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Tapia Laguna Varvarco TapiaAm 26. Feb. `25 bin ich mit dem Wanderer von Chos Malal auf der "Scenic Route" (engl.), der Ruta Provincial 43, gestartet. Jetzt, nach sechs beeindruckenden Tagen, habe ich den ersten der beiden Seen, die Laguna Varvarco Tapia erreicht. Mit 1.995 m ü.N.N. ist das der höchste Stellplatz an dem ich jemals gestanden habe! Nicht nur die Fertigpizza im Kühlschrank ist in ihrer Verpackung wie ein Luftballon aufgepumpt, auch als ich später meine Zahncremetube öffne, kommt meiner Zahnbürste ungefragt sofort ein dicker Schwall entgegen. Ich stehe mit dem Wanderer nur eine handvoll Meter vom tiefblauen Wasser der Laguna Varvarco Tapia entfernt und sitze mit meiner Tasse Kaffee direkt am Wasser. Wenn der Wind Pause macht und sich nicht mit einem Sausen an den Aufbauten des Wanderer verfängt, ist es absolut still! ..bis auf die kleinen Platscher, wenn vor mir wieder `mal einer der Fische aus dem Wasser springt. Selbst diese riesigen Berge vor mir, wie das gewaltige Massiv des Vulkans Domuyo, der fast auf 5.000 Meter Höhe hinaufragt, sind völlig still! Irgend etwas in mir erwartet, daß sie doch in einem ganz tiefen Ton irgend etwas sagen, daß sie vielleicht grollen oder brummen... aber nichts, kein einziges Geräusch ist zu hören. Vielleicht sind die Stimmen der Berge aber auch so tief, daß wir sie gar nicht wahrnehmen können. Die besten Kinderohren hören Frequenzen von ca. 20 - 20.000 Hz (Hertz - Anzahl der Schwingungen (Frequenz) pro Sekunde) und vielleicht spricht ein Berg mit einer Frequenz von nur einer Schwingung pro Jahr, also nur 0,000.000.003.2 Hz. Wir müßten über Jahrtausende die Stimme eines Berges aufzeichnen um sie dann in wenigen Sekunden abzuspielen um auch nur ein einziges Wort zu verstehen. Ich muß an die Ewigkeit denken und an die Beschreibung, ich glaube, sie ist von Antoine de Saint-Exupéry, die da sagt: Es gibt einen gewaltigen Berg aus einem einzigen, gewachsenen Diamanten, so groß wie der größte Berg der Welt. Ein einziges Mal im Jahr kommt ein kleines Vögelchen und wetzt sich an diesem Berg den Schnabel. Eines Tages, wenn dieser Berg vollkommen abgewetzt ist, ist eine einzige Sekunde der Ewigkeit vergangen. So winzig und doch so erhaben fühle ich mich, von dieser Ewigkeit an solch einem Ort berührt zu werden.
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Campos Laguna Varvarco CamposNach zwei Tagen am ersten See der beiden Lagunas, läßt mich die Neugier nicht mehr in Ruhe und ich will unbedingt sehen, was fünf Kilometer weiter, hinter den Hügeln liegt - ich will unbedingt zur größeren, noch abgelegeneren Laguna Varvarco Campos! 5. März `25, die Piste ist durch die massiven Steine so rumpelig, daß ich nicht über den 3. Gang hinauskomme und für die kurze Strecke sage und schreibe 45 Minuten brauche! ..und dann erwischt "sie" mich beinahe doch... die Piste! Das Navi zeigt gerade an, daß es nur noch 560 Meter bis zum Ziel sind, als ich um eine enge, uneinsehbare Kurve komme. Direkt neben der Beifahrerseite steigt die Bergwand steil bergan, direkt links neben mir fällt sie genauso steil 10 Meter nach unten um dann immer flacher werdend, auszulaufen. Nur 3 oder 5 Meter vor meinem linken Vorderrad klaffen zwei tiefe Auswaschungen, die einen Teil der Piste, die sowieso nur wagenbreit ist, nach unten weggerissen haben! An der Hangseite zeigen Spuren, daß die Pickups der Einheimischen mit ihren Rädern weit auf den Hang fahren um nicht in die Furchen zu kommen - ein Abrutschen am Hang wäre dann nicht mehr zu vermeiden! Nur ist der Wanderer kein schmaler und "flacher" Pickup! Mit seinen 3,75 m Höhe und der riesigen Bodenfreiheit liegt sein Schwerpunkt wesentlich weiter oben. Fahre ich ein paar Zentimeter zu hoch an den Hang, könnte sein Schwerpunkt über die linken Räder hinaus kommen und der Wanderer würde kippen und abstürzen! Fahre ich ein paar Zentimeter zu wenig auf die Hangseite, könnte vor allem das linke Hinterrad in eine der Auswaschungen rutschen und spätestens jetzt würde der Wanderer kippen und abstürzen! Sofort schießen mir die ganzen Mahnungen der Ranger durch den Kopf und ich muß an das ExMo (ExpeditionsMobil) aus Belgien denken, das vor wenigen Wochen bei einer solchen Schrägfahrt umgestürzt ist (siehe "Fahrt nach Varvarco")... All dieses "Denken" & Abschätzen hatte weniger als zwei Sekunden Zeit, während ich die Augen von den ausgewaschenen Furchen weg nach vorne richte um die Piste ein paar Meter vor mir und nicht die Furchen zu sehen. Mit Augen und Hintern steuere ich auf die Schräge, fühle, wie der Wanderer in Schräglage kommt und ich gegen die Fahrertür gedrückt werde - und bin durch! Während mein Herz noch wie wild pochte, brauchte es bestimmt eine halbe Minute, bis der Kopf wirklich begriff, was gerade passiert war! Es dauerte noch einmal eine weitere Zeit bis mir klar wurde, daß ich irgendwann auch wieder aus dieser Sackgasse zum See zurück muß... und dann sitze ich auf der Hangseite und habe durch meine Fahrerposition im entscheidenden Moment keine Sicht auf die Furchen... Puh, der Schreck sitzt mir immer noch in den Knochen, als ich über die letzte Kuppe rolle und sie vor mir liegt, die Laguna Varvarco Campos. Vom Schreck und diesem neuen, atemberaubenden Anblick noch berührt, finde ich dennoch schnell "meinen" Platz direkt am Ufer der hell strahlenden Bucht vor mir. Beim COE (cut-off-engine, also Abschalten des Motors) registriere ich staunend meinen nächsten Rekord! Ich habe die 2.000-er Marke überschritten und stehe mit dem Wanderer jetzt auf 2.046 m ü.N.N. am Fuß des Cerro Bayo mit seinen über 3.000 m in einer Wahnsinnslandschaft! Das Wasser der Laguna ist tiefblau und schon wenige Minuten später stehe ich mit meiner Kamera bis zum Bauchnabel im kristallklaren Wasser. Um mich herum flüchten Forellen, von denen etliche spielend größer als 30 Zentimeter sind.
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es geht weiter.....in meinem "neuen Reich", der Laguna Varvarco Campos. Es ist so imposant und schön, daß ich die nächsten sechs Tage an diesem Traumplatz verbringen werde - mit mehreren beeindruckenden Ausflügen, zu Lande, zu Wasser und in der Luft! Mehr dazu auf der nächsten Seite
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