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zurück nach Norden

Fahrt Camarones nach Valdez

So lieblich es in Camarones auch war, nach einer Woche (Zwangs-) Aufenthalt bin ich heute, am Freitag, dem 1. Nov. `24, wieder weiter gezogen. Ich freue mich riesig, endlich wieder "on tour" zu sein! Weiter heißt jetzt: Zurück! ..zurück in Richtung Norden... über die Ruta Provincial 1 entlang der Küste in Richtung des Cabo Raso, wo ich nach etwas über 80 Kilometern einen Stellplatz in den Dünen anfahre. Schon am nächsten Tag geht die Fahrt über eine ähnliche Distanz weiter zum traumhaft schönen Playa Isla Escondida, dem richtigen Platz für einen etwas längeren Aufenthalt um die Seele baumeln zu lassen.
Wie und wann es dann weiter geht, entscheiden kein strukturierter Reiseplan, sondern nur der Bauch & das Wetter! Wahrlich ein Privileg und umfassende Freiheit.

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Cabo Raso

auf der Ruta Provincial 1

 

Ruta Provincial 1

 

Über die einsame Ruta Provincial 1 nähere ich mich meinem Ziel. Am Cabo Raso angekommen, knickt von der Ruta Provincial eine schmale Piste zum eigentlichen Kap ab - nur leider mit einem großen Schild mit "prohibido acampar pernoctar", also: Übernachten verboten! Als wohlerzogener Deutscher respektiere ich das Verbot und ziehe einige Kilometer weiter zu einer einsamen, langgestreckten Bucht, außerhalb des Naturschutzgebietes.

 

der Wanderer nahe dem Cabo Raso

..mein Stellplatz an der schier unendlichen Küste des Südatlatik, nahe dem Cabo Raso

 

Barfuß wandere ich durch das frische, kristallklare Wasser des Südatlantik und dann kann ich es kaum glauben: Nur 250 Meter vom Ufer entfernt sehe ich zwei riesige, schwarze Rücken und zwei Blas! Sofort gehe ich etwas höher und kann sie dann gut sehen - zwei Wale, so nah wie nie zuvor!

So schnell ich in dem sehr grobkörnigen Sand durch das Einsinken bei jedem Schritt vorwärtskomme, "laufe" ich sofort zurück zum Wanderer und schnappe mir die Tasche mit meiner Drohne, das Handy mit dem Display für die Steuerung schnell ins Seitenfach und dann barfuß wieder den extrem beschwerlichen Weg zur und entlang der Küste. In den wenigen Minuten haben die beiden Wale schon wieder 500 Meter parallel zur Küste Strecke gemacht. Nach einigen hundert Metern mache ich eine kurze Pause, weil ich die Entfernung zu Fuß einfach nicht verringern kann! Ich überlege, die Drohne schon aus der Distanz zu starten um sie lieber damit zu verfolgen... und mein Handy ist weg! Arrrgh... die Seitentasche war gar keine Tasche, sondern nur eine offene Gewebebahn! SCH...! Verzweifelt suche ich, aber es bleibt dabei: Das Handy ist weg! Jetzt mache ich mich auf den beschwerlichen Rückweg in meiner eigenen Spur und suche ununterbrochen nach dem Handy... nichts! Bis ich endlich wieder am Wanderer bin: Dort liegt es auf der Treppe! Es ist beim Reinstecken sofort durchgefallen und dort liegen geblieben... Au weia, noch einmal Schwein gehabt!
Nur kann ich die Wale mit bloßen Augen nicht mehr ausmachen! Schnell versuche ich sie mit dem Fernglas wieder zu finden, aber inzwischen ist starker Wind aufgekommen und zerfetzt die Wellenkämme schneeweiß... Ich finde sie nicht mehr! ..keine Chance! Kein einziges Bild, dafür aber mein Handy gerettet!

Spät am Abend ist der stürmische Wind wieder völlig eingeschlafen und ich steige ein letztes Mal aus dem Wanderer in die stockdunkle Nacht. Es gibt keine Stadt, kein noch so kleines Örtchen in den nächsten zig Kilometern, kein einziges Licht und selbst der Mond hat sich in den Schatten verkrochen - Neumond! Der Sternenhimmel ist einfach überwältigend. Dazu eine absolute Stille - kein einziges menschengemachtes Geräusch - nur das stetige Rauschen der Wellen, die jetzt wieder sanft ans Ufer rollen.

Als ich dann im Bett liege, sehe ich von meinem Kopfkissen den kristallklaren Orion und die Plejaden (markante Sternbilder, die sogar auf der Nordhalbkugel, knapp über dem Horizont noch zu sehen sind) über dem Meer - was für ein Bild! Nur diesmal leider kein "Bild" - ich war einfach zu müde...

 

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Playa Isla Escondida

Anfahrt zum Playa Isla Escondida
die letzten paar hundert Meter zum Playa Isla Escondida

 

Nach dem Cabo Raso fahre ich durch kleine Hügelketten, die aber in dieser Welt, die fast immer so flach ist wie eine französische Crêpes, einfach überwältigend wirken. Noch beeindruckender sind ihre Farben: Sie bestehen aus grellweiß strahlendem Muschelkalk, immer wieder durchzogen mit rosafarbenen und türkisen Bändern. Auch auf der Piste kommt der weiße Untergrund aus Muschelkalk durch. Dazu aber auch oft tiefe, in teilweise wilden Schlangenlinien gezogenen Furchen die gut zeigen, welch tückischer Untergrund diese Piste bei Regen ist!

Über zig Kilometer bin ich wieder vollkommen allein unterwegs, kein Mensch, kein Auto, keine Estancia. Bis auf einige Gürteltiere die die Piste überqueren, vereinzelte, kleine Schafherden und manchmal ein paar Guanakos neben der Fahrbahn, gibt es nur die sonnendurchflutete Landschaft...

Stellplatz am Playa Isla Escondida

 

Robbenkolonie
meine Nachbarschaft...
der Wanderer steht links oben...

 

Playa Isla Escondida

Da ich schon am sehr frühen Mittag am Playa Isla Escondida angekommen bin, kann ich mehrere Stunden, abwechselnd mit der normalen Kamera und dann auch mit der Drohne auf Motivjagd gehen... und davon gibt es wahrlich genug! Überall an den, jetzt bei Ebbe freiliegenden Landzungen und Buchten, liegen Seelefanten dösend, schnaufend, schnaubend, nießend, rülpsend, furzend, bölkend und bellend in der Sonne. In den kleinen, vom ablaufenden Wasser verbliebenen Pools, tummelt sich spielend und neckend der Nachwuchs. Der Rest der Gruppen, meist ein gigantischer, weit mehr als drei Meter langer und hunderte Kilogramm schwerer Pascha, umgeben von seinem Haarem, liegt träge und faul in der Sonne. Wird den speckbewehrten Riesen irgendwann zu heiß, robben sie 3 oder 4 Züge tiefer zum tiefblauen Wasser, nur um dann erst einmal wieder mehrere Minuten innezuhalten als würden sie überlegen, ob sich dieser Aufwand wirklich lohnt. Werden sie dann aber endlich von den ersten Wellen überspült, gibt es kein Halten mehr und zügig überwinden sie die letzten Meter zum Meer, nur um dann dort einfach wieder nur faul herum zu dümpeln - aber die herrliche Abkühlung sichtbar genießend!
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Seelefantenbulle
einer der riesigen Bullen im Wasser

 

Bulle mit Haarem
Bulle mit seinem Haarem
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..und brüllt lautstark
..und brüllt lautstark

 

Bulle im Ruhemodus
dieser Bulle dagegen im Ruhemodus und deutlich entspannter

 

Nachwuchs beim Dösen
Nachwuchs beim Dösen
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muß ich die Augen wirklich aufmachen
muß ich die Augen wirklich aufmachen?

 

ausgetrocknete Schlammpfanne
diese ausgetrocknete Schlammpfanne verwandelt sich bei Regen sofort wieder in ein klebriges Loch

 

Gezeitentümpel
einer der vielen Gezeitentümpel muß bis zur nächsten Flut nur wenigen Stunden durchhalten

 

Als ich am Nachmittag mit meinem kleinen Diktiergerät noch einmal zum Strand gehe um eine Tonaufnahme der Wellen zu machen, jagen zwei kleine Pinguine direkt vor meinen Füßen, weniger als 3 Meter entfernt, in der Uferbrandung. Kurz bevor eine Welle bricht, sehe ich ihre Silhouetten pfeilschnell durch die Krone der Wellen jagen. So unbeholfen und tolpatschig sie an Land auch wirken - im Wasser rasen sie schneller und wendiger als jeder Kunstflugpilot am Himmel es könnte!

 


Playa Isla Escondida

 

Vor dem Schlafengehen mache ich -wie jeden Abend- noch eine "Sternenrunde" draußen. Diesmal liegt die Kamera bereit um den wieder atemberaubenden Sternenhimmel auch im Foto festzuhalten. Doch diesmal ist es irgendein Nerd, der auf der 500 Meter entfernten Landzunge mit `ner Taschenlampe herumgeistert... Immer wieder trifft mich auch für Sekundenbruchteile der Fokus der Lampe... Würde das während der Aufnahme mit hochgedrehter Empfindlichkeit und langer Belichtungszeit passieren, wäre die Aufnahme völlig verdorben! Nach einer Weile im Wanderer versuche ich noch einmal mein Glück... und habe immer noch Pech... es soll auch heute nicht sein.

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Playa Isla Escondida - Take 3

Die letzten zwei Tage habe ich die Abgeschiedenheit am Playa Isla Escondida in vollen Zügen genossen. Gestern, am Sonntag, war es leider den ganzen Tag stark bewölkt - zusammen mit wahrhaft patagonischem Wind. Die zwei argentinischen Wohnmobile, die mir mit jeweils mehreren hundert Metern Abstand Gesellschaft geleistet hatten, sind bereits gegen Mittag abgefahren und haben mich allein zurück gelassen.

Um Viertel nach 9 abends, der Himmel ist noch nicht vollkommen schwarz sondern zeigt noch eine Struktur verschiedener, sehr dunkler Grau-Töne - bis auf ein riesiges Gebiet vor mir über dem offenen Meer in unheilvollem Schwarz. Manchmal zucken helle Blitze in dieser Wand und für den Bruchteil einer Sekunde nimmt auch dieses schwarze Loch Konturen an. Der Donner aber erreicht mich nicht, dazu ist die Brandung, weniger als hundert Meter von mir entfernt, viel zu laut. Ich sitze auf meiner Treppe und versuche diese besondere Stimmung für mich zu erfassen. Irgendwo tief in mir schlummert ganz verhalten eine Angst. Wahrscheinlich sind es uralte Instinkte, die an die Oberfläche meines Bewußtseins klopfen. Ab und zu ist über den Wellen das Bellen der Seelefanten zu hören, aber was ist sonst noch in der Dunkelheit? Meine Sinne sind nicht imstande dieses umfassende, dunkle Grau um mich herum aufzulösen. Mein Kopf sagt, was soll denn schon passieren? Da wird sich nichts und niemand aus zig Kilometern Entfernung auf den Weg machen, um mich in dieser Abgeschiedenheit zu erschrecken... und gefährliche Raubtiere gibt es hier nicht... Dennoch, irgendetwas anderes in mir bleibt dabei - ein ganz leises Gefühl von Angst, vor der völligen Unbestimmtheit, der Ungewißheit, der Dunkelheit! Kontrollverlust... und leider kein Sternenhimmel.

Sonnenaufgang am Wanderer Montag, der 4. Nov. `24. Wäre das Wetter heute wieder schlecht gewesen, hätte ich die Fahrt nach Norden, in Richtung Valdez, bestimmt fortgesetzt. So aber begrüßt mich der frühe Morgen mit den allerletzten Wolkenschlieren und einem traumhaften Sonnenaufgang über dem Ozean - also Take 3! ..ein weiterer Tag an diesem verzauberten Ort! ..äh, dafür aber mit patagonischem Wind!

 

Wellen brechen sich am Ufer
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..es geht weiter...

..einen Tag später, am Dienstag, dem 5. Nov. `24, geht es weiter, wieder nach Norden zum Naturparadies der Halbinsel Valdez

demnächst mehr...

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