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Camino Carqueque - 2. Teil

Camino Carqueque

Auf der letzten Seite habe ich mit dem Wanderer auf dem bei Kartenbetreibern nahezu völlig unbekannten Camino Carqueque die Überquerung der Cordillera de Los Andes, der Andenkordilliere, begonnen. Über die anstrengende, aber absolut imposante Piste, habe ich auf dem ersten Paß bereits die Höhe von 2.510 m erreicht und die Nacht in einem Hochtal auf fast 2.400 m verbracht. Heute, am Donnerstag, dem 27. März ´25, geht die Fahrt weiter nach Osten und über die nächsten Pässe. Ziel ist weiterhin die Stadt Malargüe am östlichen Rand der Anden.

 

 

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auf dem Camino Carqueque

Camino Carqueque, Route
der Camino Carqueque - zusammengesetzt aus vier einzelnen Screenshot meines Navis
auch dieses Bild kann noch vergrößert werden...

 

Auf meinem luftigen Stellplatz am Camino Carqueque auf fast 2.400 m Höhe werde ich schon früh am Morgen durch Hundegebell aufmerksam. Wie schon in den letzten Tagen immer häufiger gesehen, treiben Gauchos ihr Herden von Rindern, Ziegen oder Pferden, die die letzten Monate hier in der Höhe vollkommen allein und unbeaufsichtigt gelebt haben, zusammen. Da sich der Winter hier in den Anden mit großen Schritten nähert, werden die Herden in wesentlich tiefere Lagen getrieben. Schon nach wenigen Schneetagen liegt hier meterhoch Schnee und ein Überleben von Menschen und Tieren ist in der dann vollkommenen Abgeschiedenheit in diesen Höhen, unmöglich. Auch für mich heißt es weiter zu ziehen. Auf meinem Weg nach Osten in Richtung der Stadt Malargüe, liegen noch zwei weitere Pässe und etliche Pistenkilometer vor mir.

Donnerstag, 27. März ´25, als ich am Vormittag den Steyr starte, ist der Motor noch ein Stück unwilliger als am Vortag! Die deutlich dünnere Luft hier auf 2.382 m scheint ihm nicht zu passen und während ich mich als Mensch in den letzten Wochen problemlos an die Höhenluft angepaßt habe, beharrt er als sture Maschine darauf: "Zuviel Diesel bei zuwenig Luft! Wie soll ich diesen Brei denn anstecken?" Er brauchte diesmal gleich mehrere Sekunden bis zum Zünden, bullerte auch nicht auf allen Töpfen, sondern hatte 1 oder 2 Zylinder, die noch ein paar Sekunden mehr stotterten bis auch sie ansprangen, während der Auspuff dabei dicke, schwarze Wolken ausstieß. Als dann alle Zylinder wieder im Gleichklang liefen, war`s das dann auch mit dem Ruß aus dem Kraftwerk. Die Maschine schnurrte wieder wie gewohnt und von der sicherlich vorhandenen Leistungseinbuße in der Höhe ist eh nichts zu spüren, da ich auf diesen Pisten sowieso nur mit kleinen Geschwindigkeiten in den niedrigsten Gängen fahren kann. Dabei hat der Steyr dann ein so gewaltiges Drehmoment, daß er sogar bergauf im Standgas klettern kann und den Verlust locker wegsteckt.

Obwohl ich immer wieder in meiner eigenen Staubwolke fahren muß, sehe ich doch alles von dieser unendlich schönen Bergwelt, dieser wahnsinnigen Kulisse um mich herum! ..und es geht weiter knackig bergauf! Bis, ja bis es plötzlich eine "Unheimliche Begegnung der Dritten Art" gibt: 50 Meter vor mir schiebt ein schwerer Caterpillar kleine Geröllberge auf! Als der Fahrer mich sieht, schiebt er die Berge über den Rand der Piste, setzt sich selbst nach außen und im Zentimetertempo krieche ich schwankend vorbei - nicht ohne beiderseitige, freundliche Grüße...

2.888 mIrgendwann wird aus der steilen und elenden Geröllpiste eine breitere, sanftere und weiche Staubpiste und dann stehe ich auf dem nächsten Paß! Dieser ist sogar mit einem Stein markiert auf dem vielleicht vor vielen Jahren ´mal eine Inschrift, vielleicht auch ein Name gestanden hat. Heute jedoch braucht es mein GPS im Navi um "es" zu begreifen: Der nächste Höhenrekord mit 2.888 m... während um mich herum Gauchos mit riesigen Herden von Rindern und Pferden talwärts ziehen.

 

Berge am Camino Carqueque

 

dem Paßentgegen

 

 

2.888 m
auf 2.888 m auf dem Camino Carqueque
Paß am Camino Carqueque

 

die Herden werden ins Tal getrieben
die Herden werden ins Tal getrieben

 

 

talwärts m

 

Irgendwann begegnen mir zwei Motorradfahrer und deuten mit den Daumen nach oben als sie mich mit dem Wanderer sehen. Sie halten auch an und in einer Mischung aus Spanisch und Englisch sind sie neugierig zu erfahren, wie jemand aus Deutschland mit "so einem" Fahrzeug in "so eine abgelegene" Gegend kommt. Richtig gerührt und sprachlos bin ich jedoch bei unserer Verabschiedung als einer zu mir sagt "Muchas gracias por visitar Argentina" - ich glaube, daß das auch ohne Übersetzung verständlich ist...

Einige Kilometer und sehr viel mehr an Zeit weiter runter muß ich jedoch eine Zwangspause vor einem PickUp einlegen. Wieder sind es zwei Motorradfahrer, diesmal aber mit Problemen. Eine Maschine liegt mit Getriebschaden fest und beide haben es geschafft einen PickUp zu organisieren, der sie und die Maschinen wieder zurück ins Tal bringt.

 

das Ende einer Motorradfahrt Abfahrt vom Paß talwärts

 

zurück im Tal Nach 98 Kilometern heute, 6 Stunden Fahrt und damit einem Schnitt
von 16 km/h, habe ich`s geschafft!
Die Cordillera de los Andes auf dem Camino Carqueque ist überquert und ich stehe mehr als 1.000 Meter tiefer am Rio Malargüe auf 1.718 m.
der Wanderer am Rio Malargüe

 

Dieses Video liegt in FullHD vor
auch der zweite Tag der Andenüberquerung auf dem Camino Carqueque bringt mit 2.888 m einen neuen Rekord für den Wanderer
Vergrößern des Videos auf Vollbild durch Doppelklick

 

Freitag, 28. März ´25, erst spät am Vormittag starte ich die überschaubare Distanz der letzten 19 Kilometer bis zur Stadt Malargüe am östlichen Rand der Anden. In der wahrhaft läppischen Höhe von nur noch 1.718 m, springt der Steyr heute wieder artig und wie gewohnt nach nur einer halben Sekunde mit allen Zylindern gleichzeitig und nur mäßiger und kurzer Wolke aus dem Auspuff, an.
Eine handvoll Kilometer vor der Stadt muß ich dann bei den deutlich sichtbaren Zeichen der Zivilisation immer mehr schlucken... Immer mehr Müll und Plastik hängt in und an den Büschen und mit jedem Meter wird es schlimmer. Zwei Kilometer vor dem Stadtrand sieht es so aus, als wäre eine ganze Müllhalde vom Flugzeug aus abgeworfen worden...

Auf dem städtischen Campingplatz kann ich dann aber die starke und heiße Dusche genauso wie den wieder vorhandenen Internetempfang in vollen Zügen genießen - nicht so sehr, wie die dröhnenden Mopeds, lauten Autos, lauten Menschen, kläffenden Hunde und am Abend auch noch die taghelle Orgie aus Kunstlicht um mich herum...

 

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es geht weiter...

..noch ein bischen... Es sind jetzt nur noch drei Wochen bis zu meinem Rückflug zum Heimaturlaub in Deutschland und dazwischen liegt noch die Durchquerung des südamerikanischen Kontinents vom Westen, in den Anden bis zum Osten, am Atlantik, in Uruguay. Das sind knapp 2.000 Kilometer durch die argentinische Pampa! Zuvor aber mache ich noch einen allerletzten Abstecher in die Anden, ins Valle Sosneado, nördlich von Malargüe...

  

demnächst geht`s hier weiter...

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