamm oder Gipfel vielleicht die beiden Seen Posadas und Pueyrredón zu sehen, die ich heute morgen erst verlassen habe... aber, wenn du in der Wüste bist, dann konzentriert sich deine gesamte Hoffnung auf die Düne vor dir. Mit aller Mühe besteigst du sie - um dann enttäuscht festzustellen, daß hinter deiner Düne die nächste Düne liegt! Noch größer, noch höher... du erklimmst auch diese Düne um danach erneut feststellen zu müssen, daß auch dahinter nur wieder eine weitere Düne liegt! Bei mir sind es jetzt die Felszüge, einer nach dem anderen! Bin ich endlich "oben" angekommen, sehe ich nur wieder den nächsten Höhenzug...

Bei der Wanderung komme ich auch zwei mal an den Überresten von Guanakos vorbei und jetzt endlich sickert -wieder einmal- eine Erkenntnis in mein Bewußtsein: Was in Deutschland eine völlige Selbstverständlichkeit ist, wo auch immer in unserem Land eine Wanderung durch die Wälder, die Berge oder was auch immer zu machen und dabei mit keiner Faser des Bewußtseins an Gefahren durch Tiere zu denken, hier, in Südamerika, zig tausend Kilometer von meinem mich in Jahrzehnten geprägten Zuhause entfernt, auf einem anderen Kontinent dieser Welt, hier kann es auch anders sein! Hier ist Puma Gebiet! Diese Raubtiere leben genauso abgeschieden wie diese Berge um mich herum und durchstreifen ihr Revier von zig Quadratkilometern. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß so ein Raptor ausgerechnet jetzt, ausgerechnet hier, meine Fährte aufgenommen hat! Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich! Ist schon etwas beklemmend...

..und das wird inzwischen zur Gewohnheit: Natürlich nehme ich euch für ein paar Minuten wieder mit auf die Fahrt zum Arco de Piedra und auf die beeindruckende Scenic Route RP41

 

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Arco de Piedra und Scenic Route RP41

 

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Ankunft am Arroyo Lincoln

Am nächsten Morgen, Donnerstag, dem 21. Nov. `24, steuere ich den Wanderer zurück auf die RP41. Die Landschaft ist weiterhin meist überwältigend! Das die Wellblechpiste allerdings manchmal mörderisch ist, darüber sage ich ja kaum noch etwas...

Irgendwann beginnt der schier endlose Anstieg zum Paso (Paß) El Portezuelo mit seinen 1.490 Metern und die Piste wird mit jedem Höhenmeter immer übler. Die Spuren des letzten Winters und seiner Schneeschmelze, die ja erst wenige Wochen vorbei ist, sind unüberseh- und fühlbar. Tiefe Auswaschungen und mitgeführtes Geröll machen den Anstieg zur Tortur! Dabei muß ich auch an meine geschundenen Reifen denken, die jetzt schon tausende von diesen Pistenkilometern schadlos überstanden haben... und an die Achsen vom Steyr, an die gesamten Radaufhängungen, den Rahmen, jegliche Verbindung und Befestigung von Bauteilen und nicht zuletzt an meinen selbstgebauten Aufbau mit den Möbeln, der gesamten Wasser- und Heizungsinstallation, der Elektrik und Elektronik, der Gasanlage, dem schweren Gepäckträger mit seiner Last, die ebenfalls ständig hin- und hergeworfen wird. Wenn ich mit einem Rad nur über einen 30-Zentimeter-Felsbrocken fahre, dann bedeutet es bei einer Spurbreite des Steyr von ca. 2,5 Metern, daß der etwa doppelt so hoch aufragende Aufbau an seiner Oberkante im gleichen Sekundenbruchteil um das doppelte, also 60 Zentimeter zur Seite geschleudert wird... und einen Moment später wieder zurück. Das der gesamte Wanderer solche Folterungen bis jetzt ohne wirkliche Probleme überstanden hat zeigt, daß ich beim Bau einiges richtig gemacht habe!

Fast eine ganze Stunde fahre ich jetzt schon bergauf und auch heute: Kein einziges, anderes Auto, kein Mensch - nichts! ..nur die überwältigende Natur um mich herum. Kurz vor dem Paß wird`s dann ultimativ! Auf drei oder vier Abschnitten von jeweils 200 oder 300 Metern sind nur noch Überreste einer Piste vorhanden! Der Winter hat sie teilweise vollkommen zerlegt. Über kaum zu erkennende, engste, teilweise an Abbrüchen schräg gestellten Geröllfeldern krieche ich mit Angstschweiß auf der Stirn, mit eingelegten Differenzialsperren und im Geländegang durch diese Minenfelder. Wenn bei so einer Schrägstellung jetzt eine Achse in einen Abbruch rutscht, wird das Fahrzeug kippen und auf der Seite liegen!

Irgendwann habe ich es geschafft, ich bin auf dem Paso El Portezuelo - leider meistens mit einem tiefgrau zugezogenen Himmel. Die gesamte Abfahrt ist dann weniger dramatisch und nur an sehr wenigen Stellen wird die Piste zu einem bedenklichen, engen, schrägen Nadelöhr. Zum Glück erreiche ich unbeschädigt nach insgesamt 71 Kilometern und 5 Stunden Fahrt meinen malerischen, geschützten und ruhigen Stellplatz am Arroyo (Fluß) Lincoln.

 

Salzpfanne an der RP41

beim Paso Roballo
Flamingos
in manchen der Seen entdecke ich beim Aufstieg auf den Paso El Portezuelo sogar Flamingos


See vor dem Paso El Portezuelo
auf dem Paso El Portezuelo

Abfahrt nach dem Paso El Portezuelo

 

Stellplatz am Arroyo Lincoln
geschafft - ich stehe auf meinem Stellplatz am Arroyo Lincoln

 

Tja, dann bin ich euch jetzt noch das schon übliche Video der Fahrt mit dem Wanderer auf der Scenic Route RP41 über den Paso El Portezuelo bis zum Arroyo Lincoln schuldig. Es sind diesmal über 10 Minuten geworden und ich kann nur um Nachsicht bitten. Anfangs ist`s sicher ein Augenschmaus, wenn`s dann aber die immer schlimmer werdende Piste hinauf zum Paß geht, kommt die Zeit, wo ich nur noch im Geländegang mit 1 - 3 km/h vorwärts komme... Als unmittelbar Beteiligter, Fahrzeugeigner, Filmproduzent, Regisseur, Kameramann und Cutter in persona habe ich natürlich Schwierigkeiten, hier die Szenen drastisch auf ein für euch erträgliches Maß zu kürzen - ich kann daher nur um um euer Verständnis bitten, wenn die 2. Hälfte vielleicht ein bischen anstrengend und quälend wird! Ich hab`s ebenfalls so empfunden smiley_zwinkern

 

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Scenic Route RP41 über den Paso El Portezuelo bis zum Arroyo Lincoln

 

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Ankunft am Arroyo Lincoln

Auf dem Stellplatz am Arroyo Lincoln steht zu meiner großen Überraschung tatsächlich ein weiterer Wagen, ein kleiner Pickup mit chilenischem Kennzeichen und zwei Männern, die sich bereits sichtbar auf ihre Abfahrt vorbereiten. Da aber die Sonne inzwischen wieder heraus kriecht, verschieben sie ihre Abfahrt, setzen sich beide an eine Böschung - und beginnen zu malen! Die beiden stellen sich als Schweitzer heraus, die allerdings kein Wort deutsch sprechen (französische Schweiz) und nur sehr eingeschränkt englisch. Mit englisch und meinen bescheidenen französisch Kenntnissen können wir uns aber hinreichend verständigen und auch deren Neugier nach dem auffälligen Wanderer befriedigen. Beide machen in einer für mich atemberaubenden Geschwindigkeit Skizzen der Landschaft, die sie anschließend mit viel mehr Muße als Aquarell colorieren! Nach einiger Zeit erkenne ich, daß einer der beiden offensichtlich meinen Wanderer betrachtet... skizziert? Einige Minuten später erhalte ich dann von Laurant ein ganz besonderes Präsent: Ein Aquarell vom Wanderer! Pour toi, avec plaisir!

 

der Wanderer als Aquarell
der Wanderer als Aquarell


Laurant
Laurant - der Künstler

 

Abendstimmung am Arroyo Lincoln
Abendstimmung am Arroyo Lincoln

 

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Nach den zwei anstrengenden, aber auch beeindruckenden und schönen Fahrtagen, bleibe ich noch zwei weitere Tage am Arroyo Lincoln. Ich bin ja weder auf der Flucht, noch muß ich unter Zeitdruck das nächste Ziel anfahren & abhaken. Ich bin zum Glück in der Situation, dort bleiben zu können, wo es mir gefällt - und dieses Tal gehört dazu! Erst am Montag, dem 25. Nov. `24 nehme ich den nächsten Streckenabschnitt bis zum Lago Carrera unter die Räder.

 

Arroyo Lincoln bis Lago Carrera

 

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