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3. Törn im Abenteuer PanAmericana

Paraiso Suizo zwischen Montevideo und Maldonado

Freitag, 6. September 2024, mit der Landung auf dem Aeropuerto Internacional de Carrasco in Montevideo, der Hauptstadt Uruguay`s, starte ich zum 3. Abschnitt meines Abenteuers PanAmericana mit dem Wanderer.

Das Abenteuer beginnt, wie schon bei den letzten beiden Starts, wieder etwas holperig... Ich bin zwar gut in Südamerika angekommen, meine beiden Monsterkoffer mit über 50 kg an Ersatzteilen und zusätzlichen Gimmicks stehen allerdings noch in der Alten Welt, irgendwo in den verschlungenen Eingeweiden des Flughafens von Madrid...

Noch am gleichen Nachmittag erreiche ich mit dem Wanderer bei wunderschönem, aber noch ziemlich frischem Wetter mein -inzwischen- zweites Zuhause, das Paraiso Suizo bei Piriapolis. Immerhin sagt der Kalender, daß es hier in Südamerika noch "Winter" ist!

Nach einem herrlichen Ruhetag am völlig leeren Strand und einer langen "Kneip"-Wanderung im noch 13° kalten Atlantikwasser, kann dieser 3. Törn starten...

 

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Abenteuer vs. Plackerei

Das 3. Abenteuer PanAmericana beginnt also wie schon die beiden letzten Male, mit jeder Menge Arbeit, Ausbesserungen und Reparaturen am Wanderer und der Yamaha, meiner mitgeführten Geländemaschine.

Nachdem ich am nächsten Tag erst einmal 160 Kilometer hin & zurück durch den dichten Verkehr und die quälenden Ampeln erneut zum Flughafen fahren mußte, war das "Auslösen" meiner beiden Koffer zum Glück nicht so schwer. Der Aduana, der Zoll, hatte die Koffer zwar wegen unerklärlichen Inhalts und dem völligen Fehlen der normalen, touristischen Inhalte wie T-Shirts, Badehosen, Shorts und vielleicht noch Socken, erst einmal festgehalten. Mit meinem TIP (Temporary Importation Permit - zeitweise Einfuhrgenehmigung meiner Fahrzeuge) konnte ich schnell und nachvollziehbar erklären, daß die ganzen Plastikwinkel, V2A-Platten, Motoren, Lüfter, Kabel und sonstigen Teile nicht für den Import, sondern zur Reparatur meiner Fahrzeuge bestimmt sind.

Jetzt endlich kann dieses neue "Abenteuer" so richtig beginnen - mit Öl- und Öl-Filterwechsel am Wanderer, Wechsel der Diesel- und Luftfilter, Abschmieren des Fahrzeugs, Desinfektion der gesamten Frischwasseranlage, Austausch von gebrochenen Fenstergriffen beim letzten Törn, austauschen des Windenseils am Heckträger, Einbau eines neuen Fliegengitters an der Eingangstür, Einbindung eines StepDown-Moduls in den Stromkreislauf im Aufbau, Austausch von Ventilanschlüssen meiner ReifenFüllAnlage, Ausbau, Füllen und Wiedereinbau einer Gasflasche, Austausch der Simmerringe an der Gabel der Yam, Austausch von Kette, Kettenblatt und Ritzel, Einrichtung von Programmen, Einstellung des Betriebssystems, Einrichtung eines File-Transfer-Protokolls und vielem mehr für meinen nagelneuen Laptop... und noch 100 Kleinigkeiten, deren Aufzählung ich mir hier lieber sparen will...

..und dem schlimmsten Punkt auf meiner Liste überhaupt: Irgendwo auf den staubigen Pisten der argentinischen Pampa und irgendwann im Mai dieses Jahres auf der Rückfahrt nach Uruguay, fing das Gebläse im Fahrerhaus des Steyr`s immer intensiver an zu quietschen. Auch kleine Schaltpausen brachten keine Abhilfe mehr. Irgendwann wurde aus dem Quietschen ein lautes Schreien und endete mit einem verhaltenem Plop und einer kleinen, nach verbrannter Isolation stinkenden Rauchwolke aus den Lüftungsschlitzen. Danach ging nichts mehr... Das Gebläse meiner Heizung/Lüftung hat nach fast 40 Dienstjahren und tausenden von Kilometern auf staubigen Wüstenpisten in Marokko und Südamerika seinen Dienst quittiert.

neuer SPAL-LüfterLeider hat der Hersteller der Heizung im Steyr bereits vor einem Jahrzehnt in weiser Voraussicht seinen Betrieb eingestellt - passender Ersatz ist also nicht so leicht zu beschaffen. Zum Glück gibt es das Steyr-Forum, eine Plattform der weltweiten Steyr-Fahrer, die bereits mehrfach nahezu unlösbare Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung durch Schwarm-Leistung gelöst hat! So auch in meinem Fall. Findige Schrauber im Forum haben Quellen für neue Lüfter und die erforderlichen Anpassungen gefunden und geschaffen und so bestand ein kleiner Teil meines Monstergepäcks auch aus den neuen Teilen zur Reparatur meiner Heizung.

Spötter behaupten ja, daß alle Autokonstrukteure mit der Entscheidung für die Fahrzeugheizung beginnen und anschließend das Gefährt drumherum bauen. Dementsprechend abartig sind also Reparaturen der Heizung. Zum Glück ist der Militär-Steyr nicht ganz so ungeschickt konstruiert, es bleibt aber die Tatsache, daß die Anlage entsprechend groß und in einem 12-t-LKW verbaut ist.

Ich weiß, ihr wollt eigentlich mehr von den "richtigen" Abenteuern auf der PanAmericana lesen und in tollen Bilder sehen, aber, erstens ist das hier mein persönliches Tagebuch und zweitens -ich habe es schon an anderer Stelle `mal erwähnt- gehört "das" eben auch zu den Abenteuern einer solchen Reise! Nicht ohne Grund (aber gerne verschwiegen) heißt es:

Abenteuer ist das romantische Wort für Plackerei!

 

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Lüfterreparatur im Steyr

..keine Sorge, die nächsten Zeilen werden keine Schritt-für-Schritt Dokumentation wie beim Bau des Wanderer - nur ein kleiner Eindruck von der tagelangen Schinderei, den ganzen Heizungstrum aus dem Fahrerhaus auszubauen, auseinander zu nehmen, zu restaurieren und den alten gegen einen neuen Lüfter zu tauschen.

Die Abenteuer-Plackerei beginnt mit dem Leeräumen des Fahrerhauses, damit beim anschließenden Kippen nicht noch ein schwerer Radschlüssel oder der Klappspaten die Windschutzscheibe durchschlägt. Anschließend muß ich das gesamte Kühlwasser des Steyr -fast 20 l- ablassen und auffangen. Dann darf ich mich auf den Motorblock hocken und mit den Armen tief in die Eingeweide des Steyr fassen. Dort verborgen sind die beiden Anschlüsse für das Motorkühlwasser für die Heizung. Das Problem: Nach fast 40 Jahren Dienstzeit sind die Schläuche mit den kurzen Rohrstücken regelrecht verwachsen und wollen -auch durch die fehlende Hebel- und Kraftwirkung meiner unmöglichen Position- ums Verrecken nicht auseinander gehen! Fast drei Stunden zerren, ziehen, würgen und hebeln, bis ich die Schläuche endlich abziehen konnte. Das Lösen der Schraubverbindungen zur Heizung erweist sich dagegen als Leichtigkeit.

gekipptes Fahrerhaus von Steyr
offener Heizungsschacht

Irgendwann ist`s dann geschafft... der gesamte Heizungsblock ist ausgebaut. Zurück bleibt der jetzt offene Schacht in der Armaturenkonsole des Steyr und erlaubt dabei sogar einen kleinen Blick nach draußen...

Heizungsblock vom Steyr

Lohn der stundenlangen Schinderei: Der mit dem Staub unzähliger Pistenkilometer bedeckte Heizungsblock erblickt zum ersten Mal in seinem Leben die strahlende Sonne auf der Südhalbkugel unserer Erde und zeigt dabei jede Menge Schaumstoffdichtungen, die sich bei leisester Berührung ebenfalls in bröseligen Staub auflösen...

Irgendwo in diesem Blechkasten verborgen, steckt jetzt der vom weltlichen Dasein erlöste Lüfter

Schaufelräder des Lüfters

Ein Blick in das Schaufelgehäuse des alten Lüfters offenbahrt auch die Ursache des Ablebens: Jahrzehntelange Korrosion und vor allem der feinstkörnige Wüstenstaub der letzten Jahre hat den Lagern so zugesetzt, daß sich die Schaufeln nur noch mit ernormem Kraftaufwand drehen ließen! Der kleine Motor hatte also immer mehr Schwerstarbeit zu leisten um die schwergängigen Schaufeln zu drehen. Mehr Last bedeutet aber auch höhere Stromaufnahme ..und die bewirkt wiederum stärkere Erhitzung der Wicklungen ..was dann zu einem höheren elektrischen Widerstand und damit einer noch stärkeren Erhitzung führt...
Irgendwann war die Belastungsgrenze überschritten und die Isolationslackierung der Wicklungen schmorte durch, ein Kurzschluß folgte und auch die Sicherung knallte heraus.

Das Ende einer 40-jährigen Dienstzeit - R.I.P.

 

Das Ende von 5 Tagen Plackerei - na ja, mit ein paar Besinnungspausen und zwei Strandspaziergängen am tiefblauen Atlantik zwischendurch.

Ach so, fast hätte ich`s unterschlagen: Der Test der Heizung ist ein voller Erfolg! Sie ist dicht, heizt auch und der neue Lüfter bläst locker doppelt soviel Luft wie der alte!

letzte Arbeiten an der Heizung

 

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Urlaub im Paraiso

Jetzt bin ich schon wieder einen ganzen Monat in Südamerika, im Paraiso Suizo in Uruguay. Jeden, wirklich jeden einzelnen Morgen wenn mein Bewußtsein aus den Träumen wieder an Deck kriecht, höre ich das Konzert aus unzähligen Vogelstimmen. Einige wenige davon erinnern mich an mein anderes Leben, das in Deutschland... die meistens aber pfeifen Melodien, die so anders, so wunderschön und exotisch sind, daß mir sofort wieder bewußt wird, was für ein Privileg es ist, hier zu sein und das alles zu erleben.

Hinter den Vogelstimmen ist das permanente Rauschen des nur 200 Meter entfernten Ozeans! Immer! Manchmal nur als verhaltenes, "weißes Rauschen" im Hintergrund, an anderen Tagen mit stärkerem Wind dann wieder mit dem Donnern jeder einzelnen Welle.

Über mir ein Himmel, manchmal strahlend blau und so klar, wie ich ihn in Deutschland nie sehen werde. Die Sonne der Südhalbkugel brennt dann trotz des jetzt erst zu Ende gehenden Winters so unerbittlich, daß das Thermometer in den letzten Tagen bereits auf 33° geklettert ist. Immerhin entspricht Uruguay der geografische Breite von Zypern auf der Nordhalbkugel. An anderen Tagen dann kriecht eine schwarze Wand heran und schwere Gewitter schütten Blitze und trommelnden Regen auf den Wanderer.

Bei allem bin ich ein unmittelbarer Teil des Geschehens. Ich spüre das Trommeln der Wassertropfen nur wenige zehn Zentimeter über meinem Kopf - nicht mehrere Meter entfernt auf dem Hausdach wie zu Hause. Öffne ich dagegen die Tür des Wanderer, sind Palmen, leuchtende Blumen, das blaue Meer, der Wind, Leguane und Loros (die kleinen Papageienvögel) auch wieder unmittelbarer und direkter Teil meiner Welt - kein Gang durch ein Treppenhaus, keine Straßen, andere Häuser, Rasenmäher, Autos, Sirenen von Rettungswagen und 20 Minuten Fußweg, um der Zivilisation wenigstens ansatzweise ein winziges bischen zu entkommen...

Zinnobertyrann
Zinnobertyrann oder auch Zinnoberschnäpper
dank Wikipedia & Daniel Pancamo schöner, als ich es je hinbekommen werde
 


Wikipedia Creative Commons Lizenz
Daniel Pancamo

 

Loros im Paraiso

Loros, die kleinen, nimmermüden Papageien, auf der Wiese im Paraiso, direkt neben dem Wanderer


 

Strand beim Paraiso
Atlantikstrand beim Paraiso
am Strand

 

Strand am Paraiso

 

Erosionsrinnen am Strand beim Paraiso
Erosionsrinnen am Strand beim Paraiso

 

 

Frühling am Atlantik
Frühling am Atlantik

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es geht weiter...

Donnerstag, 10. Oktober 2024, meine Wartungsarbeiten, Reparaturen und kleinen Neuerungen sind alle abgeschlossen und das Herz schon längst wieder ganz in Südamerika angekommen. So ganz langsam steigt die Freude auf den Start in den nächsten Törn im Abenteuer PanAmericana. Wahrscheinlich werde ich am Sonntag mit dem Wanderer wieder in Richtung Süden starten.

 

demnächst geht`s hier weiter...

 

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