Durch die überraschende Windstille ist der Pueyrredón heute nahezu spiegelglatt und mit zusammen gekniffenen Zähnen steige ich ins 8° (!!!) kalte Wasser! ..um mit diesen wunderschönen Einblicken in das kristallklare Wasser belohnt zu werden. Solch eine Wassertemperatur ist aber, hm, so herausfordernd, daß ich es nur wenige Sekunden aushalte, gerade genug, um ein paar Fotos zu machen.Ich bin ja keiner dieser sibirischen Eisschwimmer! Dafür habe ich jetzt eine verdammt bessere Vorstellung davon, was diese Menschen schaffen...
Am frühen Abend ist die Luft immer noch mild und der Himmel sonnig. Kein schneidender Wind hindert mich daran, neben dem Wanderer direkt am See zu sitzen und Kartoffeln für meine geliebte Linsensuppe zu schälen, zu waschen und für die Suppe zu schnibbeln. Übrigens: Auch die Suppe selbst habe ich mit Seewasser gekocht! Schmunzelnd muß ich daran denken, daß ich mir wahrscheinlich mit keinem Wasser aus irgendeinem deutschen See mein Essen kochen oder vor dem Schlafengehen die Zähne putzen würde...
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10 Kilometer nach dem Start bin ich wieder auf einer offiziellen und auch dem Navi bekannten Piste, der Ruta 41, von Lago Posadas kommend. Von hier steigt sie an den steilen Ufern der Seen in abenteuerlichen Serpentinen immer weiter nach oben und führt anschließend bis zum Nationalpark Perito Moreno. Als ich im März dieses Jahres bereits dort war, konnte ich wegen der einsetzenden Schneefälle diese Strecke nicht mehr fahren. Diesmal also von der "anderen Seite", dem Pueyrredón, ein neuer Anlauf. Leider nur spielt mir das patagonische Wetter auch diesmal einen Streich: Während des Aufstiegs zieht sich der Himmel mit ziemlicher Geschwindigkeit immer mehr zu und meine Fotoausbeute beschränkt sich auf die kurzen Lücken, in denen es die Sonne halbwegs durch die Wolken schafft. Anders als der Schein der gewundenen Serpentinen aus der Ferne vermuten ließ, ist die Piste hinauf in die Berge meist überraschend weitläufig und gut zu befahren. Nur selten wird es enger, steiler und holperiger. Leider werden die Wolken mit jedem Höhenmeter mehr und am Ende der imposanten Kletterpartie sind die Berge um micht herum genauso grau, kontrastlos und nichtssagend wie der Himmel. Da ich den Perito Moreno ja schon bei herrlichstem Wetter bis hin zu Schneestürmen gesehen habe, fiel die Entscheidung, auf die ich innerlich schon "vor-eingestellt" war, sehr leicht. Nach einem kurzen Drohnenflug und einem ausgiebigen Frühstück geht`s den Weg wieder zurück zum Isthmus.
Wieder im Tal angekommen, fahre ich wie selbstverständlich die nagelneue Piste nach links, zum Lago Pueyrredón. Von oben konnte ich sie sehen und meinte, auch eine Verbindung zum Isthmus deutlich erkannt zu haben... bis, ja bis die neue Piste urplötzlich einspurig und schlichtweg fürchterlich wurde! Riesige Steine und tiefe Löcher... und dann zwei aktive Baumaschinen! Die beiden Fahrer grüßten mich etwas, hm, zurückhaltend, als ob sie nicht glauben konnten oder wollten, daß ausgerechnet hier so ein Nerd unterwegs ist. Nur eine Minute später kam ich an eine Stelle, wo der Kipplader jede Menge Kies abgeladen hatte. Ich ließ ihn vorbei und dann mit dem Wanderer in beeindruckender Schrägfahrt mitten durch die Haufen. Anschließend wurde die Fahrt durch das Geröllfeld immer wilder bis ich erkennen konnte, daß diese "Piste" neben der senkrechten Felswand endete... und auf der anderen Seite durch den Fluß - hier mit steilen Böschungen, eng, tief und reißend! Auf gerade `mal 3 Metern Breite habe ich es geschafft zu wenden, dann 500 Meter zurück, zurück bis an eine Furt durch den Fluß. Beim Wenden hatte ich gesehen, daß auf der anderen Seite des Flusses wieder die gut ausgebaute, nagelneue Piste verläuft - getrennt von dieser Seite aber durch den Fluß und noch 250 weiterer Meter übelster Piste... Also Schuhe aus, Socken aus, Trecking Sandalen an und an der Furt
mit seiner ziemlich schnellen Strömung eine Passage ohne Felsen oder
tiefere Löcher gesucht - und gefunden. Als ich mit Eisklötzen an den
Stellen, wo sich einmal meine Füße befunden hatten, wieder in den Steyr klettere, drehe ich nicht die Heizung
voll auf - ich brauche jetzt jedes mögliche Geräusch bei der Durchfahrt
ungefiltert an meinen Ohren! Dann geht`s mit zusammen gebissenen Zähnen
durch den Fluß, denn die Schmach, jetzt wieder zurück an den
Straßenbauarbeitern vorbei fahren zu müssen, läßt mein Stolz nicht zu!
In einem großen Bogen, die Felsen und Wasserlöcher umkreisend, fahre
ich mit eingelegter Mittel- und Hinterachssperre hindurch... und komme
gut auf der anderen Seite an! Vor Erleichterung fällt mir ein riesiger
Stein vom Herzen, der aber zwischen der Menge aller anderen Steine im
Fluß sicher nicht weiter auffällt.
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Abschied vom PueyrredónEs ist mein letzter Abend am Isthmus des Posadas und Pueyrredón. Während es langsam dunkler wird, sitze ich auf meiner Einstiegsleiter und bewundere den unfaßbaren Himmel. Die Wolken und die Farben des Licht`s sind fein gesponnen und so nuanciert, daß ich die Kamera kaum weglegen kann. Leider kann sie nur einen winzigen Teil der wirklichen Stimmung einfangen. Während ich versuche, dieses Erleben in mich aufzunehmen, kommt er auf mich zu! Ein Fuchs! Niemals im Leben habe ich in der Natur einen Fuchs gesehen. Ja, damals, in McPom, aber aus riesigem Abstand... und hier kommt er auf mich zu! Immer wieder bleibt er stehen, wittert, aber der Wind steht -für ihn- in die falsche Richtung, er kann mich nicht wahrnehmen! Immer näher kommt er. Ich sitze völlig bewegungslos und schaue ihn an. Nur noch vier Meter, wieder bleibt er -direkt vor mir- stehen, wittert, sucht ständig mit den Augen die Umgebung ab. Er wirkt unruhig, unsicher, vielleicht sagt ihm sein Instinkt, daß etwas nicht stimmt - aber er nimmt mich einfach nicht wahr. Anscheinend verschmelze ich mit meinen Konturen mit dem unbeweglichen Wanderer, den er nicht als Bedrohung wahrnimmt und der Wind gibt ihm weiterhin keine Witterung von mir. Ganze fünf Minuten dauert die Begegnung, während er in unmittelbarer Nähe bleibt und eine Feuerstelle, die irgend jemand `mal hier angelegt hat, ausgiebig untersucht. Landeier mögen über mich lachen, aber ich bin ein Stadtkind und es ist wirklich so - niemals zuvor in meinem Leben habe ich einen Fuchs aus solcher Nähe gesehen...
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Pueyrredón > es geht weiter... Arroyo Lincoln und Lago CarreraNach den erholsamen und beeindruckenden Tagen am Isthmus Pueyrredón geht die Fahrt am Mittwoch, dem 20. Nov. `24 weiter auf der Ruta 41 nach Norden, über den Arroyo Lincoln bis zum Lago Carrera.
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