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> Camino Carqueque > auf dem Camino auf dem Camino Carqueque
Auf meinem luftigen Stellplatz am Camino Carqueque auf fast 2.400 m Höhe werde ich schon früh am Morgen durch Hundegebell aufmerksam. Wie schon in den letzten Tagen immer häufiger gesehen, treiben Gauchos ihr Herden von Rindern, Ziegen oder Pferden, die die letzten Monate hier in der Höhe vollkommen allein und unbeaufsichtigt gelebt haben, zusammen. Da sich der Winter hier in den Anden mit großen Schritten nähert, werden die Herden in wesentlich tiefere Lagen getrieben. Schon nach wenigen Schneetagen liegt hier meterhoch Schnee und ein Überleben von Menschen und Tieren ist in der dann vollkommenen Abgeschiedenheit in diesen Höhen, unmöglich. Auch für mich heißt es weiter zu ziehen. Auf meinem Weg nach Osten in Richtung der Stadt Malargüe, liegen noch zwei weitere Pässe und etliche Pistenkilometer vor mir. Donnerstag, 27. März ´25, als ich am Vormittag den Steyr starte, ist der Motor noch ein Stück unwilliger als am Vortag! Die deutlich dünnere Luft hier auf 2.382 m scheint ihm nicht zu passen und während ich mich als Mensch in den letzten Wochen problemlos an die Höhenluft angepaßt habe, beharrt er als sture Maschine darauf: "Zuviel Diesel bei zuwenig Luft! Wie soll ich diesen Brei denn anstecken?" Er brauchte diesmal gleich mehrere Sekunden bis zum Zünden, bullerte auch nicht auf allen Töpfen, sondern hatte 1 oder 2 Zylinder, die noch ein paar Sekunden mehr stotterten bis auch sie ansprangen, während der Auspuff dabei dicke, schwarze Wolken ausstieß. Als dann alle Zylinder wieder im Gleichklang liefen, war`s das dann auch mit dem Ruß aus dem Kraftwerk. Die Maschine schnurrte wieder wie gewohnt und von der sicherlich vorhandenen Leistungseinbuße in der Höhe ist eh nichts zu spüren, da ich auf diesen Pisten sowieso nur mit kleinen Geschwindigkeiten in den niedrigsten Gängen fahren kann. Dabei hat der Steyr dann ein so gewaltiges Drehmoment, daß er sogar bergauf im Standgas klettern kann und den Verlust locker wegsteckt. Obwohl ich immer wieder in meiner eigenen Staubwolke fahren muß, sehe ich doch alles von dieser unendlich schönen Bergwelt, dieser wahnsinnigen Kulisse um mich herum! ..und es geht weiter knackig bergauf! Bis, ja bis es plötzlich eine "Unheimliche Begegnung der Dritten Art" gibt: 50 Meter vor mir schiebt ein schwerer Caterpillar kleine Geröllberge auf! Als der Fahrer mich sieht, schiebt er die Berge über den Rand der Piste, setzt sich selbst nach außen und im Zentimetertempo krieche ich schwankend vorbei - nicht ohne beiderseitige, freundliche Grüße...
Irgendwann begegnen mir zwei Motorradfahrer und deuten mit den Daumen nach oben als sie mich mit dem Wanderer sehen. Sie halten auch an und in einer Mischung aus Spanisch und Englisch sind sie neugierig zu erfahren, wie jemand aus Deutschland mit "so einem" Fahrzeug in "so eine abgelegene" Gegend kommt. Richtig gerührt und sprachlos bin ich jedoch bei unserer Verabschiedung als einer zu mir sagt "Muchas gracias por visitar Argentina" - ich glaube, daß das auch ohne Übersetzung verständlich ist... Einige Kilometer und sehr viel mehr an Zeit weiter runter muß ich jedoch eine Zwangspause vor einem PickUp einlegen. Wieder sind es zwei Motorradfahrer, diesmal aber mit Problemen. Eine Maschine liegt mit Getriebschaden fest und beide haben es geschafft einen PickUp zu organisieren, der sie und die Maschinen wieder zurück ins Tal bringt.
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Freitag, 28. März ´25, erst spät am Vormittag starte ich die
überschaubare Distanz der letzten 19 Kilometer bis zur Stadt Malargüe am östlichen Rand der Anden. In der
wahrhaft läppischen Höhe von nur noch 1.718 m, springt der Steyr heute wieder artig und wie gewohnt nach
nur einer halben Sekunde mit allen Zylindern gleichzeitig und nur
mäßiger und kurzer Wolke aus dem Auspuff, an. Auf dem städtischen Campingplatz kann ich dann aber die starke und heiße Dusche genauso wie den wieder vorhandenen Internetempfang in vollen Zügen genießen - nicht so sehr, wie die dröhnenden Mopeds, lauten Autos, lauten Menschen, kläffenden Hunde und am Abend auch noch die taghelle Orgie aus Kunstlicht um mich herum...
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weiter... es geht weiter.....noch ein bischen... Es sind jetzt nur noch drei Wochen bis zu meinem Rückflug zum Heimaturlaub in Deutschland und dazwischen liegt noch die Durchquerung des südamerikanischen Kontinents vom Westen, in den Anden bis zum Osten, am Atlantik, in Uruguay. Das sind knapp 2.000 Kilometer durch die argentinische Pampa! Zuvor aber mache ich noch einen allerletzten Abstecher in die Anden, ins Valle Sosneado, nördlich von Malargüe...
demnächst geht`s hier weiter... |