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Zeitaufwand beim Bau des Wanderer
Stand 26. November
2020
Seit der letzten Aktualisierung (September 2019), ist der
Zeitaufwand zum Bau des Wanderer um mehr
als 1.000 Stunden weiter gestiegen! Obwohl das Fahrzeug jetzt seit mehr
als 2 Jahren "reisefertig" ist, gibt es immer noch einige Hausaufgaben,
die erledigt werden müssen. Aber, der Aufwand läßt jetzt, wo der Ausbau
nahezu abgeschlossen ist, deutlich nach. Viele Stunden haben sich auch
durch einige Änderungen ergeben, die in den vielen Monaten, in denen
ich mittlerweile mit dem Wanderer auf Großer Fahrt war, wie z.B.
Anfang dieses Jahres in Marokko.
Um es also, wie gehabt, auf den Punkt zu bringen: mittlerweile 6
Jahre Bauzeit am Wanderer, davon
|
am Schreibtisch und Computer
direkt am Fahrzeug |
=
= |
4.066 h
5.741 h |
|
Summe |
= |
9.807 h |
Das sind ca. 1.226 Arbeitstage bei gerechneten 8
h/d ..
So viel zu der trügerischen Illusion: Das schafft man schon
... selbst wenn man nur nach Feierabend im Job dran bauen kann
...
.. und, noch eine zweite Illusion muß ich hier aus bitterer
Erfahrung beenden: "DAS hier geht zum Glück ein bischen
schneller ..." Die Realität ist:
Denkste! Es sind vor allem die
"Kleinigkeiten", die unglaublich viel Zeit schlucken! Viel, viel mehr,
als man sich denkt! Drei Beispiele:
- Im Fahrerhaus sind direkt hinter der A-Säule kleine
Dreiecksfenster die ich zum Lackieren ausgebaut hatte. Nach einer
bereits ernüchternden Erfahrung beim Einbau der hinteren
Seitenscheiben (viel Silikonöl und Einsatz einer Schnur in der
Gumminut) bin ich hier davon ausgegangen, daß der Wiedereinbau nach
1 Stunde erledigt sein müßte ... weil hier ja ohne Schnur zum
Herausziehen der Dichtungslippe gearbeitet werden kann und
eigentlich nur das Scheibengummi in die Tür eingesetzt werden muß
... Das Fenster dann anschließend bequem und spannungsfrei ...
Soweit die Theorie. Die Praxis sah dann völlig anders aus: Für die
obere Drehachse der Dreiecksfenster ist innerhalb
der Scheibengummis zur Stabilisierung ein kleines Stahlteil
einvulkanisiert ... und dieses Teil in den Türfalz einzufädeln hat
für beide Scheiben 20, 30 oder 40 vergebliche Versuche, eine
mordsmäßige Sauerei (durch das Öl, das alles geschmeidiger und
leichter machen sollte) und für 3 Tage schmerzende Finger von der
Drückerei und Zerrerei gekostet! Zeitaufwand: In Summe mehrere
Stunden verteilt auf 2 Nachmittage!
- Das Thema "Recherche" ... Sie kann sich ins Unendliche ziehen!
Auch hier gilt das gleiche Gesetzt wie schon zuvor: Die
Kleinigkeiten, die "ach-so-überschaubaren" Dinge sind`s, die auf
einmal endlos werden. Konkret: Christian, ebenfalls ein
"Selbstausbauer", hat auf seiner Internetseite (https://www.videomundum.de/) in wohlfeilen
Worten und mit eindrucksvollen Bildern seinen eigenen Um- und
Ausbau eines Steyr beschrieben. Noch mehr spezifische Ausbaudetails
von ihm stehen in einem tollen Beitrag im "Blauen Forum", der
"Allrad-LKW-Gemeinschaft": 7 tolle, mit aussagekräftigen Bildern
prall gefüllte Seiten im Forum (http://www.allrad-lkw-gemeinschaft.de/). 7!
Sieben Seiten! Klar wollte ich mir seine Erfahrungen und seine
Infos nicht entgehen lassen - also ordentlich durcharbeiten ...
"Das ist doch in 1 - 2 Stunden abgearbeitet ..."
Denkste! Es sind zwei lange Nachmittage
mit mehr als 10 Stunden geworden! .. und das ist noch nicht das
Ende der Fahnenstange ... es werden noch einige Stunden dazu
kommen! .. und warum dauert das jetzt so lange? Antwort: Es ist
kein kurzweiliger Roman bei dem man 1 Seite in einer oder zwei
Minuten liest! Es geht um Ideen, Anregungen, Erfahrungen,
Erkenntnisse, Informationen und bei jedem 10. Wort muß man wieder
"abklopfen", inwieweit das für den eigenen Ausbau relevant ist, ob
ein bestimmtes Detail übernommen werden kann, wo es adaptiert
werden muß und wie und dabei 100 x im Internet nach-recherchieren,
ob`s die Teile gibt, was sie kosten usw. Und dann muß das Ganze in
den eigenen Bau integriert werden, Pläne müssen geändert werden,
Zeichnungen angepaßt werden, Reihenfolgen ändern sich, die LOP
(Liste offener Punkte) wächst immer weiter ... ach ja, und jede
dieser 7 Internetseiten ist mehrere DIN-A-4 Seiten lang!
- Egal wie viele Schrauben man in seinem Leben in Schubladen
gesammelt hat: Immer wieder fehlen welche und immer wieder im
falschen Moment! Ebenfalls ein Naturgesetz! .. und das heißt zum 100.
Mal: Ab zum Baumarkt und dort zu Apothekenpreisen die richtigen
Schrauben kaufen ... und gleich noch 10 in Reserve dazu ... aber 2
Tage später fehlen wieder andere ... 100 Mal? Ich hab`s nicht
explizit gezählt, aber die Größenordnung ist sicher nicht falsch!
100 Mal, das sind allein 100 h und damit mindestens 12 komplette
Arbeitstage ...
Aber: So schlimm muß/kann/braucht es nicht zu
werden. Es gibt eine ganze Reihe von Einflußfaktoren, die bei
mir für diese Planungs- und Bauzeit verantwortlich
sind:
- ich habe -bis auf die Erstellung des Rohkoffers-
alles allein und ohne Hilfe gemacht. Weitere Hände
und/oder mitdenkende Köpfe -und sei es nur zum bekannten Aussuchen
der Gardinen- können die Zeitdauer erheblich reduzieren! Nicht nur
aufgrund der Arbeitsteilung, sondern auch deshalb, weil ich mangels
helfender Hände auch einigen Aufwand in irgendwie geartete
"Hilfskonstruktionen" stecken mußte, die genau diese Unterstützung
ersetzen mußten.
- es geht auch einfacher - oder anders ausgedrückt: Ich habe mir an
vielen Stellen viel, vielleicht viel zu viel Arbeit gemacht! 2
Beispiele:
- Ich habe das gesamte Basisfahrzeug zerlegt und mit der
berühmten "Zahnbürste" von Dreck, verkrustetem Fett und Rost
befreit - mit der heutigen Erfahrung würde ich das Fahrzeug in
jedem Fall Trockeneisstrahlen lassen!
- unter jedem Winkel, jedem Anbauteil findet man Rost ... und
ich habe so gearbeitet: "Jetzt habe ich schon sooo viel
abgebaut, daß hier kann ich dann auch noch ...
und dann mache ich`s ordentlich ...". Ganz eindeutig: DAS
muß nicht sein! Ein Bekannter hat einmal -absolut zu
recht- gesagt: "Das ist ein LKW! Bis der
durchgerostet ist, liegen wir schon unter der Erde!"
- ich habe keine Unterstützung einer gut ausgerüsteten Werkstatt
gehabt! Hat man darauf Zugriff, geht vieles erheblich einfacher und
schneller! Ein blödes Stück Alu schneiden dauert in einer Werkstatt
mit entsprechenden Werkzeugen Minuten und das Ergebnis ist
winkelig, passend - perfekt! Selber machen heißt: Richtiges
Werkzeug besorgen (sei`s nur, ein anderes Sägeblatt auf die
Kreissäge zu setzen), vernünftige Anschläge und Unterlagen
aufbauen, 5 x messen, 4 x nachjustieren, schneiden, Stirn runzeln,
nachfeilen, entgraten ... und irgendwann kann der "Kompromiß"
eingebaut werden ... wieder ist eine ganze Stunde rum!
- mein Wanderer ist eine
Prototypentwicklung! Auch das geht erheblich einfacher:
Basisfahrzeug kaufen, belgischen Armeeshelter kaufen, auf der
Ladefläche befestigen, Innenausbau machen - fertig! .. und selbst
der gewerbliche Bau eines Koffers mit fertiger Tür, Dachluke,
Fenstern und Heckklappen ist nicht um Welten teurer, wenn man den
Zeitaufwand für den kompletten Eigenbau in €`s
einrechnet!
- und last but not least: Ich habe keinerlei handwerkliche
Ausbildung und auch keinerlei Vorkenntnisse gehabt, die mir bei
diesem Mammutprojekt hätten helfen können! Das bedeutet u.a., daß
ich oftmals viele Stunden für irgendwelche Kleinigkeiten oder
Lösungen recherchieren mußte, die für jemanden mit Vorkenntnissen
Selbstverständlichkeiten darstellen, die nicht einmal erwähnt
werden müssen. Heute, nach 2 stumpf gedrehten Kobalt-Bohrern und
vielen Flüchen weiß ich, daß ich zum Bohren eines Loch`s in
Edelstahl keinen Körnerpunkt schlagen darf ...
Nach den ganzen Erklärungen und "Entschuldigungen" hier die reinen
Fakten - der Zeitaufwand verteilt sich also wie folgt:
Schreibtisch = 4.066 h |
Fahrzeug = 5.741 h |
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Anmerkung: Die wahren Grenzen zwischen
Planung, Recherche und Beschaffung sind mehr als fließend und
nicht wirklich zu trennen. Dennoch bleibt`s dabei: Der Aufwand
am Schreibtisch ist fast so groß wie der gesamte Ausbau des
Koffers im Wanderer!
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Einsparpotenzial: puh, da jibbet ne janze
Menge ...
- Recherche und Planung: Hat "man" Ahnung, ist man also
handwerklich "vorbelastet" und/oder hat sogar Zugriff auf
eine Werkstatt, kann dieser Zeitaufwand deutlich vermindert
werden! Ist man so wie ich ein "Zauberlehrling", so können
sich auch die kleinsten Kleinigkeiten, selbst mit
Unterstützung von Tante Google, endlos hinziehen!
Besonders, wenn man nicht weiß wonach man sucht ... wie das
Teil heißt oder das es überhaupt etwas gibt, mit dem man
sein Problemchen schnell und befriedigend lösen könnte
...
- Internet - gemeint sind diese vielen Seiten auf Global Wanderer. Das kann man sich
natürlich sparen. Für mich war`s jedoch zum einen ein
sinnvoller Beitrag zu meiner eigenen Dokumentation, zum
anderen ein gutes Stückchen Spaß, etwas, das ich sehr gerne
und mit Freude gemacht habe. Letztlich auch ein gehöriger
Anteil an Verpflichtung! Würde es nicht andere
Selbstausbauer geben, die ihre Erfahrungen in dieser Form
kommuniziert hätten, wäre mir vieles viel schwerer gefallen
und ich hätte auf so manche gute Anregung verzichten
müssen. Mit meiner Dokumentation im Internet konnte ich zum
Glück jetzt schon einigen Neuanfängern helfen, die mit
ihrem Bau nach mir anfangen haben!
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Einsparpotenzial: hier gilt das Gleiche, was
ich schon beim Zeitaufwand am Schreibtisch gesagt habe:
Fundierte Ahnung von einem Gewerk, ob`s nun Möbelbau oder
Elektroarbeiten sind, helfen ernorm ... erst recht der Zugriff
auf (s)eine Werkstatt! |
grundsätzliches Einsparpotenzial
Auch hier ist der erforderliche Zeitaufwand zum Bau eines
Expeditionsmobils wie des Wanderer`
deutlich reduzierbar! Die Lösung: zu Zweit arbeiten! Dabei geht es
nicht nur um die berühmten "Gardinen" die von der Partnerin selbständig
ausgesucht und beschafft werden. Es ist für mich nicht zu bemessen, wie
oft ich irgendwo in den "Eingeweiden" des Aufbaus steckte und dann
fehlte eine einzige Unterlegscheibe ... oder eine Dichtung ... oder der
richtige Schlüssel ... Jeden Tag muß ich 20 oder 50 mal irgendwo
herauskriechen, zum Werkzeugschrank oder Materiallager gehen um das
fehlende Teil zu organisieren nur um dann zurück vor Ort festzustellen,
etwas anderes "vergessen" zu haben! In über 6 Jahren Bauzeit sind für
diese "Beschaffungsgänge" hunderte von Stunden draufgegangen!
Zum anderen ist da die reine Arithmetik: Sie selbst reduziert zwar
nicht die absolute Summe an Arbeitsstunden, wohl aber den Zeitaufwand
in Monaten oder Jahren! Einfacher Dreisatz aus der Schule: Ein Arbeiter
braucht x Stunden. Wie schnell ist die gleiche Arbeit durch 2 Arbeiter
erledigt? ... Antwort: in der halben Zeit ...
.. ach, und dann können sich auch Entscheidungen des nächsten
Kapitels, dem Kostenaufwand, bei der Zeit auswirken ...
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